Sunday, January 26, 2020

Ortelius Redivivus Et Continuatus, Oder Der Ungarischen Kriegs




Anno 1566.

Nachdem auch Ihre K.  M.  auß allen Umbständen nicht anderst schliessen kunte dann dz sie mit ihrer Macht und Volk dem Solymanno nicht zu vergleichen: Suchete sie derowegen ihre Zuflücht in massen ihre Vorfahren vom löblichen Hauß Oesterreich gethan zum Römischen Reich beschrieb einen Reichs-Tag gen Augspurg welcher am 31.  Januarij seinen Anfang genommen.  Und ob wol derselbe wegen deß Schwedischen und Danischen Kriegs auch wegen der Zwyspalt zwischen den 2.  Gebrüdern Herzogen von Sachſen Johann Friderichen und Wilhelm wiederumb auff geschoben ward.  Jedoch und weil die grosse Gefahr deß bevorstehen den Türcken zugs vor der Hand haben die Reichs Fürsten und Stände deß Römischen Reichs Ihrer

Mayest.umb den Mäyen eine grosse Anzahl Volks versprochen als nemblich 40,000.  zu Fuß und 8,000 zu Roß auf 8.  Monat lang im Feld zu erhalten und wenn die Zeit verlauffen solte der halbe Theil beurlaubt werden und der übrige Hauffe auf 6.  Jahr jedes Jahr auf ó.  Monat lang doch auf deß Keysers Besoldung für eine Besatzung damit deß Türcken Tyranney zu ſteüren und zu wehren im Lande verbleiben.

Umb diese Zeit wurde auch zu Wien ein Land-Tag gehalten und darauff beschlossen von jedem Hauß einen Gülden zu geben.  Und wer unter dem Adel 100.  Gülden Jährlichs Einkommens hätte solte ein Roß halten.  Darnach solte man Volk schicken den Wall auffzubauen und andere nothwendige Gebäu zu machen: Auch da das Auffbott geschähe der 30.  10.  5.  Mann im Fall der Noth sich ſtellen.

Darauff gebot Jh.  Mayest in allen ihren Königreichen den persönlichen Zuzug und brachte im Monat Martio ein mächtiges Kriegs-Heer von Reuttern und Fuß volk zusammen: Darüber wurden zu Obersten und Befelchshabern verordnet Philibertus Marggraf zu Baden Graf Günther von Schwartzenburg Georg Graf von Helffenſtein Burckhard Graf von Barby Bernhard Graf von Hardeck Graf Ludwig von Oettingen Juncker Niclas von Hatſtatt auß dem Elſäß Wilhelm Walterthumb von Trier.  Auß den Sächſischen Stätten wurden verordnet Jacob von schulenburg Christoff von Schellendorff Georg Braun Christoff Liechtenſtein und Zacharias Grumberg.

Weil der Reichs-Tag zu Augspurg noch währete bevestigte man unterdessen Canischa aufsbest welches 21.  Meil von Sigeth ligt und hatte der Oberste darin nen bey 800.  Ungarn zu Fuß von welchen nicht weit hielt deß Obersten zu Sigeth Grafen von Serins Sohn mit einem treff lichen und wolgerüſten reyſigen Zeug.

Inmittelſt unterstund sich König Johann erstlich durch Schrifften die er im Februario auß Weissenburg liesse außgeen die Ungarischen Herren vom Keyser Maximiliano abfüllig zu machen trohete ihnen auch wo sie ſic nicht würden an ihn ergeben mit deß Sultans Solymanni Ankunft der sie auß rotten würde; Berieff sie auch auff einen Land-Tag den er nach Torda auß schriebe.  Dan nun Herr Lazarus von Schwendi solches verstanden ließer am 4.  Mertzen andere Brieff auß Ungwar außgehen darinnener deß siebenbürgers Schrieben widerlegte


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Darauff sieng der siebenbürger im Majo an hin und wieder zu ſtreiffen und was er in Güte nicht erlangenkunte mit Gewalt unter sich zu bringen.

Unter dessen liessen auch die Türcken an den Ungarischen Gräntzen keine Gelegenheit fürüber die Christen anzugreifſen und indem sie durch Kundschaft vernahmen daß zu Anivatsch der Oberste mit den fürnehmſten Kriegsleuten gen Erlau verreyſet wäre überfielen sie das Stättlein erstiegens an S.  Georgen Tag zu früer Tagszeit mit Leytern und erwürgten alles was sie darinn antraffen.  Hatten auch bey sich beschlossen Sigeth ebener Gestalt zu überfallen wurden aber von deß Niclaus Grafens von Serin Obersten geschlagen und abgetrieben.

Als nun solches die Türcken in den nächſten Dörffern so umb die Statt Fünffkirchen lagen hörten kam sie ein solcher Schröcken und Furcht an daß sie endlich die Flucht nahmen.  Nichts destoweniger liessen sich obgemeldte Türcken durch diese Niederlag nicht abschröcken sondern weil täglich frisch Volk ankam nahmen sie ihnen vor an andere Oerter sonderlich gen Gyula zu ſtreiffen.

Die Sigether Besatzung thäte einen Außfall traffe hin und wieder ſtreiffende Türcken an und erlegte deren so viel daß sie zween Wägen mit Türckenhäuptern beladen mit sich gen Sigeth eingebracht haben.  So ließ der Herr von Schwendi auch keine Gelegenheit fürüber belägerte Hust ein Stättlein in Ober-Ungarn und als er hörte daß Solymann unter Weges war hielt er desto hefftiger an damit ers vor desselben Ankunft erobern möchte und nicht unverrichter Sachen davon wieder abziehen miste welches doch hernach geschehen.  Der König Johann aber damit er Lazarum von Schwendi von der Belägerung abtrieb führete wider ihn 20,000.  Mann von Türcken Tartarn und Polen darunter 3.  Sangiacken waren und überfiel das Läger also daß es zur blutigen Schlacht gerieth.  Die Keyserischen wehreten sich Ritterlich und erlegten der Türcken und Tartarn über die 10,000.  unter denen viel fürnehme Häupter waren und nahmen einen Polnischen Obersten neben einem Sangiacken gefangen.  Eroberten auch etliche Stück Geschütz und viel Türckischer Fahnen die andern kamen in der Flucht darvon.

Dargegen zu Eingang deß Monats Junij belägerte Bassa von Ofen Palotta 3.  Meil von Stulweissenburg (Székesfehérvár) gelegen.  Thuri Georg so Oberster in der Festung war erzeigete sich mit ſeiner Besatzung gantz tapfer und mannlich; Aber der Bassa hielt gantzer acht Tag mit un abläßlichem Schiessen an biß die Maurender Erdengleichgemacht waren; und ob er wol bey 1500.  Schüß hinein gethan und das Volk so darinnen die eusserste Gefahr vor Augen ſahe dennoch kunnten die Türcken den Obersten welcher hart verwundt zur Auffgebung nicht bereden vielweniger die Statt mit Gewalt erobern.  Da sichs aber anſehen liesse alß wenn alle nenschliche Hülff auß wäre da schickte Gott der Allmächtige den Betrangten und Belägerten in der Statt unversehens wunderliche Hülff und Rettung.  Dann alß Georg Graf von Helffenſtein zu Raab mit 12.  Fähnlein außerlesenen Teutsche Kriegsvolks ankommen hat erden 14.  Junij 90.  Wägen (welchen er 900.  Soldaten ſampt etichen Reuttern zugeben) Fütteren zu holen außgeschickt.  Als nun die Türcken so Palotta belägert hielten diß Volk von weitem ſahen und dessen Anzahl viel grosser als an ihm ſelbſt war schätzten und nicht anderst bey ihnen ſelbſt vermutheten dann daß diß Kriegsvolk Palotta zu entſetzen außgeschickt worden ist der Bassa alßbald in der Eyl mit ſeinem Kriegsheer von der Belägerung auffgebrochen hat die Flucht genommen auch auß Furcht dieweil die Nacht sie überfallen die Hezelt Geschütz und grosse Anzahl Fäßlein mit Pulfer und Meel hinter sich gelassen welches den Belägerten zum besten kommen.  Auff solchen unverhofften Abzug wurde das Schloß ſtärcker besetzt unb die nidergeschossene Mauer wiederumb auff gebauet.

Mitlerweil hatte auch Graf Eck von Salm von einem Türckischen Kundschaffter den er zur Hand gebracht Bericht eingenommen daß der Beeg von Vesprin mit ſeinem besten Kriegsvolk so er in der Besatzung hätte auff einen Anschlag wider die Christen auß gezogen wäre darauff er alsbald mit des Graf Georgen von Helffenſteins und Niclas von Haustatt Regimentern für Vesprin geructt/und es am 29.Junij angefangen zu belägern den folgenden Tag erobert und eingenommen und alle Türcken ſö darinnen (weil sie kurtz zuvor eine gute Anzahl gefangener Christen Jammerlich hingericht) erinordt und niedergehauen.

Darnach zog er wiederumb gehauen und nach diesem für das Schlöß Tata so die Teutschen Toris nemen 5.Teutscher Meilen von Raab und 2.  Meil von Comara

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gelegen und als ers auffgefordert sieaber sich nicht ergeben wolten beschosse er dasselbige zum eussersten.  Da er aber ſahe daß esgefährlich wäre Sturm anzulauffen theilte er ſein Kriegsvolk an unterschiedlichen Orten auß zuder rechten Seiten deß Schlosses ſtellte er heimlich 1000.  Hackenschützen in den Graben auch gegen der eingeschossenen Mauer andere 1,000.  er ſelbſt aber zog mit einem Hauffen nemlich 2000 gegen der SchloßPforten und ließ an allen Orten Lermen blasen da lieffen die Türcken Hauffenweißan das Ort da die Mauer gefället und eingeschossenward und ſtelleten sich zur Gegenwehr; Aber der Graf griffe die Pforten mit ſeinem Hauffen mit solcher Macht an daß dieselbe zerbrache fiel darauff mit Gewalt hinein; Und alß sich die Türcken nicht wolten ergeben wurden sie alle zu Stücken zerhauen und hingericht auß genommen 50.  so sich in einen Thurn verschlossen die er alß sie Gnad begehrten dergestalt annahme und ihnen das Leben schenckte: Unter welchen etliche Beegen und sonderlich der von Vesprin und Tata und einer so deß Bassa von Ofen Vetter gewesen welche Graf Salm Ihrer Mayestär auf Wien zuschickte.

Alß nun die Türcken vernommen daß Graf von Salm für das Castell Gesthes auch rücken würde haben sie es auß Furcht verlassen und ſind darvon geflohen welches andere so zu Vitha, Tschokiku und zu Sambock in der Besatzung gelegen auch nicht erwarten vollen sondern die Festungen angesteckt und sich darauff nach Gran begeben habén welche Schlösser gedachter Graf alßbald unverhindert eingenommen und mit Kriegsvolk nach Notthurft besetzet hat.

Darnach war der Graf Eck von Salm gänzlich in willens dem sieg nachzusetzen und weil die Türcken ein Schröcken ankommen auch Gran anzugreiffen.  Nachdem aber die ſelbige Statt mächtig und niemand eygentlich wissen kunte wo der Türck ſeinen Kopf würde hinauß ſtrecken auch die Röm, Keyserl.  Mayest, ihr Volk zu Wien noch nicht versamlet hatte wolte Ihre Mayest.  nicht bewilligen dz man mit einem solchen geringen Volk darfür ziehen solte.

Nachdem nun der Türckische Keyser Solymannus wie vor gemeldt die Zeit her in grosser Kriegsrüſtung gestanden und nun ſeinem Bedüncken nach genugſamlich preparirt und geschicktwar hat er im Eingang deß Monats Juli dem Hamſam Bassa von Ofen ernſtlichen anbefohlen daß er vor ſeiner Heraußkünft eine Brücken über den Fluß Drab machen solte darüber er mit ſeinen Volk welches er zum theil schon voran geschickt und mit dem andern hernach käme rücken könnte.  Dessen sich gemeldter Bassa wol zum dritten mahl unterstunde aber auß allerhand Ungelegenheit und Verhinderung so ihme zuhanden ſtieß nicht zu Werck ziehen kummte sondern allezeit unverrichter Sachen ablassen muste.  Dann alß er zum ersten mahl bey dem Schloß Ottovo eine ſtarcke Brücken anfieng zu bauen lieff das Wasser bey der Nacht so jähling an und riß das gantze Werck umb also daß man hernach im wenigſten nicht ſehen kunte ob man auch eine Brücken allda zu bauen willens gewest.  Alß ers aber zum andern und dritten mal vergeblich zu bauen anfieng entbote er Solymanno wie das Wasser keine Brücken leiden wolte.

Auff solches schickte ihm alß balden Solymannus eine Chorda oder Strang zu welchen er bey sich biß auff ſeine Ankunft wofern gemeldte Brücken nicht auff geschlagen behalten solte.  Stracks darauff versamblete der Bassa alle Nachen und Schiff so vieler damals zu handen bringen konnte und was sonſten von Holtzwerck und anders darzu dienſtlich war; Brachte auch über 25,000.  Mann zusammen die solchem Werck darunter auch der Beegen und Befelchsleute nicht verschonet wurde beywohnen und Hand anlegen musten welche bey Tag und Nacht unabläßlich an solcher Brücken arbeiteten biß sie in 10.  Tagen verfertigt ward.

Und wurdeder Anfang unter Ezeck gemacht gieng biß an die Statt ein viertel Meil lang und war bey 14.  Ehlen oder mehr breit ein über auß herlich künſtlich und denckwürdig Werck.  Und weil das Wasser in der Mitte so tieff daß man die Pfäl daß sie ſtecken blieben nicht einschlagen kunte hat er es mit Nachen und Schiffen wie man sonſten die Schiff brücken zu machen und mit eyſernen Ketten aneinander zu hefften pflegt unterfangen und die Brücken damit das ganze Türckische Heer füglich hinüber kommen könte darüber gehen und verwahren lassen.

Als nun Solymannus mit ſeinem Kriegsheer gar herlich gerüſtet von Adrianopel außgezogen hat er ſeinen Weg erstlich auf die Statt Philippopolis und von dannen auf Griechisch-Weissenburg (Belgrade) zu genommen.

Allhie ist wol zu melden was grossen Geprängs und köſtlichen Prachts die Türckischen Keyser wann ſei in Krieg zeihen sich zu gebrauchen pflegen wiedam damals auch geschehen: Zum allerersten zogen vorher 5,000 Janitscharen auch Schanzengräber und ander Bauersvolk

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volk so den Weg damit das Volk so hernach folgete wissen und ſehen möchte wodurch das vorige Kriegsvolk passirt wäre bereiteten und außbesserten.  Nach diesen gewapneten und zum theil ungewapneten Leuten folgeten zu Roß der Bassen Diener und Knechte, welche an ihren Spießleinoder Copien kleine Fähnlein von mancherley Farben ein jeder nach ſeines Herrn Wapen hatten und waren Roß und Mann ſtattlich geschmückt und geziert.  Auff solche zogen deß Türckischen Keysers Wäldleute und Vogelſteller welche die Jaghunde mit schönen Decken behängt mit sich führ ten.  Und bald dar auff 50.  herrliche schöne Roß welche die Spachien so auch zu Roß ſassen neben ihnen herführten.  Hernach folgten auch andere Personen so von allerhand Sachen was zur Kurzweil dienet und gebraucht wag werden mit sich hatten.  Dann die Türcken nicht allein Proviant und was zum Krieg von nöthen sondern auch was zur Wollust gehörig alß schöne kleine Hündlein Meerkatzen Alſtern Papagey und andere kurzweilige Ding mit sich nehmen und führen also daß es denen so es zuvor nicht gesehen fast unglaublich scheinet und fürkompt und nicht anders alß wann sie spazieren und in keinen gefährlichen Krieg zögen anzusehen ist.  Und ist kein grosser Unterschied zwischen diesem der Türckischen Keyser Gebrauch und Persischen Königs Darij welcher solchen herlichen Pracht und Uberfluß wie man von ihm schreibt auch geführt abet in solchem von Alexandro Magno geschlagen und überwunden worden.  Nach diesen Wollust-Sachen zogen die Obersten Rittmeister Bolucbasse genannt welche auff ihren Sturmhauben vornen her mit grossen weissen Federbüschen von gar ſubtilen Federn gemacht gezieret waren.

Nach ihnen ritten die Eunuchi, oder Verschnittene jung und alt so alle ohne Bärte waren.  Auff diese hernach die drey fürnehmſten Bassen alß Ferrat Mustapha und Achmet und ſtracks darauff der General Mahomet Bassa auß klein asia allein welchem der Vezier Bassa so im Läger Richterist nachfolgete.

Bald darauff kamen 150.  Solachen welche neben dem Türckischen Keyser wann er reittet hergehen und umb ihn auf dem Wege ſeyn welcher Solachen er sonſt 500.  bey sich zu haben pfleget.  Diese alle hatten auch Federbüsche auff wie die vorigen allein an der Form unterschieden dann die Bolucbassa tragen runde diese aber viereckigte haben auch von dem Gürtel biß auff die Knye weisse Schürze an darzu auch weisse Stiefſel biß an die halbe Waden tragen an ſtatt der Wehren Säbel Bögen und Pfeil re.

Nach ihnen und dem Bassen gehen die Ziauschen mit eyſernen Faustkolben und Pusicanen welche das Volk wenn sie in eine Statt kommen hinweg treiben und Platz machem.  Diese wann sie die jenigen so oben auß den Fenſtern den Türckichen Keyser ſehen wollen mit den Faustkolben nicht erreichen können schiessen sie mit Pfeilen nach ihnen darumb daß keinem zugelassen wird den Keyser von oben herab zu schauen.

Nach den Ziauschen kame Sultan Solymann der Türckische Keyser ſelbſt auff einem herzlichen schönen Pferd welches gar ſanft daher trabete (dann das Roß äuf welchem der Keyser desselbigen Tags reitten will lassen die Türcken die vorige Nacht nicht schlaffen auß Ursach damit es deß Tags desto zamer und ſänfter gehe) gemeldtes Pferdts Zeug war von Gold herrlich gestickt und geziert deß gleichen der Sattel an welchem er einen köſtlichen Säbel hängen hatte: Neben ihm gieng zu Fuß (alßer durch Philippopolin zoge) der Ferrat Aga mit welchem er redete und gienge Solymanno zur rechten Hand: Dann die Türcken haben Ehren halben die lincke Hand frey wegen deß Säbels damit sie ihn desto freyer außziehen und gebrauchen mögen.  Hinter dem Ferrat Aga giengen drey Beegen alß Auffwärter; Auff dieselben folgten drey Knaben welche bey dem Sultan in höchſten Gnaden waren deren einer Bogen und Pfeil der ander ein köſtliches Kleid und der dritte Wasser zum Waschen in einem schönen Gefäß truge; Zwischen jetzt gemeldten und dem Sultan dorffte sonſt niemand tretten oder gehen.  Nach solchen folgten etliche junge Knaben welche der Sültan zu Hof am nächſten bey sich hält.

Nach diesen führte nan einen überaus herrlichen Wagen der mit köſtlicher Tapecerey von Seiden auch allenthalben mit Silber beschlagen geziert und geschmückt war, an welchem fürtreffliche schöne Pferde von mancherley Farben gespannet waren: In diesem Wagen (so der König auß Fränckreich ihm damals geschenckt) pflegt der Türckische Keyser wann er über Feld reyſete beneben dem Ferrat Aga zu fahren aber wann er zu einer Statt kompt ſetzter sich zu Roß.

Nach solchem folgeten 8.  andere Wägen und nach ihnen ritte ein Eunuchus, so Casmader genannt das ist der fürnehmſte und oberste Resntmeister auffei nem schönen Pferd.  Nach ihm 20. andere Eunuchi, ſdauch Rent oder Zahlmeister waren welchen 200, Maulesel deren ein

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jeder mit zweyen ledernen Säcken beladen in denen ein grosser Schatz von gepregtem Gold und Silber war folgeten.  Letztlichen hinter diesen kam schier ein unzählich Volk von Janitscharen Reuttern Spachoglani und anderm Gesind so alle gerüſt und bewehrt waren.

Alß nun Solymannus mit solchem Pracht und Heeres-Macht (dann er bey 200,000.  Mann ſtarck war) auff Griechisch-Weissenburg (Belgrade) zuzoge kam ihm daselbſt König Johann auß siebenbürgen entgegen gab ihm etliche Geschencke und thät sich seiner ihme zugeschickten Hülff und Entsatzung zum höchſten gegen ihm bedancken.

Demnach nun der erste Türckische Hauffe welchen Mahomet Beeg führte und Solymannus vorher geschickt hatte an das Waffer die Drab kam fuhren sie weil vorgemeldte Brücke noch nicht verfertigt war auff Zillen und Flöffen so sie machten hinüber und kamen biß gen Siklontscha, 7.  Meilen von Sigeth zu ligen.  Als nun solches dem Obersten zu Sigeth Niclaus Grafen von Serin verkundschaft ward nemblich wie die Türcken daselbst alß wann sie auff eine Jagt und nicht in Krieg außgezogen wären ohne Ordnung sicher lägen schickte er Caspar Alapiamum und Nicolaum Cobach beneben andern Hauptleuten mit 400.  wolgerüsten Reuttern und 800.  Fußknechten mit Befehl die Türcken allda anzugreiffen dasselbig Schloß zu plündern und anzustecken auch zu vernehmen wo der Feind hinauß wolte.

Als sie nun gen Siklontscha kamen griffen sie in aller frühe den Mahomet Beeg mit Gewalt an bekamen die Oberhand und trieben ihn in einen Sumpff darinnen er ertranck von dannen brachten sie einen Leib neben andern fürnehmen.  Türcken so sie gefangen ſampt einer grossen Beuth und 2.  schönen Fahnen mit sich zurück anheim.  Nach solchem alß gemeldter Graf auch innen worden daß sich Halla der Sangiack von Fünffkirchen einer andern Seiten nicht weit von Sigeth mit seinem Volk sich gelägert überfiel er ihn bey nächtlicher Weil unversehens in ſeinem Läger und dieweil sie in ihrer Ruhe waren schlachtete er sie wie das Vieh der Sangiack Halla aber wiewol er sich Ritterlich gewehret ist er doch endlich umb eine Hand kommen gefangen und auff Sigeth geführt worden.

Den 20.  Julij haben die Türckischen Bassen und Obersten alß Mustapha auß Bosnia Socolorichius und Carambejus so zu diesem Zug auch auffgemahnt waren mit ihrem Kriegsvolk über die Drab nicht weit von Ottovo gesetzt und sich ertlich bey Soclio gelägert: Sind von dannen nach Fünffkirchen gezogen und fürters nach Stulweissenburg allda sie ſampt dem Hamſam Bassa von Ofen zusammen ſtiessen und ihr Läger schlugen.

Nachdem Solymannus mit ſeinem heer zu vorgedachter Brücken an die Drab auch ankommen hat der Mahomet Bassa auß klein asie beneben dem Vezier-Bassa mit ihrem Volk zu erst sich hinüber begeben und allda nicht weit von der Drab dem Solymanno ſein Läger und Quartier außgesehen und auffgeschlagen in welchem Solymannus näch ſeiner Ankunfft mit gemeldtem und andern Bassen sich berathschlagt, wo er sich hinauß wenden und den krieg führen wolle und endlich beschlossen daß man Sigeth und Gyula vor allen Dingen belägern solte und Gyula zwar auß der Ursach dieweil dieselbe Festung fast dienſtlich ſeyn würde andere umbligende Stätte und Festungen in Ungarn auch unter das Joch zu bringen: Sigeth aber nicht allein darumb daß es dem Türckischen Keyser unrühmlich ſey eine solche ſtarcke Festung des Feinds mitten in ſeinem Reich zu dulden sondern auch weil
darauß ſeinen Unterthanen an den Gräntzen viel Schaden geschähe über welchen sich dieselben bey Solymanno jederzeit hefftig beklagt hatten: Dann die von Sigeth brauchten Schiffe von Leder gemachet die man konte zusammen legen und bey sich tragen biß man zu einem Wasser kam dadurch sie offt reiche Beut mit sich heimbrachten.


Darauff brach Solymannus mit ſeinem Läger auff und begab sich gen Socklios fürters nach Fünffkirchen allda er sich nicht weit von der Statt abermals lägerte, schickte von dannen den Beglerbeegen die Kundschaft von Sigeth einzunehmen auß aber die in der Besatzung darinn fielen herauß scharmützelten mit ihnen und brachten mit der Ihrigen geringen Verlust viel Türcken umb.

Wie der Graf von Serin alß Oberster in der Festung Sigeth vermerckte daß Sigeth würde belägert werden hat er sich alsbald mit allen Sachen, so zum Kriegswesen vormöthen gewesen gefasſt gemacht alle Bäume in der Nähe abhauen laffen die Gärten verwüſt und das übrig Holtz herauß verbrennt die Statt-Thor mit Erdrich und Steinen so starck und dick verwossen daß man nicht dardurch hat schiessen können: Darauf die Befelähsleut in der Festung zu sich, gefordert sie zur Standhaft und Mannichkeit vermähnet darneben gebeten


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daß sie im Fall da er et wan auß Gottes Rath und Willen über der Belägerung ſein Leben enden solte dem Caspar Alapiamo alßihrem Obersten folgenwolten; Deßgleichen bei Verlierung Leibs und Lebens denen getrohet die Brieffe von den Türcken annehmen würden da ihnen aber solche fürkämen dieselben nit auffthun sondern alßbald verbrennen solten.  Auffwelches sie bey der Festung Leib und Leben zu lassen und nicht auffzugeben einen theuren Eyd zusammen geschworen.  Der Graf musterte hierauf das gantze Volk in der Statt und Festung so zum Kriegtüglich war und fand dessen in allem 2500.  Mann beyſammen.

Nach solchem langte der Feind mit gantzer Macht für Sigeth Sigeth an und schlug ſein Läger umb und umb auff gegen welche die auß der Statt herauß fielen und vom Morgen früh an biß auff den Mittag mit dem Feind scharmützelten welches täglich geschahe biß daß Solymannus auch hernach kam welchem man ſein Gezelt auff einen hohen Hügelauff richtete.

Alß er nun den 5.  Augusti in daß Läger am Abend daselbſt ankommen haben die Türcken das groß und klein Geschütz mit solchem grausamen Krachen und Knallen abgehen lassen alß wann Donner und Blitz vom Himmel herab fiel.  Die Türcken schryen darauff mit grossem Geschrey zum dritten mahl Halla das ist auf Teutsch Gott dargegen rufften die in Sigeth Jesus.

Enzwischen hatte Keyser Maximilianus zu Wien ein anſehentliches Kriegsvolk zusammen gesamblet unter denen war Albertus Lasko ein Polnischer Freyher welcher 12.  Wägen mit Kriegsrüſtung beladen und 3,000 Polacken mit sich gebracht die alle auf Ungarisch bekleidet waren damit er ſeinem König welcher mit dem Türcken einen Fried gemacht nicht einen Unglimpf gegen den Türcken brächte.  Philibertus Hertzog von Savoy hatte 400.  Schützenpferd unter dem Grafen von Cameran ihren Obersten dahin geschickt.  Auß Engelland waren verhanden Reinhard Graineville Heinrich Chambernon Philips Bußdal Thomas Corton und Wilhelm Gorge der oberste Hauptmann welche einen schönen Zeug beyſammen hatten und auf ihren eygenen Zaum und Sold denn Keyser dieneten.

Hernach den 12.  August da alles Kriegsvolk zu Roß und Fuß in aller Anzahl versamblet und zu Wien alle Ding so zum Feldzug gehörig der Northurft nach bestellt auch die Kriegsämpter und Befehle außgetheilet waren also daß Ferdinand Ertz-Herzog in Oestereich Keyserlicher Mayestät Bruder zum obersten Feldherrn über das gantze Kriegsheer verordnet, Graf Günther von Schwartzenburg zum Obersten Leutenant Johann Friderich in Pommern zum Obersten Fenderich und Paulus von Zara zum Arcoleymeister erwählet waren zog nach solcher Ordnung.  Keyserliche Mayestät mit dem gantzen Heerzug von Wien auß gen Altenburg allda die Musterung an die Hand genommen wurde.

Unterdessen und weil Ihre Mayest.  zu Altenburg ſtill lag kamen auß Franckreich Heinrich Herzog von Guiſa der Graf von Briſac der Herr von Lanſac der Herr Strosi und viel andere Franzöſische Adelspersonen.  Auß Italia kamen dahin der Herzog von Ferrara mit 400.  Herren vom Adel und 300.  Hackenschützen der Herzog von Mantua.  Die Herschaften von Genua und Luca schickten Geld Cosimo der Herzog von Florentz schickte 3,000.  besoldete Fußknecht.  Auß.  Saphoyen waren 400.  Büchſen schützen zu Roß.  Ihrer Mayestät wider den Teutschen kam dahin Hertzog Wolffgang von Zweybrück und Pfaltzgraf Reichard beyde Blutsverwandten mit 600.  Reyſigen deren jeder 3.  oder 4.  Feuerbüchſen führte die sie auff ihren eygenen Sold und Kosten erhielten.  Deßgleichen verfüget sich auch dahin deß Herzogen von Bäyern ältister Sohn ohn einen mit 400.  Reyſigen.  Neben diesen waren auch sonſt viel andere Fürsten Herren und Edelleute dem Keyser auf ihren eygenen Sold und Kosten zu dienen gen Altenburg erschienen.

Alß nun Keyserl.  Mayestät das gantze Kriegsvolk gemustert hatte zog er mit demſelbigen fort biß gen Comorra daselbſt ſtieß deß Grafen von Salms Kriegesvolk auch darzu.  Also daß Ihre Keyserl.  Mayest.  damals über die 80000.  gerüſteter und wehrhaffter Mann bey ſammen hatte mit denen er fürters nach Raab verrückte allda das ganze Läger schlagen und verschanzen liesse und deß Feindes Ankunft in Meynung ihm eine Schlacht zu lieffern erwartete.

Sultan Solyman aber hatte ehe er gen Sigeth anlangte den Pertaw Baffa mit 36,000.  Türcken nach Gyula dieselbige Statt zu belägern und einzunehmen hingeschicket auff welchen Ort zwar der Feind vor deß Solymanni Ankünfft schon auch ſein Abſehen gerichtet hatte aber wegen grossen Gewässers wiederumb davon abziehen müssen; Zu welchem Pertaw Bassa König Johann mit ſeinem


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nem Volk auch der Bassa von Temeswar und von andern Gräntzen je länger je mehr Volk s ustiesse daß er endlich in die 80,000.  Mann beyſammen hatte.  Alß nun diese Belägerung von gemeldtem Bassa für genommen ward und die so in der Besatzung lagen diß Herrn Lazari von Schwendi glückliche Scharmützel und Eroberung etlicher Schlösfer hörten, wurden ſtie anfänglich ganz hertzhafft, und mit einer sonderbahren Begierde Ehr einzulegen bewegt überfielen unversehens deß Bassa Pertaw Läger kamen in die Schantz und thäten mit grosser Freudigkeit in die Feind eine Impressa also daß bey 5000.  derselben erlegt wurden unter welchen drey Sangiacken und der Bassa von Temeswar gewesen: Zu welcher Victori die dreyspitzige Eyſen so man bey nächtlicher Weil an bequäme Ort gelegt darvon die Pferde wann sie darein getretten lahm worden viel geholffen haben; Welche Kriegsgeschwindigkeit Prosper Columna in der Lombardey züm ersten soll erfunden haben.

Dieweil aber nach solchem der Feind mit ſtarkem Schiessen und ernſtlichen Stürmen ihnen heftig zusetzte, wiewol sie ihm mit tapfferer Mannlichkeit grossen Widerstand thaten dardurch viel umbs Leben kamen wurden sie doch letztlich wegen deß ſtätigen Ubertrangs also geschwächt, daß sie sich kaum mehr erhalten kummten dann ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe von dem Feind gelassen ward.  Darauff dem Obersten in der Festung Ladislaus Keretschin genant da er deß Feindes Ernſt ſahe der Muth anfienge zu ſincken ( wiewol etliche wollen er habe einen heimlichen Verstand mit dem Feind gehabt) daß er mit ſeinem Schwager dem Bebeck einem Ungarischen Herrn der vor diesem von Keyerl.  Mayest.  ab und zum König Johann gefallen war Sprach hielte der ihn dahin beredete, daß er die Statt und Festung dem Feind mit Condition ausſgeben solte ungeachtet dessen daß ihm Herr von Schwendi zu wissen machte wie der Feind in wenig Tagen von der Belägerung würde abziehen auch Herr Wolff Jörger Oesterreichischer Freyherr so wol auch andere Befelchsleute so in der Besatzung lagen in die Ausſgab keines Weges einwilligen wollten jedoch hat er zuwider feiner der Röm.  Keyserl, Mayeft.  gethanen Eydspflicht den 2.  Sept, die Statt und Festung dem Feind mit solchen Conditionen übergeben : Erstlich, daß den Kriegsleuten so wol aßden Bürgern das Leben gefristet werden solte; Darnach daß die Kriegsleute mit Sack und Pack auch ihren Wehren sicher abziehen dörfften: Und endlich daß den Bürgern ihre Güter ungeraubt und ganz gelassen würden.  Hierüber begehrten sie von den Türcken Geyſel mit welchen sie biß sie an sichere Orte kämen wegziehen möchten.  Zu mehrer Versicherung aber dieser Condition haben die Türcken hergegen auch Geyſel begehrt.  Alß sie nun zu beyden Theilen gegeben worden ſind die Belägertenden dritten Septemb, auß der Stätt gezogen : Keretschin aber der Oberste wurde unter dem Schein einer Freundschafft wegen ſeiner Tapferkeit zudem Bassa geführt welcher ihn wider den Vertrag gefäng lich annahm.

Deß gleichen wurden die andern Landsknechte als sie bey einer Vierthel Meilwegs davon waren vongrossen Hauffen Türckischen Reutern umbgeben.  Als sie nun unverhofft und meineydig angegriffen worden haben sie sich gleich in einerwolbestellten Ordnung zusammen begeben und mit ihrer Gegenwehr mannlich und ritterlich dem Feind widerstand gethan sonderlich die Teutschen welche weil ihrer viel zuwenig und gegen einer solchen Menge nicht genugſam waren fast alle ſind niedergesäbelt worden, wenig auß genommen die sich mit der Flucht hinter ein Geröhrig ſalvirt unter denen ein fürnemer Befelchshaber mit Nahlnen Bernhard Raitnau gewesen.

Da nun Pertaw Bassa die Statt Gyula bekommen hat König Johann begehrt dieselbige ihm wieder einzuantwörten.  Darauff ihm der Bassa auß Befehl Solymanni angezeigt er wolle auff ſein Begehren ihm die Statt mit dem Beding wieder über geben da er ihm 400,000.  Gülden welche ihm auf den Krieg gangen bezahlen liesse.  Da aber König Johann geantwortet er hätte nicht so viel Geld haben die Türcken die Statt in ihres Sultans Nahmen ſelbſt inne behalten dessen die fürnehmste Ursach diese war: Dann in währender Belägerung hatte Solymannus 250.  Türckische Reutter deß Römischen Keysers Läger außzuspähen dahin geschickt; Da aber ziemlich viel Reyſige auß deß Keysers Läger deren Rittmeister Cechin von Florenz und Nicolaus Tosni waren auff solche ſtiessen wolten sie ihrer nicht erwarten sondern nahmen die Flucht.  Alß sie nun wiederumb ins Türische Läger kanen brachten sie Zeitung wie ein groß Volk zu Roß und Fuß auch viel Geschütz darneben ein grosse Armada und allerley Vorrath in deß Römische Keysers Läger wäre: Derowegen Solymannus über den siebenbürger einen

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grossen Unwillen dazumal schöpffte und klagte: Er der siebenbürger hätte mit viel Lügen die Türcken zu dieser KriegsExpedition gebracht dieweil er für geben der Keyser wäre arm köndte nicht viel Volks zusammen bringen stünde auch mit den Teutschen Fürsten in großer Uneinigkeit.  Welches sich aber anitzo viel anders befände.  Darneben hätte er auch ihme dem Sultan viel 1,000.  Reutter zu schicken verheissen aber nicht geleistet.  Trohete auch dem siebenbürger es solt ihn noch ſeines Lügens gereuen: Welches alles er ihme auch ſelber schrifftlich übersenden ließ.

Der siebenbürger wandte hergegen diese Entschuldigung für erwäre von ſeinen sonst gewissesten Kundschafternschändlich betrogen worden; Benebens hätten ihm die Ungarn wol viel zugesagt davon sie aber wegen Menge ſeines Volks wären abgehalten worden.  Darzu auch so wäre ſein deß Solymanni Volk so er vorher geschickt zu spat dieweil die Brücken noch niy verfertigt gewesen über die Drab kommen dardurch er an ſeine Vorhaben auch trefflich gehindert worden.

Darauff Solymannus seinen Zorn auff den Hamſam Bassa von Ofen außschüttete und ihm dieweil er die Brücke nicht zu rechter Zeit fertig gemacht den Kopff abhauen liesse.

Unterdessen feyerte Solymannus vor der Festung Sigeth nicht sondern verschantzte sich starck warff hohe Katzen und Bollwercke auff und ließ die Lauffgräben und andere Sachen fertig machen denn er hatte noch 164000.  Mann bey sich wovon er einen Theil auffs Streiffen außschickte.

So bald nun die Türcken ihre hohe Schantzen gegen der Alten und Neuen Statt an der Festung auffgeworffen und die grossen Stück darauff gesetzt hatten fiengen fie die Neue Statt gewaltig an zu beschiessen lieffen darauff mit grossem Gewalt Sturman wurden aber mit mercklichem Schaden und Verlust zurück geschlagen darauff sie die Mauren dieselbe umbzuwerffen wiederumb von neuem beschossen hatten auch einen grossen Behelff darumb daß der Morast herumb von übriger Dürr auß getrucknet auch von den Türckischen Kriegsknechten mit Holtz Erden und Stein auch von weitem geholt also außgefüllt war daß man meistentheils zu der Statt trucken kommen können.  Derowegen fie mit grosser Freudigkeit zum andernmahl Sturm anlieffen da dann beyde Theil Ritterlich stritten biß endlich die Türcken mit grosfem Verlust wiederumb zurück getrieben wurden.

Und weil der Graf viel gefangene Türcken bey sich in der Festung hatte ließ er 300.  die Köpff abschlagen und dieselben dem Feind zu Spott auff die Mauren ſetzen welches ihnen so wehe that daß sie gleichſam alß unſinnig die Neustatt jähling wiederumb angriffen nicht allein Ehr damit einzulegen sondern auch Leib und Leben daran zu ſetzen.  Dann wie die Türcken wolten die Schmach rächen: Also wolten her gegen die in der Vestrung ihre eusserste Macht dieselbige zu erhalten daran wagen.  Darauff die Türcken hinwiederumb ohne Unterlaß die Statt beschossen.

Weil aber Solymannussein Läger in der Nähe hatte und von den Erschlagenen ein grosser Gestanck entstund wurde er gezwungen ſein Läger auff ein viertbel Meil Wegs hinter sich zu schlagen; Wiewol etliche das mehr zu glauben für gaben eine Kugel die durch ſein Gezelt gebrauset hätte ihn darauß getrieben.

Alß munder Graf von Serin die grosse Gefahr darinnen er stack vermerckte auch daß ihme schwer würde fallen die Neue Statt zu erhalten gedachte er dieselbe in Brand zu stecken weil zu vermuthen die Türcken würden sie doch bald mit unabläßlichem Schiessen und Stürmen erobern derowegen er dieselbige den 10.  Augusti anzündete und mit dem Volk in die Alt-Statt sich begabe.  Darauff die Türcken dieselbige einnahmen undden Brand so viel sie konnten löschten.

Alß die Türcken die Neu-Statt Sigeth einbekommen machten sie ihnen starcke Hoffnung der Alten Statt auch mächtig zu werden dieweil sie ver= meynten die so inder Besatzung lägen wären durch jetztbemeldte Verlasſung der Neuen-Statt dermassen erschröckr und verzagt gemocht daß sie sich zur Defenſion nicht weiter rüsten dorfften auch wider so einen grossen Gewalt in die Län ge dieweil sie keine Entſatzung zu hoffen hätten nicht außdauren könnten.  Dieveil aber die Türcken dennoch vermerckten daß solches ohne grosses Blutvergiessen sonderlich auff ihrer Seiten nicht geschehen würde vermahneten sie den Grafen von Serin sich zu ergeben verhiessen ihm grosse Geschenck undversuchten ob sie ihm mit Gelt dieweil sie ihm mit Kriegsgewalt nichts abzugewinnen vermochten bestechen könnten.  Äber alles vergebens dieweil der Graf sich rund erklärte er wolte die im vertraute Festung so lang ſein Leib und Leben währete beständig und biß auff das eusserste vertheidigen man solte die Auffgebung vom Röm.  Keyser und nicht von dem, der kein


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Recht darzu hätte oder ohne Verdacht der Verrätherey und höchster Schand die Festung mit aufgeben möchte begehren.

Derwegen der Beglerbeeg auß Armenia welchem die Eroberung Sigeth fürnemlich befohlen worden verschaffte daß den 20.  August die alte Statt an dreyen Orten gewaltig beschossen ward und dieweil sie zuvor von Holz und anderer herbeygetragenen Mäterien an zweyen Orten ihnen einen Weg durch den Morast darauff sie stürmen kondten gemacht haben sieden 26.  Dito mit grossem Ernst die zu stürmen angefangen und ob wol die Janitscharen dieselbig begierig anlieffen und mit höchstem Ernst zu erobern sich unterstunden wurden sie doch von denen in der Besatzung Ritterlich wiederumb abgetrieben also daß sie mit grossem Spott und Schaden sich wiederum in das Läger zu begeben getrungen wurden und bey 2,000.  Mann darunter der Bassa Miſeski ſampt zweyen Fähnlein hinterlassen musten.

Da nun die Türcken gesehen daß kein Stürmen helffen wollen haben sie den 2.  Septembris dieselbige zu untergraben sich unterstanden und in dreyen Tagen so viel zu wegen gebracht daß sie es den 5.  Dito angezündet und gesprenget haben.  Hierauff bemüheten sie sich stärck bey demſelben Ort hinein zu tringen wurden aber zweymal wieder darvon abgetrieben.  Weiln aber das Feuer durch das Zersprengen etliche Häuser angezündet hatte und je länger je mehr wuchs und zuname auch dem Pulverthurn zu nahe kommen wolte also daß dasselbig unmüglich zu löschen und zu retten war: Ist der Graf von Serin dieweil er ſahe däß er auff allen Seiten betrangt dieselbige auch zu verlassen und sich in das Schloß zu retiriren und zu begeben benöthiget worden.  Was nun nicht in der Geschwindigkeit mit ihm in das Schloß kommen haben die Türcken was Mannspersonen gewesen alle darnieder gesäbelt Weiber und Kinder aber erbärmlich in ihr Läger geführt.  es ist nicht darvon zu ſagen wie viel Proviant und anderer Vorrath durch das Feuer welches mit einem starcken Wind so heftig überhand genommen verdorben ist.

Die Türcken haben alle das Geschütz so in der alten Statt gewesen bekommen hernach dasselbe das Schloß darmit zu beschiessen gebraucht im Schloß aber waren nicht mehr dann 2.  grosse und 4.  andere Stück auch wenig ünd schier kein Proviant also daß in dreyen Tagen viel Hungers sturben.

Alß nun die Türcken die alte Statt auch unter ihren Gewalt gebracht haben sie sich umb das Schloß in Meynung dasselbige auch zu erobern starck angenommen und einen Damm von hinten herzu mit Wollſäcken und anderer Materi durch den Morast zum Stürmen gemacht aber doch auch nichts vermocht außzurichten.

Dieweil dann hierzwischen in so viel unterschiedlichen Stürmen viel fürnehmer Türckischer Befelchsleut vor sieth geblieben unter welchen auch der Janitscharen Aga drey Bassa und der Beglerbeeg auß Natolia gewesen; Ist Solymannus ſehr darüber erzürnet worden daß ein einiges Schloß ſeinem grossen Gewalt mit so mercklichem Verlust der Seinigen so lang widerstehen dörffte derowegen er geschworen er wolte Sigeth noch gewinnen und solte ſein gantzes Kriegsheer darüber zu Boden gehen; Bekompt über diesem Zorn einen jähen Blutfuß dazu ein Schläglein kommenan welchem er den 4.  Septemb.  unter ſeinem Gezelt ſeines Alters im 76.  ſeiner Regierung aber im 46.  Jahr gestorben ist.

Mahomet der Vezier Bassa ein geschwinder und verschmitzter Kopff fürchtete es möchte Solymanni Todt außkommen in welches Verhaltung damals allein deß gantzen Ottomannischen Reichs Wolfahrt gelegen war dann wannes die Türcken erfahren wäre keiner länger im Feld geblieben.  Ließ derowegen erstlich den Arzt der allein bey deß Solymanni End welches jähling sich zugetragen gewesen auß dem Gezelt ruffen und für ſeinen Augen umbbringen.  Triebe darnach das Sturm-Anlauffen einen Weg alß den andern fort schriebe auch alß bald an den Scander Bassa zu Constantinopel und vermahnete ihn daß er solches ſintemal der Handel gar keinen Auffschub leiden wolte in höchster Eyl Selymo Solymanni Sohn zu wissen thun wolte damit er sich mit ehestem herauff in Ungarn begäbe und der Regierung sich annähme.

Dieweil sich aber in dem Läger fast eine Meuterey weil der Sultan nun etliche Tage von niemand gesehen worden erheben woste hat Mahomet mit etlichen geheimen Obersten denen er die Sach vertrauet den Sultan Solyman mit Balſam gesalbet ſeine Kleider ihm angelegt und auf einen hohen Thron an einem finstern Ort in dem Gezelt den Kriegsleuten von ferne mit grosser Ehrerbiethung zu ſehen fürgesetzt er aber thät etliche Anzeigung der Reverentz und Gehorsams alß ob er mit ihm redete gegen ihn.  Ist also der Handel weil niemand zu ihm sich nahen dörffen ohne Betrug von männiglich geglaubt worden.


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Kurtz hernach alß er auß dem Gezelt gienge die Türcken zum Stürmen zu reitzen und doch den Schmertzen und Weinen verhalten wolte ſeyn ihm die Zehren über das Gesicht herab geflossen und alß man umb die Ursach gefragt hat er geantwortet: Solyman hätte einen theuren Eyd geschworen er wolte wann er wider von der Kranckheit welche doch gar gering wäre auffkäme alle Obersten denen er die Eroberung der Festung Sigeth befohlen da sie innerhalb zweyen Tagen nicht gewunnen würde jämmerlich darnieder hauen lassen: Meint ihr nicht ſagt er daß es billich zu beweinen ſey daß so viel redlicher Leut so gräulich sollen hingerichtet werden? Darauff ſind die Janitscharen als sie ihres Sultans Zorn und Grimm vernommen gleich als rasend und unſinnig das Schloß widerumb mit Sturm anzulauffen bewegt worden; Wurden aber durch mannligkeit deren im Schloß wiewol auff beiden Seiten Schaden geschehen zu rück getrieben kehrten doch hald wider umb und stürmeten hefftiger welches lang wehrete wobey sich der Graf ſehr ritterlich hielte und die Feinde widerumb abtriebe welche sich ihr Fürnehmen fort zu ſetzen zum dritten mal stärcketen also daß es überall umb das Schloß herumb voller wehrhaffter Türcken war.

Als nun wolermeldter Graf solche Bereitschafft zum Sturm auch die gröste Gefahr darinnen er zu beiderseits stacke ſahe und vermerckte daß ſeine Kriegsleute in so viel Stürmen ſehr abgematt wären und dem Feind weiter nicht.  widerstehen könten: Versamlete er ſeine Kriegsleute hielt ihnen für wiedaß sie das grausame Wüten und Toben auch grosse Tyranney deß Feindes vor Augen ſähen auch wie unmenschlich derselbe (da er dieses letzten Orts auch mächtig solte werden) mit ihnen umbgehen und verfahren würde.  Derowegen und weil es Gott also gefällig und es die äusserste Nothdurfft erforderte so wolle erneben ihnen die Gegenwehr biß auff den letzten Athem unerschrocken gebrauchen: Und ob sie nach Gottes Willen also bey und miteinander sterben müsten so würde doch solches ihnen als den jenigen so bey des Gott und ihrem Käyſer Glauben gehalten und auch für das liebe Vaterland und Christliche Religion Ritterlich gestritten und ihr Blut und Leben willig hingegeben und aufgeopffert bey allen Nachkommen einen ewigen Namen und immerwährendes Lob schöpffen und erhalten.

Solche deß theuren Helden Grafen von Serins treuherzige Vermahnung hat der Kriegsleute Herz dermassen ermuntert und erweckt daß sie willig für das Vaterland zu streiten und ihr Leben zu lassen ihn zugesagt.  Darauff hat der Graf ein Violbraun Kleid angelegt die Burck-Schlüssel und hundert Ungarischer Gülden damit der Feind sich nicht zu beklagen daß er einen so berühmten Kriegsmann ohne eine Beut erlegt hätte beneben dem Käyſerlichen Fahnen zu sich genommen und noch darzu ſein Säbel und Rundel darauff er die Hände gelegt und gesagt: Als lang mir Gott das Leben verleyhet soll solches von mir nicht genommen werden.  Darnach den Fahnen Laurentio Juranitzsch über geben und befohlen und nachdem er das Geschütz darunter auch ein grosses Stück mit Steinen voll geladen für die Pforten ziehen lassen hat er dieselbe geöffnet und zugleich auff einmal auff die Türcken welche hauffenweiß auf der Schloß Brücken gestanden loß gebrennt und ist in solchem dicken Rauch mit ſeine Kriegsleuten deren über 200.  nicht waren hinauß unter die Feinde gefallen und hat wie einem getreuen und unverzagten Kriegsobersten gebührt mit männlichem und hertzhaften Gemüth gegen den Feind auff der Brücken gestritten biß endlichen er mit dreyen Schüssen deren der letzte in den Kopf gangen hart geschossen und verwundet worden daß er also streitend neben ſeinen Soldaten so sich auch mit ihrer Gegenwehr ritterlich erzeigt auch

Treuen und Glauben gehalten, ſeinen Beist auffgeben und ſein Leben dürch deß Feindes Tyranney beschliessen müssen.  Also hat Solymannus Sigeth (nachdem er 15.  Stürme gethan darinnen er 19,000.  asaphaten und Türcken beneben dreyen Bassen und 10,000.  Janitscharen verlohren) den 7.September erobertund in ſeinen Gewalt gebracht Weiber und Kinder aber in Viehische Dienstbarkeit gefuhret.

Dem Grafen von Serin wurde das Haupt abgenommen und auff einen Pfahl gesteckt an welchem ein Pergamen gehefft auf dem geschrieben stünden: Das ist das Haupt deß Grafen von Sigeth welches einen gantzen Tag als ein sieg-Zeichen zu schawen stecken bliebe.  Deß andern Tages hat man es wieder herab genommenundin einem Seiden Tuch eingewickelt Käyſer Maximiliano ins Läger gebracht.

Nach dieser Eroberung hat Mahomet alles grosse Geschütz abgehen und als Freuden-Schüß thun lassen damit das gemeine Volk Solymanni Todt nicht merckte


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merckte sondern daß er noch im Leben der Meynung wären wie sie dann dasselbige auch nicht anders meyneten und zur Anzeigung ihrer Freuden überal im Läger ein ander zu Gaste hatten.

es ist aber umb dieselbige Zeit die Donau so starck angeloffen daß man in 3.  Tagen nicht darauff fahren können.  Deßgleichen hat sich auch so ein grausamer Wind erhaben der viel Türckischer Gezelt mit grossem Krachen jähling zerrissen zubrochen und zur Erden gefället hat.

Zwischen diesen jetzterzehlten Handlungen hatte Keyser Maximilian dem Herrn von Schwendi vor der Ankunfft deß Türckischen Keysers aufferlegt sich in Ober-Ungarn und Zips mit ſeinein unterhabenden Volk biß man ſähe woder Sultan Solymann den Kopf würde hinauß strecken auffzuhalten allda dann Her Schwendi mit den Tartarn so aüff K.  Johann Begehren Solymann auffgemahnt und dahin geschicket mitlerweil viel zuschaffen hatte dann sie in Ober-Ungarn diß und jenſeits der Teiß weit und breit hin und wieder streifften reiche Beute erlangten alles verwüsteten und verbrennten jung und alt von Mann und Weibspersonen zum theil erwürgten zum theil hinweg führté.  Nachdem aber Herr von Schwendi von ihnen anfänglich übermannt musteer an sich halten und erwartender Zeit da sie sich mit allerhand unzeitigen Früchten und Obst bevorab mit unmässiger Niesſung der Weintrauben anfüllen und verderben würden alß dann hat er sich auffgemacht und die nunmehr erkranckte und auch an der Zahl wolgeschwächte Tartarn angegriffen und auf einen Tag mit wenigen der Seinen Verlust in die zehen tausend erlegt erschlagen und die andern in die Flucht getrieben und ist der Türckischen Beegen einer so ihr Führer gewesen umbgebracht auch ein anderer tödtlich verwundt worden.

Hernach hat gemeldter Herr von Schwendi mit dem Georgen Bebeck einem Ungarischen Herrn dessen hievor gedacht so von Keyser Maximilian meinendig abgefallen und derhalben in die Acht erklärt worden etliche Schlösser angegriffen Sabatka, Pelsoz, Gombazeck, Chrasſnahurca, Sagde ſampt andern umbligenden Castellen und Flecken mit Gewalt erobert und eingenommen.

Nach diesem ist Solymann Tod in deß Römischen Keysers Läger bey Raab auch allgemach erschollen und laut gemacht und zwar durch einen fürnehmen gefangenen Türcken (der sich erboth, sich strecken und gar umbbringen zu lassen wenn Solymannus noch im Leben wäre) geoffenbahrt worden.

Dazumahl hätte Ihre Keyserl.  Mayest.  eine herliche Victori und grosse Beut wenn sie mit ihrem damals bey sich habenden Kriegsvolk das Türckische Kriegsheer so kein Haupt hatte geschlagen leichtlich erhalten können.  Dann in dem Türckischen Läger eine unſägliche Menge Goldes und Silbers beyſammen gewesen welcher Schatz von Solymanno viel lange Jahr hero auß ſeinem weiten Keyerthumb gesamlet und auff die 400,000.  Pfund Goldes und mehr gerechnet würde.  Dannes ist der Türckischen Keyser Gebrauch wann sie ſelbst persönlich in Krieg ziehen daß sie keinem iren Schatz vertrauen in Betrachtung daß einer der solchen grossen Sold und Verehrung außzutyeilen hätte leichtlich zum Keyserthumb kommen könnte.  Dero wegen sie solchen Schatz allezeit mit sich führen und in Läger mit höch stem Fleiß auffbehalten das dann auff solche Weiſe geschicht: Der Keyser schlägt ſein Gezelt mitten im Lager auff worinnen die Janitscharen mit starcken auffgerichteten Wällen und Bollwercken ihn umbgehen zwischen diesen Wällen ist ohne deß Turckischen Keysers Leib-Diener sonst niemand auch die Bassa nicht es ſey denn daß sie erfordert werden.  Ausserhalb den Gräben welche umb den ersten Wall deß Keysers am nächsten ſind werden die lederne Säck voll Golds und Silbers auf die Erden gelegt welcher Ort mit sehr hohen Dämmen und sehr tieffen Gräben umbringt und mit starcker Quardi auch mit vielem Geschütz dahin auch niemand kommen kan verwahret wird aber ausser halb diesen Gräbenschlägt das andere Kriegsvolks alles ihr Läger auf welches gleichermassen Umb und umb mit Schanzen und Gräben versehen ist.

Der Römische Keyser wie vorgemeldet hat weder den Gefangenen noch den Kundschafftern daß Solyman solte todt seyn Glauben gegeben dann er nach seiner Vernunft nicht ermessen können, daß ein solches Barbarisches Volk in so grosser Menge das von Natur wild und zum Geitz geneigt ohne ein Haupt so lang still seyn und solchen Gehorsam überal leisten solte.  Aber Mahomet der Bezir Bassa hatte durch seine verschmitzte Weise so viel zu wegen gebracht daß er nicht allein deß Solymanni Todt in solcher Gefahr aufs fleissigst verborgen und die Janitscharen im Zaum gehalten sondern auch dz Türckische Reich gantz still un fischer in seines Sohns Selymi Gewalt gebracht hat Sintemal

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er unter dem Schein alß wenn es der Keyser befohlen das Kriegsvolk an mancherley Ort auff den Streiff außschickte damit weil es nicht beyeinander es destoweniger Ursach nachdem Keyser zu fragen hätte.

Scander-Bassa der Oberste zu Constantinopel alß er die Brieff von Solymanni Todt gelesen und sich befürchtete wann solches außbräche es möchten die jungen Janitscharen allda Auffruhr erwecken ünd ihres Gefallens der Christen und der Juden Güter plündern und berauben: Erdachte ein sehr listigen Rath und gab für er wolte die begehrte Hülff wie ihm von Solymanno geschrieben uñ befohlen nemlich 10,000.  Janitscharen an statt deren so zu Sigeth und andern Ungarischen Festungen geblieben alßbald schicken.  Befahl darauff allen Janitscharen auff bestimbten Tag auß der Statt Constantinopel in ein weit Feld so zwo Meilen von der Statt war sich zu begeben da man sie mustern und der Verstorbenen Besoldung reichen könte.  Alß nun die Janitscharn die Ordinari Besoldung noch nie bekommen begaben sie sich mit grossen Freuden in geschwinder Eyl an bestimbten Ort.  Unterdessen reysete Selimus alß er zu Magnesia ſeines Vatters Todt vernommen auff der Post nach Constantinopel dem begegnet unter Weges Bostangi der Hofmeister mit einem geschwinden und herrlich zubereitetem Jagschiff auff welchem er folgends nach Constantinopel eylete.  Und wie er an die Porten das ist ans Schloß gelangte wärd er alßbald alß ein Keyser zum drittenmahl außgeruffen.  Dazumahl ist man deß Solymanni Todt erst innen worden.  Von dannen der Bailo ſeiner Herschaft zu Venedig solches in geschwinder Eyl zu wissen gemacht welche es hernach an die Röm.  Keyserl.  Mayestät geschrieben.

Alß nun Selimus vom Schloß zu Constantinopel herab gegangen ist er zu dem Keyserlichen Thron welcher mit Gold und köstlichen Edelgesteinen gezieret war geführet worden.  Da aber die Janitscharen welche sich alle an den bestimbten Ort auß der Statt begeben hatten deß neuen Keysers Publicirung vernommen verdroß sie der Handel hefftig und wolten weil sie ſahen daß sie betrogen worden anfangen auffrührisch zu werden haben aber nach geschehener Verheiſſung der 100,000.  Sultanirer einer gewissen Müntz in Gold und gewöhnlichen Verehrung sich zu frieden gegeben.

Da nun Selimus sich zum ersten mal auff ſeinen Keyserlichen Thron gesetzt hat er mit grosser Solennität zur Anzeigung ſeiner Freuden zween Becher mit herrlichem Wein außgetruncken und ſeine Regierung im 42.  Jahr ſeines Alters mit Verachtung der Religion in welcher den Türcken der Wein gänzlich verbotten angefangen und darauff solches in alle Land ſeines ganzen Reichs außschreiben lassen damit man ſeine Krönung eher alß deß Vatters Todt vernähme und die Völcker im Fried blieben.  Darnach ist er auß dem Schloß durch die Statt geritten und sich von männiglich ſehen lassen und nach Verrichtung der gewöhnlichen Opfer bey deß Hiobs Grab welcher Ort an der Stattmauren ligt umb mit grossem Pomp und Pracht ins Schloß sich verfüget.

Und weil viel daran gelegen daß er auffs eheste herauß in dem Läger wäre ist er von Constantinopel auff Castro Nigro und Scedra welche Reyſe dann er in dreyen Tagen verrichtete geschwind kommen.  Damahls vermeynten etliche wenn er ins Läger käme er würde sich für Wien legen dieweil der Türckischen Keyser Brauch ist bald anfangs ihrer Regierung etwas Fürnehmes sich zu unterwinden nicht allein ihr Keyserthumm zu erweitern sondern auch damit sie nicht geringer alß ihre Voreltern gehalten würden.

Die Keyserischen besorgten sich gleich falls er würde gemeldte Statt Wien belägern nicht allein voriger Ursachen halben sondern auch weiler schon allbereit Schiff mit eyſernen Kugeln 3,000.  Rohren und viel Kriegs-Rüstung gegem dem Donau-Strom in Ungarn geschickt hatte und der Scander bassa mit 100.  Mauleseln so mit Gold und Silber beladen und 1oo.  Cameelen und 150.  Pferden so Kriegsrüstung trugen ankommen war.

Entzwischen lagen viel tausend Türcken umb Stulweissenburg und geschahen hin und wieder viel Scharmützel umb welche Zeit auch Mahomet Beeg so Oberster in Stulweissenburg war gefangen worden dann der Thuri Georg alßbald er unter dem Scharmützel gemeldten Mahomet alß einen Sultanischen Obersten (den er in der Belägerung Palotta kennen lernen ) ersehen eylete er ihm nach ſetztemitten unter die Feind und so ernstlich daß er auff dasander Roß kam und ließ von ihm nicht nach biß er ihn er griffe gefangen nahm und dem Keyser Maximiliano persönlich überantwortete welcher ihn dargegen alßbald mit einer güldenen Ketten verehret und zum Ritter geschlagen hat.

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Man ſagt daß gemelter Mahomet 120,000. Gülden für die Rantzion dem Käyſer Maximiliano offerirt habe aber Ihre Mayestät hat ihn verwarlich und wol gehalten und gen Wien verschicket.

Ertz-Herzog Carlauß Oesterreich thäte dazumahl mit den Türcken so auch auf einen Streiff außgezogen ein starckes Treffen und erlegte ihrer nicht ein geringe Anzahl dorffte aber weil ein groß Kriegsvolk von Türcken nahe war nicht nachſetzen dann die Türcken überall in der Nähe streiffeten raubten plünderten  und viel Häuser inden Brand steckten kamen auch biß an die Rabnitz gen Oedenburg in Oesterreich und führeten viel Leut mit sich hinweg.

Dieses der Türcken beschwerliches Streiffen hat dazumal denen so der Türcken Kriegsbrauch bekant diese Vermutung gemacht daß sie wieder nach Constantinopel ziehen würden firmemlich  weil zümlicher Mangel an Proviant im Türckischen Läger ware. Der Vezier Bassa aber hatte solches Streiffen wie vor gemeldt befohlen damit ſein Kriegsvolk in der Ubung blieb und gar kein Gedancken oder Argwohn von Solimanni Todt hätte biß ſein Sohn Selymus der neue Räyſer ankäme.

Unterdeß war Selymus mit starcken Tagreyſen in grosser Eyl gen Griechisch Weissenburg ankommen und durch Schreiben von Mahomet dem Vezier Bassa verständiget worden weil es alles noch still im Läger dörffte er sich nicht weiter mit reiſen bemühen solte demnach nur zu Griechisch Weissenburg still ligen  und allda ſeiner Ankunft mit dem Kriegsvolk erwarten. Brach darnach mit dem Läger auff und nahm mit sich deß Solymanni Leichnam welchen noch jederman lebendig zu ſeyn vermeynte und machte solches auch glaubwürdig ſein Alter und das Podagra dann er als ein krancker Mann ſeine Reyß also anstellte daß der Wagen überall zugemacht war damit man ihn gar nicht ſehen konte. Dem kam Selymus biß ans Stadt-Thor entgegen und hatte einen kleinen Turbant auff und schlechte Trauerkleyderan ſeines Vaters Leichnam zu holen welcher aber mit fliegenden Fahnen und mit grossem Klang von Heerpaucken Tromme ten und also mit grosser Freuddaherge führt ward.

Als aber Selymus dem Wagen ſeines Vaters näher kommen ist er vom Roß abgestiegen hat den Wagen auffgethan  und über ſeines Vaters Leichnam geweinet. es ſind auch die andern Obersten zugleich von ihren Rosten abgestiegen  und haben kleine Turbänt auffgesetzt.

Darauff hat man befohlen daß man alle Fähnlein zur Anzeigung deß Leyds zur Erden wenden und die Schäffe in der Hand behalten solte. Und das wol zu verwundern ist ein solches Stillschweigen von allen den jenigen so gegenwärtig gewesen erfolgt daß unter so viel tausend Menschen von keinem kein Wort gehört worden.

Nach diesem Stillschweigen brachte man Selymo einen weissen Turbant mit köstlichen Edlen Steinen gezieret welcher ihme auff gesetzt ward und herliche Kleyder die er anlegte und verwechſelte solchem nach das Roß welches auch die andern thäten: Hierauf wurde der Wagen wiederum zugemacht auch neue Fähnlein deß Käyſers mit grossem Frolocken auffgericht.

Nachdem aber die Obersten Bassen den Selymum in Griechisch Weissenburg begleitet hatten haben sie nacheinande wie einer in ſeinem Stand dem andern vorgieng dem neuen Käyſer alle die Hand geküsset. Darauff bestellte er trefliche Personen so hin und wider ſein Land guberniren und richten solten und befahl ſeines Vaters Leichnam gen Constantinopel zu fühlen damit er in das Grab das er ſelbst ihme bawen lassen begraben würde. Fürnemlich aber befahl er beyden Bassen  Hamat und Ferrat denſelben Leichnam mit allen Janitscharen und einem grossen Hauffen fürnehmer Kriegsleut ſampt dem Käyſerlichen Fahnen dahin zu begleiten. Er aber verzog mit dem übrigen Kriegsvolk biß er mit besserer Gelegenheit wieder nach Constantinopel verreiſen Möchte.

Als nun deß Solymanni Leichnam gen Constantinopel kommen hat man ihn vor der Stadt weil die Bassa nicht wolten zugeben, daß man ihn bey der Nacht in die Stadt führete ligen lassen  und wurd deß Solymanni Töchteren und deß Selymi Weibern und anderen befreundten erlaubt den Leichnam ihrem Gebrauch nach zu beweinen welcher den andern Tag hernach stattlich und mit grosser Solennität auff den Händen zum Grab getragen und in einer Krufft ſeines Alters im 76. Jahr zur Erden bestät tiget ward.

Miterweil als das Türckische Kriegsvolk auß Ungarn verreyste ist zu Raab  eine schröckliche Brunst entstanden in welcher weil ein starcker Wind darzu kam fast die ganze Stadt so meistentheils von Holtz gebauet verbronnen  welche der Römische Käyſer zum theil auß Barmhertzigkeit zum theil aber weil ers für eine starcke Festung wider den Feind hielte wieder auf bawen und besetzen ließ.

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Als nun Mahomet Bassa mit ſeinem Volk auß Ungarn nach Griechisch Weissenburg gezogen ließ die Römische Käyſerliche Mayestät Ihr bey sich habendes Kriegsvolk auch beurlauben zuvor aber zum theil die Gränzhäuser Raab  Oedenburg Canischa und andere Festungen mit Kriegsvolk zu Roß und Fuß vor deß Feinds Enfall verstärcken.

es hatte aber Selymus der neuerwählte Türckische Käyſer weil er den Krieg in Ungarn nicht continuiren und verlängern wolte den Pertaw Bassa welcher Gyula erobert mit einer grossen Anzahl Scythen und Tartaren in Ungarn so das Land vor deß Röm. Käyſers Einfall sicheren solten hinderlassen dieselben haben hin und wider viel Ubels gestiftet  und grausame Tyranney an dem Landvolk geübet darauß etliche so dem Pertav Bassa angehörig im Qctober dem König Johann die Festung Tockey belägern und die äusserste Rinckmawer mit 9. grossen Stücken beschiessen helffen. Her: Lazarus von Schwendi hatte zuvor als er sich solcher Belägerung besorgte eine Hülff dahin geschickt schrieb auch an Käyſerl. Mayestät umb Volk  der schickte ihme 1,000. Reuter mit dem Obersten Heinrich Staupitzen deß gleichen 6. Fähnlein Fußvolk neben demſelben auch noch 30. Wägen mit Tuch  Proviant Munition und Gelt. Als nun König Johann Tockey 8. Tag lang belägert und beschossen kam ein Geschrey daß die Tartarn so der Sultan Selim ſampt etlichen Türcken und Wallachen dem König Johann zum besten hinder ihme verlassen angefangen zu meutiniren dardurch er gezwungen wurd von der Belägerung abzuziehen und sich wider dieselben zu legen dann er fürchtet  sie möchten in siebenbürgen weiter rücken. Als er aber mit ſeinem Volk fort zoge fiel der Oberste in der Festung der Ramniger genannt herauß und erlegte in dem Abzug dem König Johann viel ſeines Volks.

Wiewol aber König Johann die Tartarischen Türckischen und Wallachischen Hauffen so gemeutet ernstlich von ihrem unbillichen Fürnehmen abzustehen vermahnete jedoch da es nichts helffen wolte überfiel er sie unversehens und erlegte ihrem in die 6,000. Mann: Derhal ben die andern neben den hinterlassenen Türcken ihn zurück in die Festung Wardein trieben und ihn darinnen welches damals noch nicht sonderlich verwahrt  ohne Geschütz belägerten. Als er aber darauß beynächtlicher weilentrunnen  hat er abermals frisch Volk zusammen gebracht die Rebellen und Meutmacher  zum andern malhart geschlagen daß sie letzlichen auß Forcht und Schrecken die Flucht nehmen müssen dardurch viel tausend armer Gefangener die sie in ihrem Wüten und Toben wie das Vieh zusammen getrieben erledigt wurden welche hernach folgend vom Weywoda auß Podolien angegriffen überwunden und aufs Haupt erlegt worden. Anderseits aber haben die Türcken von Stulweissenburg Gesthes und Vithan wiederumb erobert und stunden die Besatzungen zu Vesprin, Palotta und Totis von wegen der Türcken Macht damals in grosser Gefahr.

Nicht lang hernach ward ein Landtag zu Wien gehalten auf welchem der Röme. Käyſerlichen Mayestät jährlich verwilliget wurden 138,000. Gülden und 30,000 Gülden zu Erbawung der Festung Raab: Welcher 100. Gülden Einkommens hätte solte auf ſeinen Unkosten drey Monat lang ein Pferd halten  welcher aber ein grössers vermöchte solte auch mehrers erlegen. Und wann es Jhre Mayestät auß Noth erforderte solte die Landschafft auff die Gräntzen den 15. Mann aussetzen.









Excerpts from reports about events near Sisak in 1593

Source:  Spomenici hrvatske Krajine: Od godine 1479 do 1610, Volume 1, edited by Radoslav Lopašić https://books.google.ca/books?id=tHLvuERLU...