Sunday, September 30, 2018

Siget in Rheinischer Antiquarius, welcher die wichtigsten - German



Denkwürdiger und nützlicher
Rheinischer Antiquarius, welcher die wichtigsten
Der III. Abtheilung 7. Band. -
Coblenz, 1860.
Christian. von Stramberg.


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Page 161

Siget Siege

Im Aug. 1566 nahm ihren Anfang die Belagerung von Szigeth, durch welche Zrinys Namen der Unsterblichkeit zugeführt werden sollte, „da Sultan Soliman den General über die Asiatische Reuterei und den General-Zeugmeister bei der Miliz zu Lande und Wasser mit einer grossen Menge von Stücken und Stückkngeln und Anderm, was zur Munition gehörig, so Alles auf unzählig vielen Karren und Kameelen geführt ward, vorangeschickt. Dieser Vorzug gelangte am 1. Augusti bei dem Castell St. Laurentii an. Nachdem sie aber sich so weit hinzugemachet, daß sie von denen im Schloß ersehen werden können, sevud der Unsrigen ihnen etliche Haufen zu Fuß entgegengerückt, und mit ihnen in ein so scharfes Gefecht gerathen, daß sehr viel Türcken erschossen worden, weil sie nämlich bei solchem Vorhaufen anderst kein Gewehr, als Schwert und Lanzen geführt, unseres Theils aber nur ein Einiger, nämlich der Janco Dombai geblieben. Folgenden Tages folgte der Sultan selber mit den Leibregimentern und der Streif-Neuterei der Acangien und der übrigen ganzen Macht zu Roß, die auf 100,000 Mann, ohne die Janitscharen, Asapen und andere Fußsoldaten, geschätzt wurden, und ruckten damit näher auf Sigeth an. Seine grün-färbige Zelten pflanzte er etwas mehr als eines Canon-Schusses, weit von Sigeth hinter einem Hügel, dergestalt, daß man sie aus dem Schloß nicht sehen kunnte. Das übrige Heer bedeckte die umliegende Hügel und Berge, wie eine Wolke oder dicker Nebel, so einen Regen von Hagel nnd Blut auszuschütten Willens. Bei persönlicher Ankunft deß Groß-Sultans singen die Stücke, derer gewaltig viele und von ungemeiner Größe waren, erschrecklich an zu donnern; daneben löseten auch alle Janitscharen und andere Fußvölcker ihre Röhre und Fäustlinge, also daß von dem starken Gekrach und blitzenden Knall der Erdboden zitterte, und man die  onnerschläge allerdings zu Canischa und Lendwa hörte.

Der Himmel verbarg für dem abscheulich dicken Dampf, Schmauch und Rauch sein Helles Auge, die Sonne; die Luft ward von dem schweflichten Pulverrauch ganz angefüllt, muste ihren durchsichtigen Krystall in ein schwarzes Pech verwandeln lassen und gleichsam biedurch ein Vorbild machen, daß nunmehr, wegen obhandener Eroberung der Vestung Sigeth, diese Gegend ihr Licht des Glaubens verlieren und durch die Macht der Finsterniß, will sagen durch den Mahometanischen Irrsal, grössern Tbeils benächtet und überschattet werden sollte, indem allbie von dem an die christliche Lehre erstummen, hingegen das gotteslästerliche Geplärr des fabulirenden Alcorans erschallen würde.

Zrinski’s reaction to the Ottoman advance

„Wie geberdete sich dagegen unser Graf Zriny? entfiel ihm auch der Muth ? Nein, er wuchs ihm vielmehr nur höher. Die Erde zitterte vor der Gewalt der blitzenden Carthannen und Schlangen, sein Herz rührte sich nicht, geschweige daß es hätte
erbeben sollen. Alle Böget des Himmels erschrocken, verschwanden aus der Luft im Augenblick, verbargen sich in Klüfte und Steinritze oder weit abgelegene hohle Bäume; der adleräugige Zriny aber schaute solchen grausam starken Blitz unverwandten Gesichtes an, ließ dagegen den in seiner Leibfahne stehenden Kaiserlichen Adler auf dem Wall seine Flügel unerschrocken auseinander breiten, der solches Heer so vieler tausend Naubfalcken tapfer zu empfangen, gleichsam Schnabel und Klauen rüstete. Seine Standbaftigkeit stellte einen sestgegründeten Meerselsen vor, welcher viel Hunderttausenden heranbrausenden Wellen um keinen Fuß breit auszuweichen begehrt, sondern eine nach der andern zurückprellen macht, und sich leichter endlich von ihnen bedecken, als schrecken oder bewegen läßt. Ihm war bewußt, wie viel seinem Könige, dem Römischen Kaiser und der ganzen Christenheit an Sigeth gelegen, beschloß derobalben, dasselbe bis zum letzten Blutstropfen zu behaupten, und lieber sein Haupt einem ritterlichen Tode, als diesen Ort gütlich dem Türcken zu übergeben. Er hatte diesen Platz vorher mit Proviant und einer ziemlich starken Besatzung, nämlich mit 1800 Fußknechten, 200 Reutern und 150 freiwillig Hinterbliebenen Bürgern (Isthvanfi setzt 2500 Männer insgesamt) und 60 Stücken versehen.

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First speech and oath

Indem nun der Feind heranmarschirte, ließ er die Officirer und Soldaten auf den innern Schloßplatz zusammenkommen, und that eine vortreffliche Rede zu ihnen, die weder ans dem Herzen, noch Munde des Herrules tapfrer hätte fließen können, so viel Worte, so viel martialische Funken streute ihnen dieser Ungarische Achilles in den Muth, und entzündete hierdurch eine feurige Begierde darin gegen den Erbfeind Leib und Leben bei ihm aufzusetzen.

„Ihr ehrlichen Brüder und redlichen Soldaten (sing er an), es ist vor Augen und uns nichts Unversehenes, sondern schon längst von mir und euch mit unerschrockenem Muth vermuthet, daß uns der Türckische Sultan mit einer grossen Asiatisch- und Europäischen Macht auf die Haut gehe, und alle seine Kräfte zur Bestreitung dieses Schlosses anzustrengen entschlossen sey, deßwegen uns nun die Notwendigkeit dringet, für das Vatterland, Freiheit und Leben zu streiten. An diesem Ort hat gewißlich das Vatterland bishero einen grossen Schild, welcher fetzo aber eurer Faust, Tapferkeit und ritterlichen Waffen anvertraut ist, solchemnach vor allen Dingen unfern Fleiß, getreuen, standhaften Ernst und Bearbeitung erfordert. Denn dafern wir uns, nächst göttlicher Hülfe, für dem angedroheten Untergange beschirmen und erhalten, so werden wir unser Gut, Vermögen und redlichen Namen bewahren. Ehr und Ruhm dadurch erwerben, auch zugleich unsere Freiheit, Leben, Ruhe, Vatterland, Haus und Hof, Weib und Kind in Sicherheit stellen, und nicht unsere allein, sondern auch aller derer, die Ungarischen, sa sogar aller, die Christlichen Namens seynd, und unsern Namen der Unverwelklichkeit damit einpflanzen. Sollte uns aber Zaghaftigkeit von dem Adler- zu dem Hasenpanier verführen, und den Marmel unsers Muths zu Wachs erweichen, welches ich von so

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erzversuchten mannhaften und redlichen Soldaten, als euch die vielmalige Probe mir schon hat zu erkennen gegeben, gar nicht hoffen will, so wird in dein Allem das Widrige erfolgen. Keinen wird hier etwas Anderes, als nur sein Schwert und frisches Herz schützen. Diesemnach thut vonnöthen, daß nun ein Jed weder, wenn er an den Streit gehet, seiner Reputation und Rittermäßigkeit eingedenk lebe, nicht nur Andern tapser zurede, oder wider den Feind bloß allein das Maul rühre, hingegen die Hände zu den militairischen Werken ungeregt lasse, sondern die Arbeit wacker mit an-, auch zum Degen greife, und in gutem Vertrauen auf GOtt seinem muthigen Vorgehe? muthig nachgehe. Ich will, meine liebe Schildgenossen, daß ihr nicht nur meine Worte, sondern auch Werke zum Muster der Nachfolge nehmet, und sowol auf mein Erempel, als auf meine Ordre Achtung gebet.

„„Es ist zwar um die Belagerung kein lieblicher Handel, sie wird euch viel Hartes auszustehen bemüfsigen, dennoch will euch, als mannfesten und in allerley menschlichen Fällen versuchten Leuten, gar nicht geziemen, dafür zu erschrecken oder weich und feig zu werden. GOtt wird euch in solchem tapfern Streit fürs Vatterland beistehen, und gleichwie Er uns in viel- und grosser Gefahr oft hat erhalten, also auch nun, sofern wir der Zaghaftigkeit und Hinlässigkeit uns nicht überlassen, uns aus dem Nachen der Feinde und von ihrem Zäbel mit leichter Mühe erretten. Allein wir müssen Ihn darum fleissig anrufen. Ihm ein Gelübde und hernach auch das Unsrige dabei thun. Darum, meine gute Kameraden und Schwertbrüber, müssen wir der andringenden Gefahr uns mit dem Gewehr tapfer erwehren, Gewalt mit Gewalt abtreiben, Tapferkeit, Ehr und Redlichkeit uns vor Augen stellen, und entweder die Freiheit samt dem Leben schützen, oder, so es das Glück also fügt, für das Vatterland auf dem allervreislichsten Ehrenbette sterben, gänzlich versichert, es werde uns auf Erden ein unsterbliches Ehrengedächtniß und im Himmel eine gewisse immerwährende Glückseligkeit zu Theil werden. So ist denn an euch mein Begehren, daß, gleichwie ich euch bei guten Treuen, und zwar eidlich, geloben will, euch und dieser Festung redlich vor- und beizustehen, also auch hinwiederum

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ihr, vermöge eurer dem Römischen Kaiser und hernach auch mir verpflichteten Treue, einen körperlichen Eid schwöret, diesen Ort bis an den letzten Athem zu verfechten, mit diesem Bedinge, daß wenn ihr etwan merken würdet, daß ich zu einer schändlichen Handlung griffe, ihr mir darum zu gehorchen nicht schuldig, sondern in solchem Augenblick des Eids los seyn sollet, wie ich euch denn auf solchen Fall hiemit davon loszähle. Dagegen ich aber auch, im Fall Jemand, was für einen Platz er auch bedient, sich auf dergleichen verrätherischer Handlung sollte betreten lassen, nicht schonen, sondern mich meines Obergebiets, dem Kriegsrecht nach, gebrauchen und ihn am Leben strafen werde.

Ein Jeglicher wolle seinen Posten und Wacht wol beobachten, der Soldat seinem Capitain, der Capitain seinem Obristen gehorchen, und Keiner ohne Vorbewusst oder Ordre seines Officiers von seiner Stelle weichen, Niemand mit dem Feinde Sprache halten, noch Briefe von demselben annehmen, aber wofern, wie zu geschehen pflegt, einige Briefe mit Pfeilen herein geschossen würden, solche zum Obristen, und der Obrister zu mir bringen, daß man sie ins Feuer werfe. Sollte mich etwan auch ein menschlicher Fall betreffen, wie denn ein Mensch vielen Fällen unterworfen und auf dieser Welt die Unbeständigkeit unbeschreiblich groß ist, alsdann sollt ihr meiner Schwester Sohn, dem Caspar Alapi, der hie zugegen steht, anstatt meiner gehorchen, gestaltsam ich euch denselben deßwegen hiemit vorgestellt haben will.""

„Nachdem er solches zu ihnen geredet, streckte er am ersten seine rechte Hand empor, und gewöhnlichem Brauch nach drei Finger aus, und schwur aus dem Platz vor dem innersten Thor diesen leiblichen Eid : „„Ich Niclas Graf von Zrin gelobe zuvorderst Gott dem Allmächtigen, hernach der Römisch-Kaiserlichen Majestät, unserm Herrn und höchsten Obrigkeit, und diesem armen Lande, demnächst auch euch, tapsern Männern und Soldaten, die jetzo hier beisammen stehen, daß ich euch zu keener Zeit verlassen, sondern bei euch leben und sterben, auch Gut und Bös mit euch ausstehen wolle : so wahr mir GOtt Vater, Sohn und Heiliger Geist helfen soll !"" Hiernächst ließ er auch die Obersten und Soldaten, denen sein Schreiber den Eid vorlas, nacheinander schwören, und hernach auf dem Markt oder Platze des äussern Schlosses einen Galgen aufrichten für diejenige, so wider die Kriegsgesetze handlen würden, auch desselbigen Tages einen gemeinen Soldaten, der auf seinen Hauptmann den Degen gezuckt, enthaupten. Folgends musterte er noch einö die Soldaten, und befand derselben ungefähr 2500, ohne die Kinder und Weibsbilder, gab auch sogleich Befehl, daß ein Jeglicher sofort nach seinem Posten und angewiesenen Ort gehen sollte.

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Attack and fall of New Town

„Den 8. Aug. fiel der Feind die Neustadt an mit grosser Gewalt und Menge. Weil nun dieselbe nur mit einem schlechten, in der Eile aufgeworfenen Wall umgeben war, und einem fo starken Ansaß nicht bastant zu seyn schien, ließ der Graf, nachdem er zuvor von Mittag bis in die Nacht überaus scharf mit den Türcken gefochten, dieselbe etlicher Orten anzünden, auch eben zu derselben Zeit die Zäune an den Gärten und Wiesen verbrennen, ungleichen die Bäume, die der Stadt und dem Schloß zu nahe stunden, umhauen. Allein der Türckische Feldzeugmeister Aliportug befahl das Feuer zu löschen, stellete folgends gewaltig grosse Stücke auf den Markt, und fing an, von dannen die alte Stadt, welche nur mit nicht übrigbreiten, doch gleichwol tiefen Wassergräben von der neuen abgesondert war, zu beschiessen, wiewol er nicht viel damit ausrichtete, weil die Unsrige ihm nichts schenkten und sich männlich wehrten. Ja sie sielen auch endlich heraus, fochten mit den Janitscharen ziemlich lang, tödteten und verwundeten ihrer Viele, und nachdem sie ihreetbeils nur einen Mann, nach des Istvanfi Relation, eingebüßt, kehrten sie wieder in die Stadt. Andere aber schreiben, daß auch unsrer Seiten viel wackere Officirer dabei auf dem Platz geblieben, weßwegen Graf Zriny hernach keinen Ausfall mehr gestatten wollen. Aber sie fehlen : denn solch Verbot ist allererst hernach auf einen andern Ausfall erfolgt.

Defense of Old Town

„Hierauf verschlossen sich 600 der Unsrigen in der Stadt und sperreten von dem an allererst das Thor zu. Folgends disputilte man darüber lange, ob man die Stadt länger sollte verfechten. Denn Gras Zrinp schätzte die Anzahl des Volckes zu schwach, als daß Stadt und Schloß zugleich damit sollte behauptet werden können, meinte derhalben, man müste die alte der neuen Stadt gleich, das ist, zu Asche machen, und alle Macht der Verfechtung des Schlosses, als worauf endlich die Victori beruhete, zuwenden. Aber Seruth, der Obrister über die Fußknechte, und nebenft ihm viel gemeine Knechte baten inständig, er wolle kein Mißtrauen in sie setzen, und versicherten, sie wollten noch etliche Tage die alte Stadt solchergestalt dcsendiren, daß der Feind indessen von Bestreitung des Schlosses dadurch abgehalten würde. Ob nun gleich der Graf ihnen die obhandene Gefahr und Schwierigkeiten nebst der übergrossen Menge deö Feindes, die beides zu bestürmen mächtig genug seyn würde, zu Gemüth stellete, mit Befehl, daß sie die Stadt verlassen und ins Schloß entweichen sollten, bequemte er sich doch zuletzt zu ihrer fortgefetzten Bitte, und bewilligte es, wiewol sehr ungern.

„Unterdessen hielt der Feind Tag und Nacht an mit Canoniren und Fulminiren wider die von Rasen und andern Materialien aufgerichtete sechs Schuhe dicke Mauren, führte auch, nach Aufwerfung einiger Geschützstellungen, fünf schwere Stücke auf, nebenst dreien mittelmäßigen Schlangen, und fällete damit den mitten im Schloß stehenden Thurm, der allein von gebrannten Steinen, das andere Alles aber in sehr dicken, mit Eisen zusammengeschlagenen und mit Erdreich ausgefüllten Eichen bestünde, also daß das Metall der Glocken und der Uhr samt der Spitzen und Obdach herabstürzte. Er ließ auch durch eine grosse Menge Bauren den grossen Damm, welcher den kleinen Bach Almam dermassen hemmete, daß er einen See formiren und also das Schloß umringen muste, durchstechen, das Wasser ableiten und den Graben austrocknen, damit man dem Schloß desto leichter könnte beikommen. Auf die Arbeiter waren 600 Janitfcharen bestellt, um dieselbe wider die Ausfallende zu beschirmen. Nicht weit von bannen, am Ende des Damms, hatten die Soldaten ihre Begräbnissen; bei denselben ließ der Aliportug andre Stücke legen und aus vier der grossen von bannen gleichfalls auf das Schloß Feuer geben, auf daß die Belagerte aller seits zugleich angefochten werden und nie keine Ruhe gemessen möchten.
Attack of Radovan and Dando

„Diesen Hochmuth des Barbarn wüsten Radovan und Franziscus Dando, zween alte Hauptleute, nicht zu erdulden, baten derbglben den Grafen Zriny gar sehr, ihnen zu erlauben, daß sie auf die Arbeiter und Stücke einen Ausfall thun möchten. Er führte ihnen zur Betrachtung, daß solche Ausfälle nicht ohne höchste Gefahr zu geschehen pflegten, und feinen fonderlichen Plag gäben, einen vollkommenen Ruhm zu erlangen, auch durch dergleichen ungefähre Zufälle weder einige Hoffnung, noch andre Vergeltungen einer bewährten Tapferkeit erreicht würden, derhalben man billig dessen geübrigt bliebe, zumal weil ohnedem annoch Mühe, Arbeit und Gefahr genug bevorstünde, daran man seinen Muth und Streitbarkeit zu erweisen, von Gelegenheit die Fülle haben würde; indessen sollten sie, der Ordre und Abrede gemäß, nebenst ihm zur Behauptung dieses Schlosses ihr äusserstes anwenden, damit nicht, wann dieser Ausfall sollte Mißlingen, Reu und Untergang zugleich darauf folgten. Also ward für dießmal der Ausfall zwar aufgeschoben, weil sie aber dennoch drei Tage aneinander mit bitten und dringen bei ihm anhielten (wie mancher, wenn das Unglück seiner erwartet, keine Ruhe hat, bis er demselben in den Nachen kommt, und der Mensch oft nicht weiß, daß er um sein Verderben bittet), ließ er sich endlich durch ihre gar zu grosse Begierde überwinden, und sagte ihrem Begehren zu. Also gingen sie folgenden Tags vor Untergang der Sonnen hinaus mit 200 alten Kriegöknechten und sielen mit grossem Geschrei zuvorderst diejenige Janitscharen an, welche die Arbeit und Geschüß-Stellung (oder Batterien) bedeckten, darüber diese erschracken und ihren Posten verliessen. Als die Schanzgräber und andre Arbeiter solches sahen, flohen sie davon. Demnächst griffen sie die in der Nähe stehende Stücke an; allein sie hatten kaum ein und andres derselben vernagelt, auch die Laveten und Räder mit Aerten zerstückt, als die von dem Lärmen und Geschrei ihrer nothleidenden Genossen ermunterte Türcken aus allen Lager-Quartieren herzueileten und von den Ausgefallenen zwar tapfer empfangen, doch aber endlich mit ihrer Menge ihnen zu stark, und diese dadurch gedrungen wurden, sich fechtender Faust nach dem Schsoß zurückzuziehen.  

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Bei selbiger Retirade traf den Hauptmann Dando, indem er die Seinige zur tapfern Gegenwehr ermahnte, eine verfluchte Kugel an den Kopf, so tödtlich, daß er gleich tvdt zur Erden fiel, und die Andren mit grosser Mühe wiederum an das Schloßthor gelangten; es passirte gleichfalls dem wolversuchten Radovan eine Kugel durch den Leib und tödtete ihn. Die übrigen erreichten nach Einbüssung ihrer beiden Führer und etlicher weniger mehr wiederum das Schloß. Dem Dando und Radovan schlug der Feind die Köpfe ab, steckte dieselbe auf Spiessen und stellete selbige den Nusrigen über den Schanzkörben auf die Schau. Doch musten sie gestehen, daß sie keinen geringern Schaden erlitten, weil sie, nebst vielen Andern, den Butuc-Bassa, als einen Befehlehaber über 200 Janitscharen verloren hatten, und überdas ein andrer alter Hauptmann unter ihnen, nämlich der Jusuph (oder Joseph) an zweyen durch die Hüfte gegangenen Schüssen bald hernach im Lager gestorben war. Solcher Verlust jener beiden braven Hauptleute, womit die übermachte Hitze der Ausgefallenen war gezüchtigt, das schmerzte den Grafen Zriny dermassen, daß, obschon sonst bei diesem Ausfall nur wenig Leute geblieben, er dennoch von nun an keinen Ausfall mehr verwilligte.


Building embankments

„Unterdessen hat gedachter Aliportug dem Janitscharen-Aga (das ist dem Generaln derselben) die Nachricht und den Rath gegeben, daß man durch die Bauren in dem nächsten Walde allerlei Gesträuch, sonderlich von Weiden, sammlen und davon eine geflochtene, ziemlich dicke, sechs Schuh breite Hürde, als wie einen Zaun, machen sollte, darüber die Janitscharen zwischen dem sumpsichten Geröhr über den Morast hingehen und ganz nahe zu dem Schloß gelangen könnten. So ward auch weiter noch der sehr grosse, dicke und breite Damm, welcher vorbenanntes Bächlein sich zu einem See zu erbreitern zwang, und auch für einen öffentlichen Weg zur Stadt diente, durch täg- und nächtliche Arbeit wiederum anderswo durchgestochen und dadurch das stehende Pfuhlwasser so gar weggeleitet, daß es um das Schloß weiter nichts als Lettich und Leimen hinterließ, nach welchem Ablauf des Gewässers die Janitscharen und Asapen bemeldte Hürde desto bequemer legen und zu der Stadtmauer

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einen gleichsam gebrückten Weg bereiten kirnnten. Es mangelte ihnen auch nicht an Materialien, solche Hürde zu verdoppeln und zwo Reihen oder Strassen davon zu machen, sintemal die Menge der Kameele und Saumpferde ihnen davon gnug zuführen kunnte, und weder Officirer noch Knechte solcher Arbeit geübrigt blieben. Sie fülleten auch grosse Fässer mit Steinee, Rasen, Säcken, Wolle und dergleichen Materi, und solche Fässer wälzten die Janitscharen längs der mit gedachten Hürden gebrückten Strasse wie einen grossen Schild vor sich her, gegen dem Schloß zu, so nahe als sie kunnten, und zielten unter solchem Schirm und Bedeckung nach den Unsrigen auf der Mauer siehenden mit Röhren und Bögen ohn Unterlaß. Des gleichen Mittels bedienten sie sich auch wider die alte Stadt.


Fall of Old Town

„Es war nunmehr der siebenzchnte Tag, daß sie die alte Stadt befochten, ohne Vermuthung, daß dieselbe einer so grossen Gewalt so lange widerstehen sollte, als nunmehr der Aliportug mit dein Geschütz eine gar weite Oeffnung in den Wall machte und darauf die Janitscharen nebenst andern Türcken über den mit allerhand Materi ausgefüllten Graben, nachdem sie sothane Ausfüllung mit den aufgeworfenen Hürden gangbar gemacht, zu der gelegten Bresche (oder Oeffnung der Mauren) Hinandrungen. Ob nun gleich die drinnen mit Stücken und Musqueten sie haßlich bcwillkommten und ihrer eine grosse Anzahl erlegten, wurden sie doch endlich von der nachdruckenden Menge überhäuft und gezwungen, die Flucht nach dem Schloß zu nehmen, kamen aber nicht alle hinein; denn die Janitscharen und andre Türcken eilten ihnen geschwinde nach, und diejenige, so bei vorbeineldten Soldaten-Gräbern, am äussersten Eck des Damms, Wacht hielten, kamen ihnen von vornen entgegen, wodurch die, so in dem letzten Haufen befi-ndlich, von den voranflieh enden abgeschnitten, umringt und caputirt wurden, nachdem sie sich lange ritterlich gewehrt und im Kreise gefochten hatten, also daß von sechsbunderten nur die Hülste ins Schloß gelangte. Doch kam dieser Sieg den Türcken theuer genug an, angemerkt die Eroberung dieser alten Stadt ihnen mehr als 3000 Kriegöknechte und Janitscharen zu Boden legte. Für diese Bezwingung der Stadt

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Death of Ali Portug
verehrte Sultan Soliman dem Aliportug 200 Ducaten, womit er sich großdunken, auch alsofort die Stücke aus der gewonnenen Stadt hervorbringen und gegen das Schloß richten ließ. Aber nach zweven Tagen, als er das äussere Schloß stark beschoß und bald die bald da herumlaufend Commando gab, ward ihm von einer grossen Feldschlange sein langer Bart samt dem Kinn so ungestümlich weggeschoren, daß, weil auch die Kehle und der Schlund dadurch zerrissen worden, er alsobald zu Boden siel, und mit einer gewaltigen Blutstürzung im Augenblick sein Leben verschossen, worüber der Sultan sich heftig hat bekümmert.

Assault of August 26

„Nichtsdestoweniger setzte ein Andrer die Canonirung des Schlosses eifrig fort und fallet? ein Stück der Basten, zur linken Hand des Thors, worauf die Türcken gleich einen Anfall gethan, aber mit grossem Verlust von den Unsrigen zurückgeschlagen worden, und als sie gleich darauf einen neuen Anlauf thaten, ließ man sie eben so blutig wie zuvor wieder ablaufen, und muften sie, nachdem sie eine grosse Anzahl ihrer Leute dem christlichen Schwert gezollet, hinterwärts eilen, wiewol ihrer Vielen die Eile durch den Leimen und Letten verhindert, und indem sie darin übel fortkommen kunnten, sowvl die Entfernung als die Nahung, ja das Leben selbst, mit Stücken und Musqueten verboten ward, Massen dann in diesem Streit viel Begen, und zwar unter andern der Bassa von Alcayr (Cairo, sonst der Bassa von Babylonien genannt), welcher auch zugleich Bassa von Alexandria war, von den Stückkugeln zerschinetlert worden. Sie ver loren auch zwo grosse rothe Fahnen, welche die Belagerte, nach Erwürgung der Fahnführer, in das Schloß brachten und öffentlich vor des Feindes Augen aufsteckten. Aber dieser ward, wie ein grimmiger Hund durch empfangenen Steinwurf, dadurch nur rasender und baute eilends vier neue Batterien, deren jedwede er mit vier gar schweren Stücken besetzte und damit das Schloß von dreyen Orten bestrich. Nachdem sie durch solchen Donner in die Mauer grosse und weite Löcher geschlagen, thaten die Janitscharen wiederum einen Anfall; weil sie aber abermals eine mit Feuer und Schwert scharf von sich blitzende Standhaftigkeit antrafen, fielen sie bei Hausen darüber entweder zu Boden

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oder in die Flucht, und badete sich das Christliche Schwert in ihrem Blut so tief, daß der Schloßgraben mit Türckenköpfen schier ausgefüllet ward. Jedoch nahm dieser hitzige Streit auch unter den Unsrigen etliche tapfere Leute weg, und zwar neben Andren den Andreas Bicam, einen Mann, der die Ehre seines adlichen Herkommens mit adlicher Tapferkeit erhöhete, deßwegen Graf Zriny, dem er sehr lieb war, ihn so ungern als einen Finger aus der Hand verlor.

Aug 29 to Sep 1

„Als die rachbrennenden Türcken folgenden Tags mit Trummeln, Schalmeuen und andrem Feldspiel wiederum ein Zeichen gaben zum Anlauf auf die Mauer, und die Uusrige des Tanzes freudig erwarteten, stelleten sie den Sturm das Mal ein bis in die Nacht, da sie sich bei denen unterschiedlicher Orten verfertigten Batterien haufenweise versammleten. Nunmehr waren die Gräben entwässert, sowol durch Abgrabung als durch das truckne Wetter, bei welchem kein Negentröpflein siel: deßwegen hofften sie ohne besondre Mühe hindurch zu kommen, setzten derhalben unterm Schilde und Decke der Finsterniß auf die Heneianische Basten an, welche den Eingehenden zur Linken des grössern Thors lag, mit vollem Haufen, und die Unsrige widersetzten sich ihnen aus aller Kraft und Möglichkeit; weil ihrer aber bei unterschiedlichem Gefechte fast wenig worden, und auch diejenigen, so aus der Mauren stunden, von den Janitscharen und Stuckmeistern mit ungefehlten Schüssen getroffen wurden, kunnte man ihnen die Ersteigung selbigen Bollwerks nicht verwehren, obschon ihrer viele durch die Unsrige darüber wurden erwürgt. Nachdem also hiedurch den Unsrigen die Möglichkeit, auf der Mauer länger zu stehen und zu streiten, entrissen war, untergruben die Janitscharen erstlich den Grund des Bollwerks und singen an, die Eichen samt andren Materialien, womit selbiges zu mehrer Befestigung durchflochten war, heraus zu reissen, durchhöhlten auch vermittelst einer dreitägigen Arbeit die Erde dermassen, daß sie aus den Minen die Unsrige sehen und von ihnen wiederum ersehen werden kunnten, weßwegen Gregorius Poquv und Benedict Medwey mit ihren Spiessen eilends dahin liefen, den Feind allda abzutreiben, aber von den Janitscharen

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mit eisernen Haken und langen gehäkelten Stangen hinabgezogen und alsofort erwürgt wurden. Wiewohl nun Graf Zriny auf Erblickung solcher grossen Gefahr auf die Arbeiter etliche Stinkpötte (wie man sie nennet) werfen ließ und damit viel derselben erschlug oder erstickte, setzte doch der Feind immer andre an die Stelle, also daß weder bei Tag noch bei Nacht die Arbeit unterblieb.


September 2-5

In solche weite Mine oder gegrabene Grube trugen sie hernach einen grossen Haufen Eichen und Bretter nebft andren dürren Materialien, sonderlich bei Nachtzeit, zusammen, und zündeten des andren Tages, nämlich am 5. Septembris, solchen Haufen mit Pulver an, wodurch ein Theil des Bollwerks in einen starken Brand gerathen, welchen der früh aufsteigende Südwind mächtig beförderte, also daß endlich das Feuer die Eichbäume, Balken, Gesträuch und Reiser ergriff, so man vor der Belagerung zusammengeführt hatte, um die Fortisication damit zu erneuern. Hierauf muste Alles, was Hände hatte, Hand anlegen, nicht allein die Soldaten, derer nicht viel mehr übrig waren, sondern auch die Bauren, die Weiber und erwachsen? Knaben, welche aus dem Graben des innern Stocks (oder Schlosses) Wasser schöpften und das Feuer zu löfchen begunnten. Weil aber die Flamme ihnen dennoch zu mächtig, auch diejenige, so in hölzernen Eimern oder ledernen Schläuchen Wasser zutrugen und ins Feuer ausgössen, von denen immer stark feurenden Janitscharen erschossen wurden, ging alle solche RettungSmühe verloren. So hörten auch die Türcken nicht auf, unter währender Feuersbrunst mit dem Geschütz das Schloß anzublitzen.

„Solches Vortheils wollten sich die Janitscharen nicht unbedient lassen, sondern fielen die Nadasdische Bastev (also war sie nach dem unlängst verstorbenen Ungarischen Palatin, Nadasdi, genannt worden) ganz wütbig an, wurden aber stattlich zurückgeklopft und Vieler Köpfe darüber verlustig. Dessen ungeachtet setzten sie mit grosser Verbitterung, Wuth und Gewalt zweymal wieder an, musten eben auch zweymal der ritterlichen Beständigkeit unserer Leute den Nucken zukehren, weil ihrer sehr vicle auf den Nucken geworfen und erwürgt wurden, angesehn man diese

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wöchige Stürmer so stürmisch zurücktrieb, daß viele derselben mitten durchs Feuer davon liefen und theils halb, theils ganz verbrannt wurden. Bei Verfechtung dieser NadaSdischen Bastey zweifelhaftem und scharfem Streit befand sich Graf Zriny persönlich und commandirte wie ein unerschrockener General, der aller Gefahr mit Großmüthigkeit trutzet, und munterte die Seinigen nicht allein auf mit Worten, sondern ließ auch sein ritterliches Schwert ihnen zum Erempel tapfer blinken und schneiden, indem er die Türcken, welche voran und am ersten hinaufzusteigen sich erkühnten, mit eigner Hand niederhieb. Weil aber sehr Kitzig gestritten ward, büste er gleichwol auch viel seiner tapfersten Soldaten dabei ein. Hingegen soll der Feind in diesen dreyen Aktionen, weil er mit sehr grossen und dicken Haufen stets angegangen, über 7000 Mann verloren haben.

Suleiman’s death

Gegen dem Ende dieses dritten Sturmgefechts fuhr Sultan Solimans verfluchte Seele durch Schwachheit des Alters und Durchbrüchigkeit ihres mit der Ruhr hart gerührten Leibes genötbigt, an den Ort, so den Tyrannen ihren Lohn reichet. Der Groß-Vezir Mehemet aber verbarg seinen Tod so listig und meisterlich, daß Niemand, auch nach Eroberung der Festung Sigeth, etwas davon erfuhr, ehe und bevor ihms eben, und der älteste Prinz, Selim, ins Regiment getreten war.

„Unterdessen fraß der Brand immer weiter und nahete sich allgemach auch zu dem innern Schloß, darin gewaltig viel Pulver lag; das nöthigte den Zrinv, in das innere Schloß zu entweichen. Die Türcken folgten ihm so geschwind nach, daß er kaum Zeit behielt, die Pforte hinter sich zu verschliessen. Also nahmen die Janitscharen und andere Türcken daS grössere, nämlich das äussere Schloß alsofort ein, allda ihnen viel Weiber und Kinder in die Hände kamen. Dem Matthäus Seruth, welcher bei Entweichung aus der Stadt nach dem Schloß wegen empfangner Wunden an beiden Knien zu Bette lag, hieben sie in demselbigen seinem Siechbette den Kopf ab; sein Weib aber samt den neun Kindern nahmen sie gefangen, auch sein Geld, dessen eine ziemliche Summa vorhanden war, samt andren besten Sachen hinweg, veruneinigten sich aber endlich mit andren Türcken über

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den Raub und über die Gefangene also, daß sie deßwegen zu Streichen kamen und einander verwundeten. Indessen gaben die Unsrige aus den Fenstern und von oben herab Feuer unter sie und schössen Manchen übern Haufen. Etliche der Unsrigen trachteten unter solchem Getümmel der Janitscharen durch die Schießlöcher zu entrinnen, wurden aber von denselben aufgefangen und auf der Stelle erwürgt, ausbenommen der einige Silco, den sie in Ansehung feiner noch zarten Jugend gefangen nahmen und am Leben verschonten.

Inside the citadel

„Nachdem endlich der Hader unter den Türcken von ihren Officirern gestillet, kehrten sie das im grössern Schloß angetroffkne Geschütz gegen das innere, von welchem nunmehr Niemand kunnte herauskommen in das auswendige, theils wegen der darin hausenden Feuersbrunst, theils wegen der aus aller Macht herzudringenden Türcken, von welchen, wann sie nur Jemandes der Belagerten ansichtig wurden, die Kugeln und Pfeile nicht änderst daher geflogen kamen, als ob der Sturmwind einen dicken Hagel auswürfe. Ueber alle diese Bedrängnisse wurden die Belagerte nun auch schon ziemlich hart gedruckt durch Mangel der Lebensmittel und Speisen, angemerkt eine überaus grosse Quantität Proviants, so in der Vorburg (in dem äussern Schloß, meine ich) lag, in des Feindes Gewalt kommen war, nämlich 52 Fässer Weins und eben so viel mit Hülsenfrucht gefüllte, 30 Fässer mit Essig, samt einem grossen Vorrath an Salz, Mehl, Gersten, Habern, Rind- und Schweinefleisch, wie auch eingesalzenen und gedörrten Fischen, nebenst alkrhand andrer Nothdurft, so zur Lusdaurung einer langwierigen Belagerung vonnöthen, welches alles doch gleichwol der Feind auch nicht gemessen können, weil ihms die Flamme vor dem Maul weggerissen und verschlungen. Hingegen befand sich in dem innern Schloß, dahin sich die Unsrige aus äusserst«? Roth retirirt hatten, weiter nichts, als zwev schwere Stücke, 14 kleine Feldschlangen und 1000 Scheffel Weizenmehl, so der Graf Zriny von seinen eignen Gütern hatte lassen hineinführen, wovon man doch nicht so viel Brod backen kunnte, daß Alle und Jedwede genug daran gehabt, weil nur wenig Backöfen vorhanden waren.

Morning of last day

„Den 6. und 7. Septembris blieben die Janitscharen auf dem Wall des äussern Schlosses und steckten ihre Fahnen allda -auf. Am 8. aber warfen sie auf den innern Stock gleichfalls Feuer und zündeten dem Grafen seine Wohnzimmer über dem Kopf an. Sobald der Großvezir Mehemet die Flamme sah emporsteigen, ließ er in aller Frühe mit Trummeln, Paucken und Türckischen Trompeten zum Angriff blasen, worauf eine solche Menge ans dem Lager hervorruckte, daß alles Land umher mit Reutern und Fußknechten angefüllet ward. Als Graf Zriny solches sähe, wie hinterwärts ihn das Feuer, welches auch die muthigsten Leuen von ihrer Wohnung oder Kasten heraustreiben kann, bekriegte, vorwärts aber der Feind sich zum Ansätze gefast hielte, befahl er seinem Kämmerling, er sollte ihm seine kurze seidene Kleider bringen (einige wollen, es sey ein sammiten Kleid und ein nicht übrig-weiter seidner Nock gewest) samt einem Unterkleide, Hemde und andrem saubren Gereith. Man muste ihm auch sein schwarzes, von Flock-Sammit gemachtes und mit güldnen Borten geschmücktes Hütlein reichen, welches er an hochzeitlichen und andren Ehrentagen aufzusetzen pflegte, daran ein schönes güldnes Kleinod haftete, so von einem in der Mitte spielenden kostbaren Diamant trefflich blinkte, gleichwie auch etliche auserlesene, unten mit Gold und edlen Steinen bestirnte köstliche Reiger-Federn daran steckten.


Zrinski getting dressed

„Nach Anlegung solches seines gräflichen Ehrenschmucks ließ er durch besagten Kämmerling hundert Ducaten holen, und da sich etliche Türckische darunter befanden, verschmähete er selbige und schoß sie aus, sagend, er möchte mit den Türcken gar nichts gemein haben, darum sollte man ihm andre, so seines Königs Bildniß führten, dafür bringen. Als man ihm solche nun dargelegt, befahl er, man sollte den blau-sammitnen Nock ein wenig auftrennen und die Ducaten darin vernähen, zeigte dabei auch die Ursach an, nämlich daß wenn vielleicht ein Feind seinen erschlagenen Körper aussuchte, solcher nicht sagen möchte, daß er gar keine Beute bei ihm gefunden, (wiewol Isthvanfi schreibt, er habe gedachte Ducaten in seine zu beiden Seiten befindliche Schiebsäcke geworfen und demjenigen Türcken, der ihn

177
erschlagen würde, zur Verehrung bestimmt). Er legte auch ein Paar schöner güldner Armbänder an, und gebot hiernächst voriesagtem Kämmerlinge (Franziskus Cerinco hieß derselbige), er sollte ihm die Schlüssel zum Schloß, so bishero in seiner Verwahrung gewest, wieder einhändigen; diese that er gleichfalls in seinen Rock, darin die 100 Ducaten lagen, und sprach zu den Umstehenden: „„Seyd versichert, so lange ich diese Faust noch regen kann, soll mir diese hundert Ducaten und auch diese Schlüssel Keiner nehmen; wer mich aber schlägt oder begräbt, der mag sie haben."" Endlich muste ihm der Kämmerling auch alle seine mit Gold und Silber beschlagene Säbel hertragen, und als er derselben Gewicht samt der Schärfe nach einander probirt, wählte er daraus einen, den auch fein Vatter geführt hatte, und sprach: ,„,Diß ist meiner alten Säbeln einer! mit diesem Schwert habe ich manche Gefahr ausgestanden und überftritten, viel Ehre und Ruhm erworben, mit diefem will ich auch nun mein Leben auf solche Weise, wie es GOtt gefallen wird, ieschliessen, und so lange noch ein lebendiger Athem in mir ist, es dazu nicht kommen lassen, daß man mich mit einer Kette am Halse und Händen durchs feindliche Lager herumführe.""

Indem er nun den Säbel in der rechten Hand haltend, aus seinem Gemach rben wollte hervortreten, reichte man ihm seinen Helm, Panzer und andre Rüstung. Die wellte er aber nicht annehmen, sondern sagte, er wäre nunmehr entschlossen, sein Leben dem Batterlande aufzuopfern und eines schönen Todes zu sterben, derhalben solcher Rüstung ansetze nicht bedörftig, setzte hernach auch diese Worte noch dazu: „„Ich begehre von Sigeth nicht zu entfliehen. Gott wird mich beschirmen, und was Er will, will ich mit standhaftem Muth über mich ergehen lassen.""

177 - Final speech

„Gleich damit trat er ans seinem Zimmer hervor auf den Schloßplatz, und weil er wol fahe, daß das ganze Schloß ohne Rettungs- oder Löschungö-Möglichkeit in die Asche gehen, auch die mit düsterm Ranch vermischte Lohe weder ihm noch den Eeinigen ein längeres Verbleiben gestatten würde, that er zu denen allda in vollem Gewehr seiner erwartenden Reutern und Fußknechten diese letzte Rede mit lauter Stimme, daß es männiglich kunnte hören: „Meine redliche Brüder und getreue Mitstreiter ! in was für einen harten Stand uns das widrige Glück gesetzt, leuchtet euch hell und klar genug in die Augen. Es ist mit uns dahin gekommen, daß wir nicht durch Tapferkeit, noch redliche und männliche Gewalt des Feindes, sondern durch die leidige Feuersbrunst überwältiget werden. Wir müssen solche für eine Göttliche Züchtigung erkennen und mit Geduld ertragen, sintemal Er hiemit sowol unsre selbsteigene Verschuldung, als dieser ganzen Gespanschaft Uebertretungen hat heimsuchen wollen. Solchem nach bin ich herausgekommen, euch nicht so sehr wie einen Rath, als wie eine Notwendigkeit dieses vorzutragen, daß unseres Bleibens allhier nicht mehr sey, so wir nicht verbrennen wollen, und doch gleichwol auch ehrlichen Soldaten christlichen Namens nicht gezieme, auö gählinger und unbedachtsamer Bestürzung eine schändliche Ergebung an den Feind vorzunehmen. Ihr wisset, was für einen Eid ich euch und ihr mir neulich geschworen, nämlich daß wir Muth, Blut, Rath und That bei einander tapfer zusetzen und mit einander leben und sterben wollten. Diesem nach ermahne ich nun und rathe nach aller Möglichkeit, laßt uns, mit Verschmähung aller schimpflichen Entschlicssung, unserer bishero im Kriege erlangten Ehre und Ruhm mit einem standhaften Beschluß des Lebens genug thun und gemäß handeln. Das Unglück hat uns nichts übrig gelassen, denn allein die Waffen und einen Muth, so der Waffen nicht vergessen muß. So wir den feindlichen Säbel mehr scheuen, als ehrlichen Leuten geziemt, müssen wir unter das Joch einer ewigen und schimpflichen Dienstbarkeit knien. Darum sollen wir billig einen ehrlichern und reputirlichern Rath ergreifen, die Begierde eines verächtlichen Lebens verachten und mitten in den Feind hineinfallen, um damit zu bezeugen, daß wir wie ehrliche Leute gelebt und auch mit Ehren das Leben ritterlich geendigt, zu unserm ewigen Nachruhm und unsterblichem Gedächtniß bei unsern Nachkommen. Wolan ! so folgt mir dann, ihr redliche Soldaten ! wie ihr bishero gethan, folget meinem Erempel. Der Feind soll sich nicht rühmen, daß er uns in Bande und Kerker geworfen, und diese unsere tapfre That wird hernach keine Zeit ungelobt lassen ! Hinaus ! hinaus ! und frisch an den Feind ! er muß unsere Hälser nicht wohlfeil haben, sondern viele für einen geben." Hierauf riefen sie allesämtlich, sie wären gleichen Sinnes und Muths, warsen hiemit gleich von sich ihre Schild, Panzer, Bruststücke, Helmen, ja sogar auch die Scheiden ihrer Schwerter, auf daß sie desto ringfertiger zum Fechten seyn und desto leichter verwundet werden möchten, weil sie alle entschlossen waren, lieber ehrlich zu sterben, als schändlich zu leben.


Husband wants to kill wife

„Es begab sich hiebei etwas Ungemeines. Indem ein jeglicher einen ritterlichen Tod zu erstreiten sich bereitete, gedachte der Soldaten Einer sein schön gebildtes Weib zu tödten, damit sie nicht von den Türcken geschändet würde. Die nicht einfältige Frau, welche nicht nur adlicher Gestalt und Herkunft, sondern auch edles Gemüths war, merkte seinen bösen Fürsaß gar bald, bat ihn derohalben freundlich und demüthig, solches zu unterlassen, und sagte : „„Ich weiß wol, mein Schatz, daß ich dir versprochen, nimmermehr, auch in Todesgefahr von dir abzusetzen, aber du würdest eine grosse Sünde begehen, so du mit dem Blut deiner getreuen Ehefrauen, die dich so herzlich und inbrünstig liebet, deine Hände besudeltest. Darum stehe von solchem gottlesen und verdanimlichen Vorhaben ab. Weil mir aber hingegen viel schmerzlicher fallen würde, wann ich dich, als meinen liebsten Mann, in der letzten Todesgefahr verliesse, oder von dir mich treimete, so bin ich entschlossen, eine Gifährtin deines Todes zu werden, auf daß diejenige, welche die Liebe im Leben sc genau zusammen verknüpfet hat, auch im Tode nicht geschieden seyn mögen."" Dieß gesprochen, verkleidete sie sich geschwind in männlichen Habit, ward auch von ihm mit Gewehr versehn und an seine linke Hand gestellt.


Firing the cannon

„Wie nun männiglich zum letzten Ausfall und einem rittermassigen Tode entschlossen war, nahm Graf Zriny die grosse vergüldte Leibfahn, welche auf der einen Seiten mit dem Kaiserlichen, auf der andern mit dem Königl. Ungarischen Wappen prangte, mit der Rechten schwang er seinen glänzenden Säbel und schrie dreimal : JEsus! JEsus! JEsus! Hernach überreichte er die Fahne dem Lorenz Juranitsch, einem frischen jungen Menschen, und befahl, das Thor zu öffnen, beinebst aber auch dem Marco Saraceno, welcher von allen Stuckmeistern allein noch übrig war geblieben, daß er das grosse Geschütz, so im Eingang des Thors lag und sowol mit kleinen Trümmern von Eisen und eisernen Ketten, als mit kleinen Bleikugeln geladen war, auf den Feind lösen sollte, der ganz dick gehäuft auf der Brücke stund. Allein ehe dieser loöbrannte, ward er mit einer feindlichen Kugel durch die Stirn getroffen und siel zu Boden. Darum befahl der Graf dem Georg Chrouat, er sollte den Zündstrick nehmen und das Stück anleuchten. Durch solches grosse Hagel-Stück sollen mehr als 600 Türcken theils erschossen, theils verletzt worden seyn.

Charge on bridge and Zrinski’s fall

„Darnach ging das Gefecht an. Der Zriny siel heraus wie ein reissender Leu, der seinen Jägern mit ausgebreiteten Tatzen den Lohn der Verfolgung zu reichen entschlossen ist, und sing am ersten den Streit an mit nichts andern, als einem run« den Schilde und blankem Sabel bedeckt. Die Soldatesca, so über 600 nicht mehr stark war, folgte ihm nach und that einen ritterlichen Angriff. Allein die Partheien waren gar zu ungleich, und die Türcken diesem kleinen, wiewol an Muth grossen Häuflein viel zu mächtig an Mannschaft: daher dasselbe auch von der unzählbaren Menge ihrer Kugeln, Pfeilen und allerhand schädlicher Waffen, welche wie ein Hagel oder Platzregen auf sie sielen, leichtlich ward überwunden. Bei diesem Gefechte, das auf der langen Brucken geschähe, schlug sich gleichwol der erztapfere Helden-Graf so weit durch bis an das Ende selbiger Brucken und mit seinem Säbel Alles, was derselbe bestreichen kunnte, zu Boden. Aber an solchem Ende dieser Brucken begegnete ihm das Ende seines Lebens: denn allda fuhr ihm eine Kugel durch die rechte Brust, hingegen ein Strom seines edlen Bluts heraus. Dessen unerschrocken, rief er gleichwol noch seinen Leuten zu, sie sollten ihrer Treu, Tapferkeit und Standhaftigkeit nicht vergessen. Unter solchem großmütbigen Zusprechen bekam er zwischen dem rechten Auge und Ohr einen so tödtlichen Schuß, daß er zu Boden siel und seinen heldenmüthigen Geist aufgab.


Who survived

„Der Andren ruckte gleichfalls keiner den Fuß rückwärts; sie fochten Alle ganz ritterlich bis zum letzten Athem, bis sie Alle auf der Stelle, da sie stunden, von den Janitscharen nidergehauen oder erschossen wurden und also (etliche Wenige ausgenommen) mitten in voller Tapferkeit aufborten zu leben, nachdem sie zuvor eine ziemliche Anzahl ihrer Feinde hatten kalt gemacht. Wiewol es in diesem Stück bei dem Samuel Budina von Laybach änderst lautet : angemerkt derselbe gedenkt, daß die Zrinysche Kriegsleute, nachdem sie ihn gesehen fallen, und die Türcken deßwegen drevmal Alla ! geschrien, zurück in das innere Schloß geflohen, die Feinde aber mit ihnen zugleich hineingedrungen wären und allda mit den Christlichen Soldaten noch eine Weile sehr hart fechten müssen, bis sie denselben Allen den Garaus gemacht, ausgenommen etliche Wenige, welche von den Türcken selbsten mit Türckischen Bünden und Kleidern gerettet und gefänglich hinweggeführt worden. Allein diesem stimmt nicht riur Jstbuanfi, sondern auch der Freiherr Forgatsch entgegen, welch letzterer schreibt, es hätten die Uebrige so beharrlich und verzweifelt gefochten, daß nicht gar ihrer vier dem Feind lebendig in die Hand gekommen.

Unter den Gebliebenen seynd gewest diese drei Rittmeister : Lupus Papratowitz, Niclas Cobac, Peter Pataki, und die drei aus gar edlem Geschlecht bürtige Jünglinge: Johann Bajoni, Paul Isthvanfi und Georg Czaki. Georgius Caprara aber, der unlängst erst den Türckischen Aga Ali in einem Zweikampf überwunden hatte, und Johann Novac, ein alter Rittmeister unter den Dragonern, retirirten sich fechtender Faust in einen steinernen Thurm, wehrten sich auch allda etliche Stunden lang, wurden aber endlich durch die häufige Kugeln der Janitscharen darnider gelegt und hernach bei den Füssen von bannen hervorgezogen.


Husband and Wife fight together

„Wo bleibt aber das edelmüthige Weib, welches, wie ich zuvor meldete, sich männlich angestellt und ihrem Mann das Geleit zum Treffen gegeben? Ist es etwa auch durch Feuer und Säbel zurückgeschreckt, wiederum hinter sich gewichen? Nichts weniger. Tacitus hat den Weibern der alten Teutschen in diesen seinen Zeilen ein sonderbares Lorberkränzlein geschenkt : „„Da mit die Braut der alten Teutschen nicht meine, sie komme in den Ehstand ohne Verbindlichkeit, sich tapfer zu erweisen oder der Kriegsbegebenheiten sich mit anzunehmen, so wird sie gleich bei dem Eintritt des Ehstsandes erinnert, daß man sie nehme zu einer Gefährtin aller Gefahr und Mühseligkeit, die sowol im Kriege und Fcldschlachten, als im Frieden mit ihrem Mann Gutes und Böses ausftehen, einerlei mit ihm leiden und wagen müsse. Solches bedeuten die zusaminengespannte Ochsen, das aufgezäumte Roß und die Waffen, so man ihr bei der Verlöbniß schenkt, nämlich daß Mann und Weib also im Leben und Sterben bei einander halten müssen."" Solche tapfre Mannetreu hat diese edle und schöne Amazonin (ob sie eine Ungarin oder Krabatin oder Teutschin gewest, wird von den Skribenten nicht gemeldet) würklich erwiesen, indem sie sich mit bewehrter Hand neben ihren Mann gestellt. Sie föchte an seiner linken Hand wider die Türcken trug dem muthigsten Soldaten ganz männlich, beherzt, scharf, und mit einer solchen Resolution, daß man sie mit allem Fuge eine der streitbarsten Amazoninen ohne Erdichtung hätte tituliren können. Es ließ sich ansehen, als ob die Benus sich in Mortem verwandelt, und gleichwie sie vorhin mit den schönen Augen ihren Ehliebsten hatte verwundet, also nunmehr mit ihrem durch ehliche Liebe gestärkten Arm entweder den Feind ihres Geliebten zu tobten, oder getödtet zu werden resolvirt wäre. Sie wehrte sich also ziemlich lange mit einer freudigen Tapferkeit, bis sie endlich vor ihres Mannes Augen tobt zur Erden sank.

Prisoners and Zrinski’s head

„Ueber eine Weile, als die Wuth der ergrimmten Janitscharen ein wenig erkühlt war, zog man Caspar Alapi aus der Ecken hervor, darein er sich, nachdem Graf Zrinv gefallen war, verborgen hatte. Ihm dienete seine fast häßliche Gestalt zur Fristung des Lebens : dann weil er schwarzgelb von Gesicht und kurzer unansehnlicher Statur, sahen ihn die Türcken für einen schlechten Waffenträger an und schenkten ihm das Leben, und solches geschähe recht zu gelegener Zeit, als eben die Türcken den tobten Leichnam des Grafen plünderten und demselben die Hände «bhauen wollten, weil sie die hochschätzbare guldne Armkander, womit jedwede Hand geschmückt war, nicht abzulösen wüsten, welches dieser Alapi verhütete, indem er dieselben mit einem Messer eröffnete. Obengedachter Kämmerling, Cerinco, der dem Zrinp die 100 Ducaten und die Thorschlüssel gebracht, nun aber sich in der Küchen verkrochen hatte, ward auch, nebenft dem Barthold Gerecy, gefangen und in Ansehung ihrer Jugend und schönen Gestalt mit dem Säbel verschont. Den Stephan Orsiyi aber hätten sie unfehlbar gesäbelt, wann nicht Hassan, ein Türck von Siclos, welcher vordem sein Gefangner gewesen und wol von ihm gehalten war, ihn mit seinem eigenen Leibe bedeckt und also vom Schwert errettet hätte. Diese drei oder vier hat nachmals des Grafen Niclas Zrinv Sohn, Georg, ausgelöset, als die allein nur aus einer so grossen Zahl (ohne die Weiber und Kinder) am Leben verschont waren. Das lorberwürdige Ehrenhaupt des tapfern Grafens hat der Janitscharen-Aga bald nach dem Streit lassen abschlagen und zum Großvezier ins Lager geschickt; seinen Schild und Säbel aber wie auch sein vortreffliches Pferd, welches Peruani hieß, behielt er für sich. Den Kopf ließ der Großvezier auf eine Stangen oder Spieß flössen und öffentlich auf die Schau stellen. Den Rumpf aber nahm Mustapha, ein Türckischer Rittmeister, und begrub denselben, weil der Graf ihn, als seinen vormals Gefangenen, ehrlich gehalten hatte.

Explosion

„Vielen andern aber dieser Türckischen Philister ward bald hernach das Jauchzen über den Fall dieses Krabatischen Samsons häßlich versalzen, der ihnen nach seinem Tode auch noch einen wunderlichen Sprung machte: denn er hatte kurz vor seinem letzten Ausfall in einen steinernen Thurm viel Büchsen-Pulver samt einem brennenden Zündstrick legen lassen. Als nun nach Eroberung beider Schlösser eine sehr grosse Menge Türcken hineinlief, erreichte endlich die glimmende Lunte das Pulver, wann änderst die/enige, so solches schreiben, nicht irren : denn Isthuanfi berichtet, es sev ohnedem das Pulver daselbst in Verwahrung gelegen, und der Thurm endlich von den übrigen brennenden Gebäuen des Schlosses auch angezündt, daher das Feuer zuletzt auch in das Pulver gekommen, welches mir aus unterschiedlichen

Ursachen auch glaublicher scheint. Da nun das Pulver anging, gab es einen so erschrecklichen Schlag, daß nicht allein die unterste Gewölber, darin eine grosse Quantität solchen Stückpulvers in Verwahrung lag, sondern auch das ganze Gebäu samt denen alten Häusern des innern Schlosses im Augenblick aus dem Grunde gehoben und zerschmettert worden, worüber eine unzählige Menge Türcken, sonderlich aber der Janitscharen, als welche alle Häuser und alle geheime Ecken durchsuchten, auch Andre nicht leicht an der Beute mit zu Theil gehen liessen, entweder von den Stückern großmächtiger Steine zerschmettert oder von des auffliegenden Pulvers Gewalt hoch emporgerafft und erschrecklich zerrissen wurden, Massen man denn die mit des Feindes eigener Bekenntniß und Aussage versicherte Gewißheit erlangte, daß über 3000 Türcken unterschiedlicher Gattung dadurch umgekommen, welche Niderlage überall in ihrem ganzen Lager ein grosses Geheul und Wehklagen erweckte, indem einer seinen Vater, Sohn oder Bruder, der andre seinen nahen Blutfreund beweinte und beseufzte. Sonst will man, daß der Erb feind vor Sigeth in allem über 20,000 Mann verloren, wiewol andre von einem grössern Verlust sprechen und denselben auf 30,000 rechnen.

Zrinski’s head is sent to Gyor

„Folgenden Tags ist das Zrinysche Heldenbaupt von dem Großvezier Mehemet nach Ofen an seinen Vettern Mustapha Bassa geschickt worden, welcher dasselbe mit einem Schreiben ins Kapserliche Heerlager bei Comorn, an den Grafen von Salm, wiewol in ein schlechtes Tüchlein gewickelt, wiederum geschickt. Dieser ließ es mit Rosenwasser abwaschen, weil es mit Eiter und Blut sehr besudelt war und gar übel roch, deßwegen mans überdas auch mit wohlriechenden Sachen balsamirte, hernach in einen Wagen legte und in Begleitung des ganzen Kriegsheers gen Raab brachte. Von bannen haben es sein (des Zriny) Schwester-Mann, Franziskus Tahi, und sein Eidam, Balthasar Battiani (oder Buteani) abgeholt, da dann nochmals das ganze Kapserliche Kriegsheer, diesem ritterlichst gefallenen Helden zu sonderbaren Ehren, demselben über etliche Meilen Wegs, nämlich bis gen Abda, das Geleit gegeben. Folgends ward es nach Tschakathurn geführt, allwo sein Sohn, Graf Georg, in St. Helenen Kloster seiner ersten Gemahlin, welche eine Tochter Grafens Ferdinand von Frangepan gewest, eö an die Seiten legen und ruhen ließ."

End


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Excerpts from reports about events near Sisak in 1593

Source:  Spomenici hrvatske Krajine: Od godine 1479 do 1610, Volume 1, edited by Radoslav Lopašić https://books.google.ca/books?id=tHLvuERLU...