Tuesday, July 10, 2018

Mikola Subič Zrinjski. (1866)

Mikola Subič Zrinjski.
Skizzirt von Luzifer.

Source: Esseker Lokalblatt und Landbote
(with lots of OCR errors - go to the original)


Es gibt gewiſſe Zeiten im Leben der Menschen und Völker, in welchen Tage ereignißreicher ſind, als sonst Jahre. Alte Ansichten nnd Normen, die als heilig und unantastbar galten, fallen unter der Wucht der Ereigniſſe; Zustände, die als ſegensreich galten, zeigen sich in all ihrer Blöße. Es ist ein Wogen, Stürmeu, Dräugen, es ist ſelbst Leiden, aber es führt zum Heile.

So war es vor ungefähr 300 Jahren im Jahre 1526.

König Ludwig II. vom Kardinal Thomas Bakać zum Werkzeug einer ehr- und herrschſüchtigen Kamarilla erzogen, bestieg jung und unerfahren den Thron. Umgeben von schlechten Priestern, Weibern und Höflingen, verlor er bald alles Vertrauen und alle Liebe seiner Unterthanen. Der verachtenswertheste Schurke unter den Hofschranzen, das thätigste Werkzeug jener geheimen Partei, die schon damals unermüdet wirkte, und in dem im Jahre 1534 durch Ignatius Loyola gestifteten Orden seinen Ausdruck fand, war Markgraf Graf von Brandeuburg, welcher den jungen König ſo verblendete und verführte, daß er bald auf seine heiligen Regentenpflichten vergaß und sich eitler Lust und Freude hingab.

Erst als äußere Schickſalsschläge durch unvernünftige Politik verurſacht, das Reich trafen und das feine Gewebe jener grauenvollen Partei zerriſſen, als der König endlich einſah, daß sein Reich am Rande des Verderbens sei, da wollte er umkehren, da wollte er wieder Alles gut machen. Aber das Volk schenkt dem kein Vertrauen mehr, der es einmal verscherzte, – nach dem Tode gibt es keine Reue mehr.

Die Reichsverſammlung am Rakosfeld am St. Georgstage 1525 ging tobend und erbittert auseinan der. Der heil. apost. Thron waukte. Suleiman, der Türkenherrscher, stand mit einer ungeheuren Armee im Lande, der Staat war tief verschuldet, in den Kaſſen kein Geld, kein Kredit. Unter diesen erschreckenden Verhältniſſen traf das Reich der vernichtende Schlag bei Mohacs den 29. August 1526. Die Armee war zerſprengt, der König todt.

Ein fürchterlicher Bürgerkrieg verheerte die geſegneten Länder der Kroaten und Ungarn. Es war eine schwere Zeit, doch je wirrer die Verhältniſſe, desto mehr wußte jene Partei derſelben zu nutzen, die ſie geschaffen. Bald fiel ein Hort der Freiheit nach dem andern und die finstere Partei ſiegte, indem auf den Trümmern der Konstitution sich bald der Absolutismus erhob.

Alle Gewalt in den Händen Eines zu vereinigen, um dann diesen geschickt zu beherrschen, das war seit jeher Jeſuitenpolitik.

Wie man sich im Traume von schwerem Alpdrücken gern befreien möchte, mit aller Gewalt undes will nicht gelingen, ſo strebten anfangs helle Köpfe
gegen diesen geheimen unwiderstehlichen Druck und vererbten diese Aufgabe des Widerstandes auf ihre Familien.

So wie diese geheime Partei einst unter dem Druck des Zeitgeistes ersticken wird, gingen auch einige dieser Familien in dem Kampfe zugrunde, erdrückt von der Uebermacht des Gegners, der die niederträchtigsten Mittel nicht scheute. Glorreich stehen aber ihre Namen in der Geschichte und ſie werden immer als Märtyrer der Freiheit, der politischen ſowie der geistigen von den Nachkommen gefeiert werden. Die Namen der Subić Zrinjski und Frankopan werden darum neben den Heldennamen der Jurisić, Keglević, Drašković, Sekula, Lenković und Alapić in beſonderem Glanze stralen.

Nachdem noch in diesem Monate die Erinnerungsfeier des Nikola Subić, des Helden von Szigethvar gefeiert wird und es zu wünschen wäre, daß je der freiſinnige Mann, wenn auch kein Kroate, das Andenken dieses Mannes, ſo wie seiner Familie ehre, will ich in Kurzem eine Uebersicht der Familienge schichte der Subić Zrinjski mittheilen.
(Fortſetzung folgt.)



Nikola Subič Zrinjski.
Skizzirt von Luzifer.
(Fortſetzung.)

Bevor ich aber an meine eigentliche Aufgabe schreite, muß ich Nikola Subić als Kroaten reklamiren.

Es ſind ſehr oft Länder erobert und zu Provinzen gemacht worden, noch öfter aber veeinten sich auwohnende Völfelschaften unter einer Krone, aus der in der Lage der Länder begründeten Urſache der Zusammengehörigkeit in gewiſſen Bestrebungen und Beziehungen. Daß aber je die Individualität, die Geschichte, die Nationalität eines Volkes von einem andern ſo abſorbirt wurde, wie die der Kroaten von den Ungarn, kommt in der Geschichte beinahe niemals vor.


Die Kroaten bewohnten einen wolorganiſirten Staat jenseits der Karpathen und wurden vom griechischen Kaiſer Heraklius berufen, die Avaren zu vertreiben, die einen Theil seiner Grenzlande in Beſitz genommen hatten. Dem Kaiſer war es darum zu thun, die wilden Horden durch Kulturelemente zu vernichten und zu erſetzen. Die Kroaten vertrieben die Avaren, vernichteten ſie theilweiſe ünd beſetzten die Länder, die man heute unter dem Namen Kroatien, Türkisch-Kroatien, Herzegovina, Dalmatien und Bosnien umfaßt.

Als jene Länder bald übervölkert waren, wurde
von den Kroaten auch das Land zwischen der Drave
und Save besetzt und ihre Ansiedlungen erstreckten
sich tief bis in das heutige Ungarn. Unter Bela II.
wurden diese Länder alle unter dem Namen Sclavonia,
nämlich das Land der Slaven, zusammengefaßt; erst
später wurde dieser Name blos auf das heutige Sla
vonien reduzirt. Das ist historische Thatſache, und
doch gibt es Leute, die dem famoſen divide et impera
Ctheile und ſo herrsche !) zum Opfer fallen und gläubig
die Bewohner Slavoniens, das nur ein geografischer
Begriff war und ist, für einen anderen Völkerstamm
halten, als die Bewohner des heutigen Oesterreichisch
Kroatien, weil dieselben, – wie dies bei den Grenz
bewohnern gewöhnlich zu geschehen pflegt – sich in
der Sprache mit den angrenzenden Slovenen, die
Krain, Kärnthen und Steiermark bewohnen, vernisch
ten und einen Jargon ſprechen, wie z. B. die an
Frankreich anwohnenden Schweizer, die an Italien
grenzenden Franzoſen u. ſ. w.

Nachdem die Kroaten unter dem Fürsten Porga
getauft, unter Trpimir schon als ein ſehr kultivirter
Staat dastanden, eine Landmacht von 100,000 Mann
Fußvolk und 60,000 Reiter, eine Flotte von 100
großen und 81 kleinen Schiffen hatten, uachdem seit
dem Jahre ihrer Einwanderung 634 u. Ch. nahe an
20 Fürsten den Staat regiert und deſſen Blüte be
gründet, kamen zur Zeit der Regierung des Fürsten
Branimir die wilden Horden der Magyaren in
die Länder, die ſie heute bewohnen, eroberten Alles,
unterjochten die friedliebenden Ackerbauer und drangen
bis an die Kroaten, wo ſie längs der Drave an
deren Kraft abprallten, wie der toſende Bergbach an
dem Steindamm.

Bis zum Jahre 1091 lebten ſie nun friedlich
neben einander, Einer die Macht des Anderen ach
tend, bis nicht iu Kroatien eine Katastrofe eintrat,
die das Einschreiten der Ungarn ermöglichte. Nach
dem Aussterben der kroatischen nationalen Dynastie
der Drziſlavoviče entstanden schreckliche Wirren im
Reiche, indem die eiferſüchtigen Großen sich um dem
Thron stritten. Diese Wirren wußten die Ungarn zu
benützen, die Eiferſucht der Großen zu nähren und
auf ſie eine Preſſion auszuüben, bis ſie ſie bewogen,
dem Hauſe Arpad die kroatische Krone zu verleihen,
die König Svonimir vom Papste Gregor VII. erhal
ten hatte.

Die Arpader kamen alſo ganz unter denſelben
Umständen auf Kroatiens Thron, wie ſpäter die Habs
burger auf den ihrigen. Weil einige unzufriedene
Große dabei mit Waffengewalt, mit Hilfe der Kroaten
selbst, gebändigt wurden, darf man die kroatischen
Lande als erobert betrachten? dazf man seine Ge
schichte zernichten? darf man ſie aus dem Buche der
Nation streichen? gab es nicht in Ungarn eine Za
poljanische Oppoſition, ist darum: Ungarn erobert ?
darf Habsburg seine Rechte vernichten, seine Natio
nalität unterdrücken, seinen Namen von den Tafeln
der Geschichte streichen?

Dies sei vorausgeschickt, damit man es erklär
lich finde, wie die Ungarn einen echten Kroaten als
ungarischen Leonidas schildern können, wie ſie die
Brankoviče, Zrinjski, Dugovič c. c. in Bildern,
Büchern, Gedichten und auf ihren Bühnen als Un
garn verherrlichen, wie ſie sich anschicken, die 300jäh
rige Feier Nikola Subić zu begehen, der in der
»Szigethi csata“ als ungarischer Held und Kern
Magyar starb.

Die Familie Subić stammt von Alters her aus
nezianischen Königreiches, bleibt
Piir in Dalmatien und war noch zu Zeiten der
kroatischen Könige hoch geachtet. Unter König Kresimir
(1000–1035) finden wir im Jahre 1026 schon einen
Mrmonja Subić an deſſen Hof. Sein Sohn Mrmonja II.
war unter jenen kroatischen Großen, die 1102 mit
Koloman, dem König der Ungarn den Vertrag schloſ
ſen, durch den sich das Haus Arpad auf den kroa
tischen Thron befestigte. *)

Ein berühmter Nachkomme deſſen war Stefan
Subić, der sich bei der großen Schlacht bei Grobnik
beſonders auszeichnete. Die Tartaren hatten nämlich
die Ungarn geschlagen und den ungarisch-kroatischen
König Bela IV. vertrieben, er flüchtete sich nach Dal
matien in die Arme seiner getreuen und tapferen
Kroaten. Diese retteten ihren König, indem ſie unter
Anführung der Subić und Frankopan die Tartaren
nicht nur schlugen, ſondern gänzlich vernichteten. “)
Die Subić wurden zum Lohn dafür Fürsten von
Pribir, ſo daß sich Paul I. Fürst von Pribir, Spljet,
Kliš und Ostrovica nannte.

Georg IV. Subić, der Mächtige genannt, bekam
von Ludwig dem Großen viele Güter und vertauschte
der Erste das Prädikat von Ostrovica mit dem von
Zinj ***) im Jahre 1347 und von da an wurden
die Subić auch Zrinjani, Zrinjski, d. h.
von Zrinj genannt. Zrinj ist nämlich eine Stadt in
der heutigen Militärgrenze, im Banal-Regiment.
- Den Ungarn kan der j Laut am Ende des
Namens zu statten, um durch Umwandeln desſelben
in ein y die alte kroatische Familie der Subić in eine
funkelnagelneue ungarische Zrinji, Zrényi c. c. 1c. zu
metamarfoſiren. Die Prozedur ist jedenfalls ſehr ein
fach und es gilt dabei Schiller's Ausſpruch im Wal
lenstein „Wär der Gedank' nicht ſo verflucht gescheidt,
man wär verſucht ihn herzlich dumm zu nennen.“
(Fortſetzung folgt.)



Mikola Subič Zrinjski.
Skizzi rt von Luzifer.
(Fortſetzung.)
Die Familiengeschichte der Subiće ist eine Tra
gödie. -
Sie lebten für die Freiheit, ſie ſündigten ſogar
darum und ſie starben dafür.
Wie bei dem Ausfall aus Szigeth Nikola
Zrinjski der Erste kämpfte und fiel, war er auch in
seiner Familie der erste Vorkämpfer, das erste Opfer
der Freiheit. Die That in Szigeth war ein Prolog
des erhabenen Trauerſpiels.

Den 18. Jänner 1565 starb der türkische Groß
vezier, der fette Ali, die größte Stütze des Friedens
und an seine Stelle trat der kriegerische Bosnier Mu
hamed Sokolovič. Die Sistirung des Szathmarer
Vertrages, der Einfall Sokol-Mustafa's in Kroatien
und der Fall der Zrinjskischen Feste Krupa vor den
Augen des feigen Auersperg, der mit 7000 Mann
dicht an der Una lagerte, bezeichneten diesen Minister
wechſel und verkündeten die Zeiten, die nun kommen
sollten.

Maximilian, wiewol ernst zum Kriege rüstend,
machte Friedensverſuche, doch es gelang ihm nicht
den drohenden Sturm zu beschwören, der sich am
Balkan erhob und toſend heranbrauste.
Suleiman, durch den mißlungenen Verſuch Malta
zu erobern, gereizt, von Sokolovič an sein Verſprechen
gemahnt, das er dem jungen Zapolja gegeben, daß
er ihn zum Herrn von Ungarn machen werde, auf
gestachelt von seiuer frommen Tochter Mihrmah, be
schloß den Feldzug und verkündete: er werde ſelbst
an die Spitze des Heeres treten. Er hoffte, daß der
Sieg, der ſo oft seine Fahnen begleitete, auch dies
mal nicht ungetreu, dieselben auf Erlau's und Szi
geths Zinnen pflanzen werde, er hoffte, daß dieser
Festen (der Schlüſſel der christlichen Reiche) Fall, die
Laufbahn seines Sieges eröffnen werde, die mit der
Eroberung Wiens vollendet, des Padischach Herr
schaft über Europa begründen sollte. Der alte Herr
scher, der zwölf Feldzüge ſelbst befehligt, wollte seine
Heldenlaufbahn mit einer großen That beſiegeln, um
triumfirend den Tod zu erwarten, der den Greis
darum ſo lange geschont zu haben schien.
Die Vorbereitungen zum Kriege waren groß artig.

Den 1. Mai 1566 zog endlich Suleiman mit
einem Pomp aus, der den aller anderen Feldzüge
an würdevollem Glanze übertraf. Ihn begleitete eine
glänzende Suite, seine herrlichen Paladine Muhamed
Sokolović als Seraskier, das ist Generaliſſimus, die
Vezire Achmed und Mustafa, der Janitscharen-Aga
Ali, der oberste Defterdar Murat Öelavi und der
Nisandzi Dzelaſade. Die Repräſentanten Konstan
tinopels begleiteten ihn bis ans Drinopoljer Tor.
Der erste Lagerplatz war vor der Stadt auf der
Rustemwiese bei den Wafferleitungen, deren vollen
deter Bau Suleimans Stolz und Freude und die er
nun zum letztenmale ſah. Hier hielt er Heerschau und
die besten Dichter verherrlichten ihn in erhabenen
Lobgesängen.

Und all die Pracht und all der Glanz, und
alle Macht und all dieser Heldenſinn sollte sich bre
chen an einem Mann, an einem Heros, an den Kroa
tenfürsten Zrinjski Nikola, welcher sich mit seiner
getreuen Schaar nach Szigeth geworfen hatte, weil
das der strategisch wichtigste Punkt in der Gegend war.
Suleiman ging über die Brücke bei Sabac und
rückte mit allem Prunk in Semlin ein, wohin der
ungarische Thronprätendent Sigmund Stefan Za
polja kam, um wie einst sein Vater am Mohacsfeld
dem Padischach die Hand zu küſſen. Dieser erneuerte
sein von 25 Jahren gegebenes Verſprechen und brach
hierauf auf, um gegen Erlau zu ziehen. Da traf die
Nachricht ein, Nikola Zrinjski habe bei Sziklós den
Sandzak von Tichala Muhamed überfallen, ihn und
seinen Sohn getödtet, sein ganzes Lager geplündert,
– eine reiche Beute, die allein an barem Gelde
70,000 Dukaten betrug. Suleiman hierüber ergrimmt,
änderte den gegen Erlau gerichteten Feldzugsplan, um
vor Allem den Banus Nikola durch die Eroberung
Szigeths zu züchtigen. Zuerst wurde bei Vukovar eine
Brücke geschlagen, die durch die Stärke des auge
schwollenen Waſſers zerriß, worauf der Sultan be
fahl eine bei Eſſek über die Drau zu schlagen.
Die rumilischen und anatolischen Truppen schlepp
ten von allen Seiten aufs Neue Holz zuſammen und
binnen 17 Tage war die von 118 Schiffen getragene
Brücke in der Länge von 4800 Ellen fertig. Ali
Portuk Beg, der portugiesische Renegat, welcher mit
dem Oberbefehl der Donauflotte beauftragt, des
Sultans grüne Macht aus dem schwarzen Meere durch
die Donau in die Drau geführt hatte, leitete nun
das Steuer des goldenen Lustschiffes, auf welchem
Suleiman ſonst auf den Ufern des Bosporus, jetzt
auf den Wellen der Drau, die über dieselbe geschla
gene Brücke unter dem Donner der Kanonen besich
tigte. Suleiman stieg im Zelte des Janitscharen-Aga
ab, beschenkte denſelben und den Kapitän der Donau
flotte Ali Portuk, befahl dem Begler Beg ohne Ver
zug das Heer über die Brücke zu führen und ging
24 Stunden daruach am ersten Tage des angehenden
Mondjahres über dieselbe. Daß ungeachtet des streng
sten Befehles nicht zu rauben und zu plündern Dör
fer aufflammten, ſandte Suleiman ergrimmt den ober
sten Kämmerer Gulubi Aga mit 100 Kapidzi nach
den brennenden Dörfern mit dem Befehl, die Mord“
brenner auf der Stelle aufzuhängen. Gleicher Befehl
erging an den Großvezir, mit den Öausen das oberste
Profoſenamt durch schnelle Hinrichtung zu üben. Wei“
ters erging der Befehl, das schwere Geschütz mittelst
Büffel nach Szigeth zu schaffen, namentlich die große
Kanone aus Arad, die man dem Verräther Kaciana,
den Nikola Zrinjski auf seinem Schloſſe hinrichten
ließ, abgenommen hat.

Der Sultan lagerte zu Harſány, daſelbst ließ
er den Arslan Beg, den Statthalter von Ofen hin
richten, weil er zweimal von den Christen beſiegt
worden war und hielt den andern Tag feierlichen
Einzug in Fünfkirchen. Der Sultan vom Wagen aus
auf beiden Seiten das in Reihe stehende Heer grü
ßend, hatte zu seiner Linken die Vezire Verhad und
Achmed und zu seiner Rechten den Bruder des Letz’
teren Mustafa Pascha und den von Aegypten berit
fenen Kilun.

Drei Tage vorher hatte der Begler Beg von
Rumili auf einen Hügel nördlich von Szigeth mit
90,000 Mann und den Artilleriepark von 30 Kanonen
gelagert. Am 5. August kam Suleiman ſelbst zu
Pferde vor Szigeth an und befahl den Beginn der
Belagerung.
(Fortſetzung folgt.)


Mikola Subič Zrinjski.
Skizzirt von Luzifer.
(Fortſetzung.)
Die Festung Szigety oder Szigethvar, das ist
Inſelstadt, 2 Meilen von Fünfkirchen vom Fluß Al
mas umfloſſen, besteht aus 3 Theilen, dem Schloß,
der Neu- und Altstadt, die durch eine Brücke mit
einander verbunden ſind. Das Schloß oder die innerste
Festung hatte fünf Bollwerke mit dreifachen Waſſer
gräben umgeben aus Erde und Reiſig aufgeführt,
nur der runde Turm, in welchem der Pulvervorrath,
die Glocken und die Lärmwachen waren, war aus
Ziegeln gemauert. In der Festung pflanzte Zrinjski
ein großes Kreuz auf, dort ließ er einen Soldaten,
der wider seinen Oberen den Degen gezogen, hinrich
ten, um zu zeigen, wie schram.at er die Zügel anziehen
und wie strenger Kriegszucht halten werde; denn der
Führer ist die Seele seiner Truppen und ſie müſſen
gefügig jeden seinen Gedanken verwirklichen, jeden
Befehl ausführen.

Um dem Festpompe, mit welchem Suleiman her
angezogen fam, seinerseits zu entſprechen und zu zei
gen, daß man den Padischach würdig zu empfangen
bereit, wurden die Bollwerke mit rothem Tuch be
hangen, der Turm mit glänzendem Blech ausgeschlagen
und obald der Sultan auf dem Hügel von Semilihov
Posto gefaßt, wurde eine große Kanone zum Bewill
komm abgefeuert.

Von drei Seiten erfolgte der Angriff. Den
rechten Flügel befehligte der Vezir Ferhad Pasha und
der Beglerbeg von Anatolien, den linken der Vezir
Mustafa und der Beglerbeg von Rumili. Zwi
schen Beiden der Aga der Janitscharen Ali Portuk
und der Beg von Kodza Ilt mit den Begen der
Grenze, deren Erster der von Pozeg Naſuch, die Alt
stadt mit 5 großen Kanonen beschoß, worunter die
Kacianers, welche auf Suleimans ausdrücklichen Be
fehl den Janitscharen zugetheilt worden. Zrinjski gab
den Befehl, die Neustadt zu verbrennen, welche ſofort
aufloderte. Auf die Brandstatie führte der Beglerbeg
die Geschütze und mit Erdſäcken wurde ein Damm
über den Sumpf gemacht, der die Altstadt von der
Festung trennte.

Am 14. Tage nach Suleimans Ankunft waren
die Türken Meister der äußeren Festung und es wider
stand nur noch das innere Schloß. Suleiman ver
ſuchte Zrinjski ausharrenden Heldenmuth vergebens
durch Aufforderungen und Verheißung von ganz Kroa
tiens Beſitz sich gefügig zu machen. Und nicht nur
Kroatien als Königthum wurde ihm verſprochen, nein,
man stellte ihn auf eine noch härtere Probe, man
ſagte, daß sein eigener Sohn in türkischer Gefangen
schaft sei; doch Zrinjski war ein eben ſo starker Va
ter, als er ein guter Sohn seines Vaterlandes war,
das er nicht als türkischer Unterthan beherrschen
wollte.

Der Fahnenträger und Trompeter des im Hilfs
heere Maximilians befiudlichen ältesten Sohnes Zrinjskis
war nämlich gefangen genommen worden und um die
Lüge zu unterstützen, daß sein Sohn gefangen sei,
wurde deſſen Fahne vor der Mauer aufgepflanzt und
der Trompeter mußte die bekannten Schlachtweiſen
blaſen. Zugleich wurden Schreiben in kroatischer, un
garischer und deutscher Sprache mit Pfeilen in die
Stadt geschoſſen, theils um durch Verheißungen der
Truppen Treue zu erschüttern, theils um die verschie
denen Völker untereinander zu entzweien.

Die Verfaſſer jener schreiben waren der Dol
metsch Ibrahim Beg, der Kiaja Lala und Mustafa
Pascha und der Geheimschreiber Feridun, der zu die
ſer einträglichen Stelle befördert worden war, weil
er gleich zu Anfang der Belagerung den Großvezir
von einem gefährlichen Posten, wo eine Bombe Meh
rere tödtete, weggeriſſen hatte.

Beim ersten Stum auf die innere Festung wur
den von den Belagerten 2 Fahnen erbeutet und der
ehemalige Statthalter von Aegypten Sofi Ali Pascha
getödtet, welcher von Kairo herbeigeeilt war seinen
Tod vor Szigeths Mauern zu finden. Noch heißer
war der Sturm. Tags darauf am Jahrestage der
Schlacht von Mohacs uud der Eroberung von Ofen
und Belgrad.

Vier Tage darauf ließ der Janitscharen. Aga
den begonnenen Sturm unterbrechen, um das große
Bollwerk mit Mienen zu untergraben. Am Morgen
des 5. September flammte dasſelbe in hellen Brand
auf als Leichenfackel Suleimans des Großen, der in
der Nacht vom 5. auf den 6. September durch den
Schlag gerührt, starb.

Es war dies eine schreckliche Katastrofe im Lager
der Osmanen, die Truppen ob der langwierigen Be
lagerung beinahe empört und der Thronfolger im fer
nen Heimatslande!

Der Großvezir verheimlichte seinen Tod und die
Bewahrung des Geheimniſſes soll durch die Erwür
gung eines Arztes verbürgt worden sein. Er hatte
nicht den Trost vor seinem Tode den Fall Szigeths
zu ſehen, ja, das war eben die Urſache seines plötz.
lichen Todes, daß er zornig seine besten Truppen
dahinſinken ſah unter den Streichen der Helden, die
schon ohnehin in früheren Jahren ſo viele Bula's
in Trauerkleider gehüllt, daß wie er noch kurz vor
seinem Tode dem Großvezir schrieb: „Dieser Rauch
noch nicht ausgebrannt und die Pauke der Eroberung
noch nicht töne.

Nach des Sultans Tod wurden dennoch in sei
Mem Namen von Feridun gefälschte Schreiben als
höchsteigene Armeebefehle kundgemacht und die Fort
ſetzung der Belagerung energisch befohlen. Am 8.
September, nachdem die äußere Festung in Asche zu
ſammengeſunken, von der inneren nur der Turm,
worin die Pulverkammer noch unverſehrt und der
Augenblick sich zu ergeben oder zu sterben gekommen
war, wählte Zrinjsfi den Tod des Helden mit be
ſonnener Standhaftigkeit und Würde.
(Fortſetzung folgt.)


Nikola Šubić Zrinjski.
& ti str. 9 on gu, i fer.
(četitetung)
Зарjerfeit if bit gemeinite ber Зugeuben, wenn
fie midt eben burd, cine bobert Stee befect ten 35ela
pen erf jum nabren betten maфt. ce vate Zrinjević
3. ob niti ciner &je vertó fein, wenner ben nur
afe unerfфtođener Thaun, ben Sot otraфtent, obne
Gjuro borbat, Syrvoić, Slamenović, 21bratjani Rene
vić, Ante Špilotvić unt ter gett Феfivio Žantović
mit feiner beltenmittigen Gemalim 8jubojava.
3Daf aufer ben Rroaten aud, not einige lin
garm unt Deutide in ter &еftung waren, if šaftum,
body tarf biefer limfant butфane midt baju benübt
verben, bie Spelben port &sigetђ su lugaru u ftent
peln, wie bieg gerne felbf von Senen getbam tvárbe,
bie 3rimjefi ben Rroateu (aftu mijen, um feinen
SRuђm baburd, auf fid, tu leufen, baf fit beljauptem,
feine bettentђаten wären nur fraft ber ungarifden
8еfabung polifüђrt tvorben. Ulogen folgente “Datem
Šeme informiren, bie fid) informiren (affen molen.
3rimjefić Güter paren gróftentђеite in Rroа
tien getegeu. Die Vlanufd, aft, bie iђm folgte, tvaren
feine Seibeigenen nad, bamatigent Seriegegebraud,
affo Rroaten. 38шtina, ter tie Ratajtrofe miterlebte,
befфtiet fie ter Grite froatifф, tie (ateinifфе 1leber
fetung tavom vurbe in Sabre 1600 in grantfurt
gebruđt, Der ungarifфе %iflorifer &orgad, nennt bie
getten von &sigetђ Omnes illirici et hungarici no
minus. (Slije (auter &roaten unt Ulugaru.) 3fivanfy
unb Statfa) je 6t baju: Cum suis illiricis nominis
equitibus (mit feinen froatijфеu Rittern). Đer un
glüdtide 9taфfomme 3rimjefić 38etar 3rimjefi, ber
berubmte froatijфе Фidter unt 8anue, meibt fein
{Serf: Sirena mora jadranskoga (bie &irene teš
abriatijden Necree, welde bit Serberridung ter
That von Siget, zum Segenstand bat) unt sagt
unter Anterem in ber Debition :

naklanjam Vam hrabreni vitezovi domoslavni Hrvatske i Primorske branitelji ovo delo. A to s trih zrokov. Prvi: da svit vidi kakove sine i viteze ov naš orsag zdrži, redi i pošluje, premda od mnogih
zapušteni i skoro v zanemar vrženi jesmo
(sic!). Drugi: da se mi v slavna ova dila kako v
zrcalo nagledajući poznati moramo kim kakovim
načinom nastojat imamo polag vere, polag doma
našega i polag vernosti žitak naš, krv našu nešparati i zlijati. Treti: zato da se umom diče i raduju ostanki onih kojim pridji s' banom Nikulom Zrinjskim hrabreno čestito i vridno
večnu krunu v nebetih za dobiše svagda na
najviše precenivsi istinsku rič onu:

Dulce est pro patria mori! (Ich weihe diefes Werf Such Ritter
unt Helben Kroatiens und des Rüftenlandes, *) Such
Stussen und Bertheidiger des Vaterlandes und das
aus drei Gründen:

Erstens: daß die Welt jehe, welche Sohne und Ritter unser Vaterland erzeugt, erzeiht und ehrt, obwol wir von Vielen vernachlassiget und beinahe verworsen werben (sic!).

Zweitens: daß wir uns in diesen gloreichen Thaten wie in enem Spiegel wieber erkennen mussen, damit wir lernen, wie wir fur unser Vaterland, den Glauben und die Treue unser Blut vergießen sollen.

Drittens: darum, dass sich mit mir freuen und ruhmen die Nachkomme Iener, die mit dem Banus Nikola Zrinski tapfer, brav und ehrenvoll die ewige himmlische Krone erreicht, immer das Sprichwort hoch achtend: dulce est pro patria mori, füß ist es, fürs Vaterland zu sterben!)

Es ist fehr zweifellos, daß ein Nachkomme eines ungarischen Edelmannes ein kroatisches heldengedicht geschrieben hatte, das er speziell den Kroaten dedizirt, damit sie die ungarischen helden von Szigeth als ihre Vorfahren betrachten sollen.


(š8 ift fеђr inveifelloé, taj ciu 9laфfomme ei
nce ungarijden (Stelmannea ein froatijфеé {yetten
getidt gejфrieben Jatte, bae er jреštell ben Rroaten
behigitt, Damit jie bit ungarijфеu Феften ponesigetђ
alé ibre 8orfabren bettaфten jollen.

3Daf, einige ungarijфе нut Deutjde (šte (leute
bei 3rimjefi alé Bagen varen, ift fеђt erf(ăriid, unt
bered tigt turфau8 midt u obem etnoађutem 21bjur
titátem, tenu cě war (3): brand, in jeиeи 3etten, baš
au8 alle: Sperreu Santer junge (Stelleute fid, an
groše Šelt berra anfфtoffen, um baе сtle Rriegeljante
perf pon ibnem šu (ermen, fid, berworkutђun unt bie
golbene u Šporem Dee Stitteré ju verbienen; uub bag
3rimjefi ter befte išeltbert jeiner 3eit war, begeugt
Sefanifi, 98 ubina, Ratona, Hist. crit. Th. 24 unt

Istvanfy, mit ten litorten:
„Zrinjski summe claritudinis dux quo nemo
regendis exercitibus melior eo tempore atque per
iсior habebatur,“ (ein bod, it ruђmrtidjer šetbђегr,
pon teni feiner jeiner 3eit in ter Silbrung bet beere
beffer unt erfabrener var).
(88 mourbe ber (Stuivurf gentaфt, warum man
ali bieg crit nad 300 3ађren unterfudje unt 3rimjefi
nidbt fфоu fráber reflamirt babe? Slun pol, 8tibina
bat ibn fфtint mir pie obeu erivábnt früt, gettug
reflamirt, forwie aud, fein 9taфfonime bet ervät, nte
froatijфе Фtфter Betar 3rimjefi. Ulebrigenè tver bi
florifфе &ritif feunt, weig, bag fie utemale su ipat
fommit.
(8jortfegung folgt.)

Mikola Subič Zrinjski.
Skizzi rt von Luzifer.
(Fortſetzung.)
Im Schloſſe wüthete unterdeſſen Mord und Tod
fort. Der Weg ging über Haufen von Leichen, Weiber
und Kinder wurden weggeschleppt und oft von Ja
mitscharen, die sich darum stritten, zerriſſen. Zrinjskis
Mundschenk wurde lebendig gefangen und vom Groß
vezir nach des Banus Schätzen gefragt. Doch er
antwortete voll edlen Stolzes: „Hunderttauſend nn
garische Dukaten und hunderttauſend Thaler, tauſend
große und kleine goldene Becher und Gefäße hatte
Zrinjsfi, aber alle hat er vernichtet; kaum ſind Sachen
im Werth von 5000 Dukaten in einer Kiſte noch
übrig, aber deſto mehr hat er – Pulver, das jetzt
während wir ſprechen, auffliegen wird!“
Der Großvezier aufgelärmt, befahl dem Öaus
Pascha mit den Öausen aufzuſitzen und die nöthigen
Vorkehrungen zur Abwendung solchen Unheiles zu
treffen. Kaum konnten ſie die Anführer warnen, aus
dem Wege zu gehen und ehe ſie noch zum Schloſſe
hinkamen, flog der Turm mit einem Gekrach, als ob
der Himmel einſtürzte und mit dem Turm 3000 Türken
in die Luft. *)
Zrinjskis Kopf ſammt dem Hute und der Gold
kette wurde ins kaiſerliche Lager geschickt. Er wurde
ſpäter nach Csakathurn gebracht und dort im Helena
kloſter an der Seite der erſten Gemalin Zrinjskis,
einer gebornen Frankopan beſtattet.
50.000 Mann koſtete den Türken diese Bela
ger Ulig.
Dreihundert Jahre ſind seitdem verfloſſen und
noch lebt das Andenken des großen Mannes frisch
in unſerem Herzen, ja groß iſt er zu nennen, nicht
nur, weil er schön zu ſterben wußte, ſondern weil er
die herrlichen Ideen der Freiheit und Aufklärung, die
er ſelbſt wegen äußerer Verhältniſſe und seines Le
bensberufes als Soldat in sich nicht zur Ausbildung
....
“) Durch das Körner'sche Drama, welches unſeren Banus
Nikola Zrinjski zum Helden hat, wurde Zrinjskis Gemalin Eva
die erhabene Rolle zugetheilt, daß ſie die Burg in die Luft
ſprengte, als die Türken eindrangen. Doch dies iſt Dichtung,
Eva Gräfin von Roſenberg, Zrinjskis zweite Gemalin war
1537 in Kruml (Böhmen) geboren, 1564 mit Nikola vermält
und heiratete 1577 zum zweitenmal den italienischen Grafen
Paul Gosoldi, – ſie hatte kein Gefühl davon, was es heißt,
Hektors Gattin geweſen zu sein! Sie ſtarb 1591 in Mantua.
Daß Körner Helena zur Tochter Evas und zur Braut
Juranić macht, iſt licentia poetica. Helena war 1546 geboren
und war zweimal verheiratet und zwar an Krſt Orſag Gut
und ſpäter an Stefan Balas von Gyarmat.
....

bringen konnte, mit Sorgfalt in seinem Sohne hegte; Ihnen folgten ſehr viele edle Familien Kroatiens und
weil er seine Stellung als Mensch richtig auffaßte
in jener finſteren Zeit; weil er sein eigenes Ich der
Idee unterordnend den Ruhm der Zeitengröße seinem
Sohn überließ und ſelbſt sich mit den Thaten und
dean Ruhme begnügte, die eben für seine Zeit und
Umſtände der Freiheit am zweckdienlichſten waren.
Nikola Subič Zrinjski bekämpfte in den Türken
die derben und sichtbaren Feinde der Aufklärung, mit
seinem Tode seinen Nachfolgern den Weg bahnend
an die übrigen Feinde der Aufklärung herankommen
zu können; er opferte sich, damit nicht das undurch
dringliche Element des Moslemismus die verfaulten
ſozialen Verhältniſſe der damaligen Zeit überflute und
gewiſſermaßen petrifizire, damit nicht der Kampf gegen
die chriſtlichen Feinde der Aufklärung noch auf Jahr
hunderte hinausgeschoben werde.

Die Nachkommen Zrin is kis.
Luzifer heißt Lichtbringer, alſo Aufklärer. Es
iſt karakteriſtisch, daß man gerade Luzifer zum oberſten
der Teufel macht, während doch nach allen Regeln
der Vernunft der Repräſentant des entgegengeſetzten
Prinzips diese Würde verdienen würde und den
Namen Luz ifug tragen sollte. Man bleibt sich
konſequent, wo sich ein „Luzifer“ unterſteht oder
unterſtand der Menschheit Licht bringen zu wollen,
da wurde er gleich entweder offen mit Bann und
Fluch niedergedonnert, oder wo dies nicht anging,
mit den übermenschlichſten, das heißt, teuflischeſten
Mitteln verfolgt unb vernichtet. Wo dabei die Moral
blieb, wo die Nächſtenliebe, wo das Gebot ſelbſt den
Feind zu lieben, was eigentlich das Grundgeſetz der
chriſtlichen Religion iſt, das mögen fantaſiereiche
Kirchengeschichtsschriftſteller ausfindig machen, welche
ſelbſt die Inquiſition als ein humanes Inſtitut zu
schildern wiſſen. Hiſtorisch ſteht es feſt, daß die chriſt
liche Kirche im Mittelalter (und auch ſpäter!) von der
wahren Kirche Jeſu ſo verschieden war, daß der Pabſt
und die heil. Inquiſition Jeſum Chriſtum ſelbſt auf
dem Scheiterhaufen verbrannt hätten, wäre er zu
jener Zeit auf die Welt gekommen, um seine Religion
nochmals zu predigen.

Daß unter solchen Verhältniſſen eine Reform
der Kirche unumgänglich nothwendig war, iſt na
türiich und da in der Entwickelung der Menschheit
endlich Alles nach Naturgeſetzen ſtattfindet, ſo blieb
auch die Reform nicht aus, der Luzifer kam und das
war Luther.

Luther iſt eine nothwendige Erscheinung in der
Weltgeschichte, er iſt ſehr schätzenswerth, weil er die
Kühnheit hatte, dem Pfaffenthum den Fehdehandschuh
ins Gesicht zu werfen und nur inſofern zu verdammen,
weil er nicht noch gründlicher reformirte.
Die Spannung war allgemein in ganz Europa
und die Reformation erschütterte es in allen Fugen.
Die Welt lechzte nach Entfernung der verrotteten
Zuſtände und daß ſie bei Beseitigung derſelben fieber
haft erzitterte, beweist, wie nothwendig die Heilung
YVM T.

Auch Kroatien wurde in die Strömung mit
hineingeriſſen und die Reformation wurde von der
Ariſtokratie und der niederen Geiſtlichkeit kräftig und
freudig unterſtützt. Viele adelige Familien gingen zum
neuen Glauben über und verließen die römische Kirche,
die zur Karrikatur des Chriſtenthums herabgeſunken
war. Unter diesen Familieu waren die Janković, Pa
tačič, Henning, die Herren von Suſedgrad, die Stančič,
Dudić, Matković, Bučić und vor Allen die Zrinjski
die wichtigſten.

Nikola Zrinjski war es, der der Erſte in seiner
Familie zum neuen Glauben übertrat, die Erhaltung
und Verbreitung des wahren Glaubens in Kroatien
und die Emanzipation von den chriſtlichen Bonzen
und Derwischen war jene mehrmalen erwähnte hohe
Aufgabe, deren Erfüllung sich Georg Zrinjski unter
zog, da er ſie als das koſtbarſte Vermächtniß seines
Vaters empfing.

Die Stančić und ſpäter auch die Janković wur
den durch eine kirchliche Synode aus Kroatien ver
bannt und ließen sich in Ungarn nieder, wo ſie sich
ein großes Verdienſt um die Volksbildung erwarben.
beinahe die ganze Intelligenz in die Verbannung.
Endlich aſſimilirten ſie sich in der neuen Heimat mit
den fremden Stämmen, ſo daß ſie ſelbſt oft ihren
Namen ablegten und bilden nun ſo die Elite der un
garischen Intelligenz. Es war beiläufig in der Kultur
geschichte dieselbe Erscheinung, wie die Auswanderung
der Griechen nach Italien. Diejenigen, die im Lande
blieben, wurden von den „Vorkämpfern der chriſtlichen
Kirche“ den Jeſuiten ſiſtematisch mit Eiſen und Gift
und allen möglichen, ſehr „weltlichen“ Mitteln aus
gerottet. Viele kehrten durch tauſendfache Intriguen
mürbe gemacht, in den Schooß der „allein ſelig
machenden“ Kirche zurück.

Es iſt alſo eine irrthümliche Ansicht, wenn man
den jetzigen Geiſteszuſtand unſeres Volkes der türki
schen Invaſion zuschreibt.
(Schluß folgt.)


Nikola Subić Zrinjski.
& fi } yir t » o u 8 u } i fe r.
($6lu5.)
llnter ben $elbem, bie auf firimatlidjem bobtm
°"°6arrtem, um gegem bie §inferlinge 4u tämpfem umb
ba8 8o(t aufjuftärem, war ber vidjtigfie ber €o$u
be8 8ertijribigeré vom égigetf ©eorg Zrinj8fi. 3m
ifim gipfelt ber %ufim feimer §amilie, bemm in ißm
moar bie ®ebife, ber ®eben8ymoed ber 3amifie : „$teie
$eit unb ?lufflärung" veriwirflidjt. Gr 6atte, ba;u ex.
30gem, alle geiftigem %'ittel unb burdj werfdjiebeme
§amilienverträge feimer £Borfaßrem, mit bem reidjem
unb mäd)tigem ®efdjledjtern ber £arlobié, §ramfopam
u. 21. aud) bit materieiIem, baé £3rimgiy, ba8 er re•
yrâíentirte, 3u realifirem.

?lm £rieg6t6atem unb ®ürbem feinem $ater
gleid), übertraf er if)n am £ßatem be6 §riebem8. 3iwane
3ig $aíre alt, 6egamm er feim îegen&reid)e8 %3irfem.
llm feine ?lnfidjtem uub ®runbfäße umter ba& $Bolf
3u bringem, um feim 980(f für bie §teem 3u eryieffem,
bie ba6felbe glüdlid, madem fo[Item, erridjtete er iui
$aßre 1570 eine 8udjbruderei im %'ebeliöte 6ei {3ae
raébim umb berief bem 8udjbruder %ubolf %oíí}alter
buffim.

£D6mpo! moir moenig ®ata über feime %3irfjamfeit
— £auf jei e& tem §efuitem — fo fönuem mvir bem
%)'umm nad) Dem $)'ittelm beuitíjeilem, bie er wählte,
uni feiueu 3ived gu erreidjem. 980r ?l(!em ließ er bie
froatijdjen proteftantijd)en ®üd)er beé %'iffait '8uêié
brudem, bie ípáter bie jejuitijd)e §mquifition werbrunute
umb yivar io forgfältig, bafi feim eingigeé (§remplar
bem ?lutotafé eiitging uub moir mur in amberem δύ•
djeru 9'urtyricttem bawu vorfiubem. $eruad, (iefi er
bmé neue $eftament im8 £roatifd)e überfe3eu umb
eiuem £atedjiému8 ber meuem £egre brudem. $)'it feie
iiem uuerme3(id)en ©djú5em umterftü$te er freiftumige
€d)riftftelIer, erridjtete £Bo(f8jdjulem uub berief aufe
geflärte %Briefter in'é £anb, um bie neue £ebre, bie
wa6re %eligiom (§6rifti bafelbft 3u verbreitem.
®roß war feime 9){ad)t, beum er fämyfte mit
ben %3ajjem beé ®eifte8.

®roße $e[bentßatem erregem bie 2lufmetfiamfeit
ber ®) enge, eiiie jebe €¢[adjt, eim jeter 3weifampf
moirb bejumgem uub mit éagem au&geffmüdt, taé
%3irfem eine6 %)'ammeé aber, wie ©eorg 3riujéfi,
bleibt oft umbeadjtet, tro3bem feim ftille8%3irfem me6r
moert6 war, al6 mandje große édéladìt. ®a§ feine
ferrlidjem £6atem, bie er im €tillem ftetig arbeitenb,
po[i6radjt, midjt bie §o(gem [)attem, bie mam eripartem
fonnte, fommt ebem baber, ba§ ©ott maudjmal aud)
bem $eufel bie 3ügel fdjiefiem yu (affem fdjeint. Gim
9 Renfdj ftirbt, aber eine 2líoyiatiom ttirbt nidjt, bie
3bee 3rimjéfić moar e6 ebem, ba§ feime §umilie eine
foldje ?IIio;iation werbem folite, um eine aubere, bie
fid) bie ber $eiuitem memnt, früftig befùmpfeu yu fön•
nem. ®ie ®egner moarem fo 3iemlid) gleid) mådjtig,
mur bie £ßaffem waren ungleid) ; bie Ginem fämpftem
mit ben ebfem £3affen be8 ®eifte8, bie £lmberem mit
$8erratf, %'orb umb $ob.

®eorg ftar6 54 §a6re alt. *)
${ad} feinem $obe $atte £roatiem feine 8udje
bruderei 6i8 auf £3aul £8iteíowié, moeldje mpegem be8
$ßiberftambeé ber ®eiftlidjfeit nid)t redjt auffommem
fonmte. **) - a
@eorg 6interliefi }wei èôßme, %ifo(a, ber in
ieinem £ma6enafter ftar6 uub ®eorg, beu et sum
Girbem jeimer £lufgabe madjte. §ermer eiue £odjter
eujamma, ioeldje an ben 8arom £enfo»ić verfieiratet
Y\)0\.
®eorg fiatb ruffig unb glorrridi, ieiu %ame
gláu;t in ber ®efdjidjte £roatiené, wie ein %'eteor,
tod, ieiue 9{ad)fo(ger verfolgte jene8 grauenwolle §au•
toni ber 9){enfdjfieit, jeue8 giftige ®eyüd)t, baé eigente
(id) ein werwielfältigter €atam, fo, baß bie ®efd)id)te
nad) ©eorgé £ob uidjt mefr baé fegenéreidje £3irfem
per 3riujefi, fonterm mur berem beiiyieliofe unglüdé.
gejfid te gu ergäten ßat.
©eorgé €o6m, ®eorg ber 3üngere, 8amu8 von
groatiem, ftarb im %itte be8 £ßatlemfteim'ídem £ageré
a[& sopier eine& geffeimmigwollem ® i ft m o r b e 8.
•) 3fiwamii, bemertt babei: „Georgius comes Zrinianus
Nikolai Sigétiana 'obsidione clari filius vir et ipse summe vir
iudis et fortitudinis nondum plane senex cum ô£. anngm
ageret, vitam cum morte commutavit, qui supra militie, mili
i$tis opinionem multo etiam splendore iiberalis yit? militiarum
que alümnorum cultuque familiae Panonicorum longe claris
gimus habebatur. - -
ÉÉÉÉobstinente progressum non habuit. %om*eli*.
Notae prael. pag. 456.
£)effem âfterer ©ofin %'ifo(a II. aud% 8amu8
von £roatiem, mourbe auf ber §mgb 3 u f â [ I i g e te
Íd, o í í e n.
£)effem jüngerer €oßn ßetar 3rimjéfi, froa•
tijd)er 8umu8 umb ®idjter, mwurbe in eine $eríónpδ•
rumg gegen bie £amaritia unb jejuitifdje %rgierung
verm»idelt, burdô $errlid;e épür$umbe, an brmem e6
bem 3efuitem miemia[3 mangelte, verratí}em uub im
£3iemere9{euftabt e n t í a up t e t.
%it £lbam, ben ®o%m %ito(au8, 6at t6 tim
eigene8 8emoambtni§.
£)ie %3araébimer $e[uitem fóloíem burd) ®er•
mittlumg eine8 gewiffem €imeom %'olI, ®enera[•£(u•
bitoré, mit ber £3itme te8 8amu8 %ifola IL, mit
ber %J'utter álbamé, €ofie £öbel, einem $ertrag, moo,
mad} bie ermwäljmte ®ame, moeil eine 6efonbere 3reumbim
firdjlidjer %ufif, fid) werpflid)tete, ben §3araébimtr
$ejuitem $ur ®erbefferung ber £irdjemmufif unb am.
berem 3ivedem nad) i%reni £obe 40,000 ®o(bgulbeu
3u jiuterlafjem, fallé ifjr éoíjm umermomrtet unb offne
9{ad}fommem fterbem fo(Ite. £lbam momr bamalé niit
beé £aifer8 %eer gegem bie £ürtem gegogem. uub
virftid, auf mwumberbare %3eije (ie6te ®ott feime
„%3orfùmipfer". %lbam 3rimj&fi fiet iu ber ©djladjt
vom €[aufamem pom r ü d mo á r t 8 e r fd, o í í e m, far6
alfo febr umerwattet unb bie gutem $atre8 §ejuitem
erbteu 40,000 ®o(bgulteu.
$em €ogn %3etar 3riujéfi, 3o6aum 8a(tfjafar,
giug e% uod viel fd)(ed)ter ; er ftar6 eine& f6auer•
lidem £obr8. 3u ber $yroler §eftuug %ottenburg
lag er 20 §a6re in tieiitem £erfer, wurbe mo a 6 m.
fi m m ig, w e r [ o r b i e € p r a d e uub ging elenb
Augrunbe im 3af)re 1703.
£atfjarina 3rimjéfi, eime geborne §ürftim §ram•
fopam, bie £3itmwe %3etar6 unb bie £)'utter feiner
£iuter ft a r 6 in ®ra} i m ® e f ú m g u i § unb nourbe
bafelbft im §ajre 1673 im ®emoaube ber %omnem•
§rangiéfauerimen 6egrabem.
$ubitf} %Betronilla unb 98eronifa ft a r 6 e m im
%'ommeuflofter in £lgram e i m g e ípe r r t.
$eleua, bie britte £odéter $etaré, bie. §rau.
%afocy'8 fi a r 6 in ber ® e r 6 am m u m g im £ifiem in
bemfelbem $abre mit i6rem 8ruber ®altfjajar.
1603 ftar6 ber große %Xamm ©eorg 3rinjéfi,
ber burdj jein £3irfem a(% wajrer (55rift íeim $olf
wor ßerbummumg rettem unb e6 vorbertitem umb ere
gießew wollte für moaffte §reiíeit umb (ἐmangipa}ion
umb im §a§re 1703, alio genau 100 §αθre ípáter,
ftar6 ber le5te %ad fomme Der glorreidjftem umb be•
gütertften §amilie £roatien8, nad) berem $eruidjtumg
jebe freie 8empegung im biefent £aube auíí}δrte, in ter
$olitif, im nationalem £ebem, fomvie in ber £iteratur.
unb bieé gefdjaff £lie8 sur größerem G6re
©otte3! €djabe, ba§ uné bie %amen ber gutem %ßatre8
nidjt aufbemoaffrt gr6(iebem, bie ba mvirftem im ßtime
6erg beé $errm !
G8 foti bie §eier, bie £obe&jeier %ifota 3rimjéfié
im Ofto6er begangem verbem. %}{δge biefe £obréfeier
nidjt mur tem 8amu8 9'ifola geltem, fonbern feimem
gangem unglüdlidjem ®efd)ledjte uub fomvie bie gute
moabre djriffidje £irdje eiuft burd) ba8 8(ut ber
$Rártyrer fid) riefig wergrößerte, îo möge aud) ba8
$8(ut ber 3rimj&fi nidjt umjonft geíloíem fein; möge
ba6 gidjt ber 9Bermuuft audj unfere £ambe burdjbrim•
gem; möge bie $obe&feier ber 3riui&fi bie Gröffnung&•
fcier ciner beííerem Gpodje mfere8 8aterlante8 vere
bem 1 ueberbie8, wie (&ingamg8 biefer ?lrtifel gegeigt
nourbe, beííetjt aud} eimige £le6ulidjfeit yivifdjen bem
bamaligem umb bem je&igem 3uftäubem uub bit 3rimj3fi
warem bie 98ortämpfer ®eriemigem, bie bie llríadjc
aIIc& unglüdé ber $e[t befämyftem; möge alio bie
$obe&icier ber 3rimj&fi aud} fiue §rier ter $eorga•
nifirumg unb ®egenerirumg umiere8 8aterlanbe8 ver•
ben; mäge un6 ®ott teiiteáem, bafi wir* glüdlidj bem
geiìigem $emmídíuí abiverfem, ber iebeu $ortfdjritt
5iubert; möge e6 ®ott ie$t vergeltem au ®euem, bie
bie beftem ©tügen umfere8 8aterlaube8 ítürgttm, ba•
mit un& au8 bem mit bem eblem 8lute ber 3rimiéfi
getr&uttem 8opem friid, aufblüffe nom6re §reißeit, £lufa
f(ärung, ®id}t!

Luzifer.





ER Z heldenmüthigen Vertheidigung Szigethvars

In Ungarn wie auch in Kroatiens Lande
War drohend des Bürgerkriegs Fackel entbrannt,
Mit toſendem Sturm brach vom Balkan die Bande
Der Muſelmanns Horden verheerend in's Land.
Es sollt ganz Europa als Sklave sich zeigen
Der rohen barbarischen Türkengewalt,
Vor Padischach Suleimann knechtisch sich beugen,
Deß' Schreckensruf zitternd Europa durchhallt.

Es hatten verschworen sich finſtere Mächte,
Den Haß, den Unfrieden im Lande genährt,
Mit strafbaren Mitteln den Völkern die Rechte,
Die Freiheit des Denkens, die Treue verwehrt.
Es hat um den Thron der Verrath sich geschlichen
Und Gleißner beherrscht jene traurige Zeit,
Es waren die kräftigſten Stützen gewichen,
Nur wenig Getreue zum Kampfe bereit.

Der tapfere Führer der edlen Getreuen,
Es war Nikola Zrinjski, Kroatiens Ban,
Er wollte das Land von den Feinden befreien,
Vernichten die Schaaren des Suleimann.
Im Schlüſſel des Reiches, in Szigethvars Schloſſe,
Auf dem man des Glaubens Symbol hoch gepflanzt,
War Zrinjski, Kroatiens edelſter Sproſſe,
Mit all seinen Kämpfern gewaltig verschanzt.


Die feindlichen Horden zerſtörten die Feſte,
Es kämpften Kroaten und Ungarn mit Muth,
Und unter den Mauern vor Szigethvar's Reſte,
Da floß wie in Strömen das heidnische Blut.
Der feindlichen Uebermacht sich nicht ergeben,
Zog Zrinjski begeiſtert den Seinen voran,
Der Kampf muß entscheiden, ob Tod oder Leben,
So brach durch die feindliche Schaar er sich Bahn.

Hoch flattert die Fahne in Juranic's Händen,
Als Oeſt'reichs Panier unſ'rem Banus zur Seit',
Und mag auch das Schickſal wie immer sich wenden,
Für's Vaterland ſterben iſt Jeder bereit.
Es wanket nicht Einer vor Tod und Gefahren,
Von einem Gefühle ſind Alle beſeelt;
Vernichtet das Heidenvolk, die Janitscharen,
So tönt ihr Ruf laut hinaus in die Welt.

Wie gräulich das Morden, das wüthende Kämpfen,
Die Maſſe der Helden dem Tode geweiht!
Es läßt sich Begeiſt'rung der Krieger nicht dämpfen,
Bevor nicht die Heimat vom Feinde befreit.
Der Sieg war den Unſern, die Türken verloren
Und Ungarn ward frei; doch der Tapferſte fehlt,
Der edelſte Sohn, den Kroatien geboren,
Ban Nikola Zrinjski fiel für die Freiheit als Held.

J. f. Wawerka.




Der kleine Held von Szigeth.

Wir haben in diesen Blättern bereits die Hel:
den hat des Nikola Zrinjs fi ausführlich mit
getheilt; es sei uns hier geſtattet, auch den kleinſten
Helden jener That, deren dreihundertjährige Ein
neungsfeier heute in Eſſek begangen wird, einige
Worte zu widmen.

Einer der intereſſanteſten Zweige aller Zeiten
war Kaſpar Alapi, Neffe des Helden von Szigeth,
Nikola Zrinjsfi. Er war mit einem anſehnlichen Höcker
verſehen und etwa vier Schuh hoch, gab aber seinen
Oeim an Tapferkeit nichts nach. Im Treffen bei
Peſt führte ihn seine Tollfühnheit mitten unter die
Türkei, die ihn ſogleich umringten. Zwanzigfach über
mann, mußte er sich trotz der raſendſten Gegenwehr
ergeben. Schon hob ein Delhi den Arm ihn nieder
zuhauen, als ihn ein anderer aufhielt und ansief:
„Schäme Dich doch! Und Du kleine Kröte lauf“,
komme aber ein zweitesmal nicht wieder!“ – Im
sei bei Augenblicke tragen die Ungarn vor. Da rief
A l ap : „ Ihr sollt an die kleine Kröte denken!“
ent iß dem Leichname eines Spahi Lanze und Säbel
und ve: einigte sich glücklich mit seinen Freunden.
Neueſtes aus Nah und Fern.
– Heute feiert Eſſek das Erinnerungsfeſt an
die heldenmüthige Vertheidigung des Schloſſes Szi
gethvar. Nikola Subić Zrinjski, Banus von Kroatien
hatte mit seinen tapferen kroatischen und ungarischen
Soldaten im Jahre 1566 von diesem Schloſſe aus
längerezeit gegen eine bedeutende türkische Uebermacht
unter dem Befehle Suleimans gefämpf:. Von allen
Seiten um ingt, ein Theil von Szigetvar schon durch
Brand zerſtört, machte Zrinjski den verzweifelten Ver
ſuch mit seinen Leuten einen Ausfall über die Brücke
zu machen. Es war am 8. September. Suleiman
ſtarb wenige Stunden vor diesem Ausfalle, welcher
Zrinjski das Leben koſtete, im feindlichen Lager aber,
als der Pulve hurn in die Luft flog und mit ihm
3000 Tüfen, eine solche Verwirrung hervorbrachte,
Tüfen die Belagerung Szigethvars.
Von dem Augenblicke an war Al api ſtolz auf
den Beinamen „die kleine Kröte“ und gar bald im
ganzen Lande unter dieser Bezeichnung bekannt. Als
1562 Alp Arslan Szigeth überrumpeln wollte, weckte ihn
die kleine Kröte ſehr unſanft aus ſo hoffärtigen Träu
men, indem ſie ihm eine gänzliche Niederlage berei
tete. A a pi wurde abermals durch seine Tapferkeit
verlockt und umringt, da jedoch die Türken mehr die
Riesengeſtalt des Banus Zrinjski und seiner Freunde
Praputovič und Baëatica im Auge behielten, kam er
leicht verwundet davon, schlug und verfolgte die Tüc
fen auf ihrer wilden Flucht. Als 1566 Sultan So
liman vor Szigeth rückte, zog die kleine Kröte mit
1500 Mann dem zehnfach überlegenen Vortrabe unter
Mehemed Bey entgegen, überraschte ihn in der Nacht
mit unwiderſtehlichem Ungeſtüm, tödtete viermal ſo
viel Türken als er Mannschaft zälte, fing viele vor
nehme Offiziere, machte überreiche Beute und zog sich
dann wieder in die Feſtung zurück.
Als ſpäter das Schloß in Flammen ſtand, als
Zrinjski den Heldentod, den er geſucht, gefunden
hatte, wurde A la pi mit einigen Genoſſen von der
Bücke abgeschnitten und in das Gewölbe eines fer
nen Vorwerks hineingeriſſen, während die Pulver
kammer mit dem Hauptgebäude in die Luft flog.
Aber ihre Hoffnung auf Flucht wurde getäuscht und
die Janitscharen, welche den verborgenen Winfel ent
deckten, metzelten die Flüchtlinge nieder.
wurde die kleine Kröte durch ihre niedrige Geſtalt
gerettet, denn die Türken hielten A la pi für einen
ge;neinen Waffenknecht und schleppten ihn zu Zrinjskis
eichnam, um deſſen prachtvolle Armbänder zu öffnen,
die ſie nicht hatten ablöſen können und deshalb schon
die Aue abhauen wollten. A la pi warf sich an der
Leiche seines Freundes nieder, küßte die falte Hand
des Helden, öffnete das ihm wolbekannte Schloß der
koſtbaren Armbänder und warf ſie den Raubluſtigen
hin, welche forteilten und den Zwerg ruhig entfliehen
ließen. Zum drittenmale war seine Pygmäengeſtalt
sein Retter geworden und A la pi noch durch ſechzehn
Jahre Befehlshaber in Kanischa und Verweſer des
froatischen Banats, hatte den Triumf, bei seinen häu
figen Siegesmalen unzälige Toaſte auf die kleine
Kröte jauchzen zu hören. Nachdem er Zrinjskis Schat
ten zalloſe Todtenopfer gebracht hatte, ſtarb er im
Jahre 1584.

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Excerpts from reports about events near Sisak in 1593

Source:  Spomenici hrvatske Krajine: Od godine 1479 do 1610, Volume 1, edited by Radoslav Lopašić https://books.google.ca/books?id=tHLvuERLU...