Thursday, November 23, 2017

Castle and city Szigeth in Hungary and Zrinyi's heroic death. - German


Schloß und Stadt Szigeth in Ungarn und Zrinyi's Heldentod.
1840

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Krieg wüthete in allen Gegenden Ungarns. An der Drau und zu Tokay, bei Giula und zu Raab, wo des Kaiſers Heer und Hülfsvolk lagerte, machte man ſich zum Kampfe bereit; die ganze Macht Aſiens ſchien feindlich gegen die Kräfte Europas zu ziehen: als Solim an mit einem ungeheuren Heere zu Belgrad anlangte, und zur Belagerung von Erlau gegen die Donau zog. Auf dem Wege dahin erhielt er die Zeitung, Mehemet, den er erſt zum Statthalter Bosniens erhoben, ſey zu Siklos, wo er auf ſeiner Herreiſe übernachtet, erſchlagen worden. Der Haufe Ungarn, der ſich der That erdreiſtet, ſey von Szigeth ausgezogen, um Kundſchaft von Solimanns Fortſchritten zu holen, und habe die Vorſtädte von Fünfkirchen verwüſtet. Darob in Wuth, brach der alte Solim an mit dem ganzen Heere zur Rache auf.


Von Harſan aus, wo er ſein erſtes Lager ſchlug, ſandte er den Anführer der aſiatiſchen Reiterei mit ſeinem Geſchwader, und Ali Portuk, dem er den Oberbefehl bei der Belagerung übertrug, mit allem Geſchütze auf vielen Karren und Wagen, die von Kamehlen gezogen wurden, gen Szigeth voraus.

Eine Meile vor Szigeth machte Ali Portuk halt. Zrinyi hatte ſie doch bemerkt, und ein Haufe kampfluſtiger Ungarn ſtürzte aus der Stadt den ruhenden Feind zu überfallen, und auf gut magyariſch mit dem Säbel in der Fauſt zu bewillkommen. Viele der Ungläubigen ſanken unter den Streichen der tapfern Ungarn, die ſelber, als ſie nach der Veſte zogen, den einzigen Dombai, einen Jüngling, todt zurück ließen.

Bald darauf (2. Auguſt) kam Soliman ſelbſt vor Szigeth an, und rückte nahe an die Mauern. Ohne die zahlloſen Schaaren des Fußvolkes führte er an Reiterei allein hunderttauſend Mann. Am Mayerhofe Sibot zwiſchen Weingärten, gegen die Kugeln der Belagerten durch einen Erdhügel gedeckt, wurde das geräumige, grüne Zelt des alten Helden ausgeſpannt, auf den Hügeln herum, lagerte das unabſehbare Heer. Seine Macht zu verkünden, ließ der Sultan aus allen Gewehren des Fußvolkes und aus den Geſchützen, das zahlreich und zum Theile von niegeſehener Größe war, feuern. Der Boden zitterte, die Lüfte hüllten ſich in Dampf und Rauchſäulen. Meilenweit ſcholl das Toſen und Krachen.

Zwei tauſend fünfhundert Mann machten die Beſatzung von Szigeth aus, ihr Führer war der Ban von Croatien, Graf Niklas Zrinyi Weiſe hatte dieſer große Feldherr Stadt und Veſte mit allem Nöthigen verſehen, und ſoviel möglich war in Vertheidigungsſtand geſetzt, doch war nur das Schloß feſt, die Altſtadt wenig befeſtigt, die Neuſtadt unhaltbar.

Als das Feindesheer ganz nahe war, berief Zrinyi alle Soldaten ſammt ihren Führern in den inneren Hof, ermahnte ſie tapfer zu fechten, ihren Führern zu gehorchen, keinerlei Gemeinſchaft mit dem Feinde zu halten, die hereingeworfenen Briefe ungeleſen an den Hauptmann abzugeben, und ohne Befehl nicht von ihrem angewieſenen Poſten zu weichen. Im Falle ſeines Todes beſtimmte er ſeinen Schweſterſohn, Caſpar Aglſi, zum Nachfolger. Feierlich leiſtete er den Schwur, für König und Vaterland zu leben und zu ſterben, und Alle ſchwuren ihm nach.

Stürmend rückte inzwiſchen Soliman gegen die Neuſtadt an, die nur mit einem einfachen Walle umgeben war. Mit Mühe vertheidigte Zrinyi die ſchlecht befeſtigte Stadt von Mittag bis zur Nacht. Da Widerſtand ferner unmöglich war, ließ er die Stadt anzünden. Die Häuſer mit ihren Strohdächern, die Zäune der Gärten und Wieſen gingen in Flammen auf, eben ſo die Mühle. Die Bäume, welche der Altſtadt und der Feſtung zu nahe ſtanden, wurden umgehauen, und Alles zog ſich in die Alt ſtadt; aber von den zweitauſendfünfhunderten waren mehr als die Hälfte todt geblieben, und nur ſechshundert Soldaten führte Zrinyi in die Altſtadt.

Sobald das Feuer gelöſcht war, ließ Ali Portuk das größte Geſchütz auf den Platz der niedergebrannten Stadt aufführen, unter dem Schutze der Janitſcharen Schanzen aufwerfen, und die Altſtadt beſchießen, die von der neuen nur durch Gräben getrennt war, die nicht ſehr breit, aber deſto tiefer und mit Waſſer gefüllt waren.

Doch ſeine Abſicht wurde vereitelt. Denn unglaublich ſchnell fiel Matthäus Serud mit ſeinem Fußvolk auf die überraſchten Janitſcharen, zerſprengte ſie, hieb viele nieder und kehrte faſt ohne Verluſt in die Stadt zurück, wo man nun Rath pflog, ob die Altſtadt vertheidigt werden oder dem Feinde überlaſſen, und nur die eigentliche, ſtarke Feſtung beſetzt werden ſollte. Zrinyi war, in Betracht der geringen Anzahl Vertheidiger, der letzteren Meinung, und wollte die Stadt den Flammen übergeben. Dagegen bat Serud mit dem größten Theile des Fußvolkes, ihrer bewährten Tapferkeit doch zu vertrauen, und ſie die Stadt noch einige Zeit vertheidigen zu laſſen, eh man ſich in die Feſtung zurück ziehe.

Ungern, doch überſtimmt gab Zrinyi endlich nach, und wies jedem ſeinen Platz und ſeine Arbeit an. Ununterbrochen donnerten nun Tag und Nacht die Feuerſchlünde, und von den Eiſenballen vielfach durchbrochen, wankten die ſechs Fuß dicken Mauern der Altſtadt.

Raſtlos betrieb Ali Portuk die Belagerung des feſten Schloſſes. Unausgeſetzt donnerten die Kanonen, die er auf die ſüdwärts aufgeworfenen Schanzen hatte aufführen laſſen, verderbend auf den Thurm, der in der Mitte der Feſtung ſtand. Tönend ſtürzten die Glocken, die Thurmuhr krachte zuſammen, der Thurm neigte ſein Haupt erden wärts. Dadurch, daß Ali Portuk den großen Damm, der den Bach Almus rings um die Fesſtung zum Teiche anſchwellte, durchgraben ließ, worauf das Waſſer abfloß, ward der Zugang erleichtert.

Die Feſtung von allen Seiten anzugreifen, ließ er auch auf dem Damme Geſchütze aufpflanzen, und vier der größten gegen die Feſtung richten. Ergrimmt über dieſe Kühnheit der Belagerer, baten die Hauptleute Rodovanyi und Daudo, Zrinyi unabläſſig, ihnen einen Ausfall auf dieſe Batterie zu erlauben. Vergebens ſtellte ihnen der Ban vor, daß inner den Mauern Arbeit und Gefahr genug ihrer harre, daß ſie ihre Tapferkeit für wichtigere Augenblicke ſparen, und ſich nicht ohne Noth in einem ſo gefährlichen, ganz vom Zufalle abhängenden Unternehmen, dem Verderben bloß ſtellen ſollten. Nachdem er durch drei Tage ihren Bitten widerſtanden, gab er ihnen endlich die gewünſchte Erlaubniß.

Mit Freudengeſchrei ſtürmten bei Sonnenunter gang zweihundert Krieger von erprobter Tapferkeit unter der Anführung der kühnen Helden aus der Stadt auf die überraſchten Janitſcharen und Arbeiter. Die meiſten flohen in Verwirrung. Aber ehe noch die Kanonen alle vernagelt, Räder und Achſen zerbrochen werden konnten, kam der Feind von allen Seiten herbei. Zwar wehrten ſich die Ungarn tapfer und kamen ohne großen Verluſt in die Stadt zurück, aber ihre beiden Heldenführer, immer dieIhrigen aneifernd, immer an der Spitze des Haufens, da wo die Gefahr am drohendſten war, fielen durchbohrt von tödtenden Kugeln, und ihre Leichen kamen in die Gewalt der Türken, die ihnen die Köpfe abſchnitten, dieſe auf Pfähle geſteckt, der Feſtung gegenüber auf Kanonen pflanzten, und den Belagerten zeigten.

Streng verboth Zrini nun jeden Ausfall, und befahl Jedem, was ihm beſchieden würde, ruhig zu erwarten. – Ali Portuk blieb unermüdet thätig. Schlam und Koth umgab nun ſtatt Waſſer die Feſtung. Auf Weidenhürden, unter dem Schutze vorangewälzter Steine und Wollſäcke, ſuchten die Janitſcharen ſich der Stadt zu nähern, und durch den Sumpf, der die Feſtung umgab, ſich einen Weg zu bahnen. Mit Pfeilen und Büchſen ſchoſſen ſie nach den Ungarn, die ſich auf den Mauern ſehen ließen, und verſuchten ſogar Kanonen nach ſich zu ziehen.

Keine Truppengattung blieb mit Arbeit verſchont. Ali Portuk eiferte ſeine Krieger unermüdet an, und zeigte ihnen, wie ſie das Verderben der Belagerten beſchleunigen ſollten. Mit Erſtaunen ſahen die Türken den erfolgreichen Widerſtand gegen ihre ungeheure Uebermacht.

Nach ſiebzehn Tagen war endlich die Mauer durchſchoſſen, der Wall ward erſtiegen, die Stadt erobert. Aber mit ungeheurem Verluſte für die Türken, welche mehr als ein Mal zurück geſchlagen wurden. Bis auf dreihundert zuſammen geſchmolzen, zogen ſich die braven Ungarn nach der Feſtung zurück. Den Janitſcharen war es gelungen, die Letzteinziehenden aufzuhalten und niederzuhauen. Die Hauptleute und Ritter Batha Diak, Giori Bosnyal, Gerd ei und viele Andere beſchloſ ſen hier ihr Heldenleben. Dem kühnen Sex ud, den Führer des Fußvolks, waren beide Knie von Kugeln zerſchmettert worden; mühſam wurde er nun in die Feſtung getragen. Zertrümmert und im Schutte lagen die Wälle der Altſtadt, und waren nun auch in Feindes Gewalt.

Soliman hatte erfahren, daß der Fall der Stadt die Frucht von Ali Portuks - raſtloſem Bemühen ſey. Sogleich ſandte er ihm zweihundert Goldſtücke und den Befehl: ſeinen Eifer nicht erkalten zu laſſen. Dadurch noch mehr angeſpornt, ließ Ali Portuk augenblicklich das Geſchütz dem Schloſſe näher führen, und als nach zwei Tagen Arbeit die Schanzen fertig waren, dieſes von zwei Seiten heftig beſchieſſen. Voll Eifer, überall ſelbſt gegenwärtig zu ſeyn, und nach ſeiner Ueberzeigung Anordnungen zu treffen, begab er ſich unvorſichtig an die gefahrvollſten Oerter, und wurde ſo dem Tode zum Raube. Von einer Kugel getroffen, die ihm Bart und Kinn wegrieß, ſank er mit zerriſſ'ner Kehle leblos hin.

Ali Portuk, ein Portugieſe von Geburt, war in ſeiner Jugend von Seeräubern entführt, und dem Hairadin Barbaroſſa als Geſchenk gebracht worden. Dieſer, der viele tapfere Krieger erzog, bildete auch Ali zu einem tüchtigen Führer zu Waſſer wie zu Lande, und als dieſer diente er ſeinem Sultane treu und muthig. Drum ging Solim ann nun der Verluſt dieſes, in ſeiner beſten Mannskraft gefallenen Feldherrn ſehr nahe, um ſo mehr, da er ſeinem Freunde und Waffenbruder Dragut, der ein Jahr zuvor, bei der Belagerung von La Valette geblieben war, ſo bald ins Grab folgte.

Seifedin übernahm nun den Oberbefehl des türkiſchen Heeres. Als nach zwei Tagen die Mauer links vom Schloßthore durchſchoſſen, und der Graben mit Flechtwerk ausgefüllt war, glaubte er einen Sturm wagen zu können. Unter dem Schmettern der Trompeten, unter dem Wirbeln der Pauken und Trommeln, drangen die Türken heran, aber der kräftige Widerſtand warf ſie zurück. Die kühnſten Feinde, und mehr als ein Beg fielen im Gefechte, eine große Zahl der Fliehenden, die aus dem Schlamme ſich nicht heraus arbeiten konnten, ſanken von Kugeln getroffen. – Zwei erbeutete Purpurfahnen ließen die Ungarn, dem Feinde zum Hohne, auf dem Walle flattern.

Soliman befahl den Sturm zu erneuern, und immer wieder zu ſtürmen, bis die Veſte erſtiegen ſey. Die Türken, ohnehin erbittert über den Verluſt ſo vieler von ihren Tapferſten, gingen freudig und raſch ans Werk. Bald wurde das Schloß von drei neuen Batterien, auf drei Seiten geängſtigt. Nachdem die Mauern an mehreren Stellen durchlöchert einſtürzten, erneute Seife din den Sturm, aber ſein Bemühen, war fruchtlos. Zwar verloren die Ungarn viele ihrer Braven, unter dieſen den Andreas Bika, Zrinyis Liebling, aber die Ottomannen wurden doch zurückgeſchlagen, der Graben mit ihren Leichen beſtreut, und ihr Verluſt war größer als das erſte Mal.

Um acht Uhr früh des Tags darauf tönte Trompetengeſchmetter und Paukenwirbeln vom tür Fiſchen Lager her, ein Kugelregen begrüßte die Belagerten, die ſich aber in der Ausbeſſerung der Feſtungswerke nicht ſtören ließen, und dem Sturme muthig entgegen ſahen, der jedoch diesmal unterblieb. Aber Nachts rotteten ſich die Janitſcharen bei allen Schanzen, überſchritten den Graben, der, weil kein Regen fiel, ganz trocken war, und gelangten, von Dunkelheit geſchützt, bis an das heniriſche Vorwerk, welches ſie mit großem Verluſte, nach tapferem Widerſtande eroberten.

Nun fingen ſie an die Mauern zu untergraben. Nach dreitägiger Arbeit war der Gang unter der Mauer ſo weit gebracht, daß ſie von innen in ihren Minen geſehen wurden. Gregor Poqui und Benedict Medvei, die ohne Bedenken herbei geeilt waren, die Feinde abzuwehren, wurden von den Türken mit langen eiſernen Hacken hinabgezogen und grauſam getödtet.

Zrinyi ließ Fäßer Pulver hinabrollen und anzünden. Die Türken in den Minen wurden zerriſſen oder erſtickten in Rauch, aber die Leichname wurden bald weggeſchafft, und die Arbeit Tag und Nacht fortgeſetzt. In die ſo entſtandne Grube wurde brennbarer Stoff geworfen, das unterlegte Pulver angezündet, und bald ſtand das Vorwerk in Flammen, welche vom Winde getrieben, auch das zur Ausbeſſerung der Mauern herbei geſchaffte, aufgehäufte Holzwerk und Weidengeflechte ergriffen.

Jetzt eilte, was im Schloſſe war, Soldaten, Bauern und Weiber mit Waſſer zum löſchen herbei, denn die Gefahr des Feuers drohte allgemeinen Untergang. Aber unausgeſetzt flogen die Kugeln nach dem Schloſſe, und die Janitſcharen ſchoſſen wüthend auf die Löſchenden.

Bald wagten die Osmannen an jenen Vorwerke, welches nach dem vorlängſt verſtorbenen Palatin Na das dy genannt wurde, einen wüthenden Sturm. Aber hier, wo Zrinyi in Perſon befehligte, ſelbſt ſeine muthigen Krieger aneiferte, und mit eigener Hand die kühnſten Feinde, welche die Mauer erſtiegen hatten, niederhieb oder hinabſchleuderte, wurden ſie mit Verluſt zurück geworfen, viele entkamen halb verbrannt, andere, denn Schwerte entgangen, ſtürzten in die Flammen. Siebentauſend Mann koſtete die Türken dieſes mißlungene Gefecht, unter den Ungarn, die hier fielen, fand Johann Novakowitz den Heldentod.

Doch nicht Soliman war es nun, der die kleine Heldenſchaar mit zahlloſen Schaaren angriff, mit allen Zerſtörungswaffen bedrängte. Erſtaunt Lob des unvermutheten Widerſtandes, aufgebracht über die mißlungenen Verſuche, harrte er voll Ungeduld auf Szigeths Fall, und erwartete ſtündlich die Nachricht ſeines vollkommenen Sieges zu vernehmen. Da ergriff ihn die kalte Hand des Todes, und zog den Eroberer inmitten ſeines geträumten Siegeslaufes ins Grab hinunter, und die Freude, Szigeths endlichen Fall zu vernehmen, war ihm nicht gegönnt. Von Alter und Krankheit lange ſchon entkräftet, erlag ſein Körper der beſtändigen Spannung, den tobenden Wirkungen des angeſtrengten Geiſtes mehr als der Krankheit, die ihn ergriff, und unter heftigen Schmerzen ſchied der greiſe Sultan vom Leben, während eben ſeine Schaaren den Sturm fruchtlos erneuten. Doch blieb bis nach vollendeter Belagerung des Sultans Tod dem Heere ein Geheimniß. Der kluge Mehmed Baſſa hielt dadurch Verwirrung und Beſtürzung von demſelben ab, beſchleunigte den Fall Szigeths.

Dort wüthete die Flamme unwiderſtehlich, und war nahe daran, den Pulverthurm zu ergreifen. Zrinyi, den allgemeinen Untergang beſorgend, wenn ſie dieſen erreichte, zog mit dem Reſte ſeiner Braven in die innerſte Feſtung zurück. So bart verfolgt, daß kaum die Thore geſchloſſen werden konnten. Den Außentheil mit allen Vorräthen hatten nun die Türken in ihrer Gewalt. Da fanden ſie den verwundeten Se rud, den ſie fühllos mordeten, ſeine Gattinn mit neun Kindern gefangen fortſchleppten, und alle bedeutende Habe raubten. Eine Menge Weiber und Kinder, die ſich nicht ſchnell genug hatten in die innere Feſtung retten können, fielen den Ottomanen in die Hände, welche über ihren Beſitz in Streit geriethen. Bei dem daraus entſtandenen Getümmel feuerten die Ungarn auf die dichten Haufen der Feinde und tödteten viele.

Nun wurde alles vorgefundne Geſchütz auf das Schloß gerichtet, alle Wege und Zugänge beſetzt, und was ſich von den Ungarn ſehen ließ, mit zahlloſen Pfeilen und Kugeln durchbohrt. Die Belagerten waren hart bedrückt und litten Mangel an Allem. Zwei Tage noch ſahen ſie entſchloſſen ihrem Ende entgegen.

Am zwei und vierzigſten Tage der Belagerung, am Feſte Maria Geburt, warfen die Janitſcharen Brandraketen in's Schloß und in Zrinyi's Wohnung. Ein Freudengeſchrei erhob ſich unter den Türken, als ſie das Feuer erblickten. Mehmed gab ſogleich Befehl zum allgemeinen Sturme, und unter dem Schmettern der Trompeten, dem Getümmel der Pauken und Trommeln rückte das ganze feindliche Heer gegen die letzte Zuflucht der auf's Aeußerſte bedrängten Ungarn.

Als Zrinyi dieß ſah, ſchmückte er ſich zum Tode. Er legte ſein reichſtes Gewand an, bedeckte ſein Haupt mit dem Kolpak, welchen er nur an feſtlichen Tagen gebraucht hatte, und der mit Reiherfedern geſchmückt war, welche in Gold und Edelſteine gefaßt, ſchimmerten. Dann nahm er die Schlüſſel der Veſte zu ſich, ſie bis in den Tod zu bewahren, und hundert Goldſtücke, damit kein Hund von Tür ken ſagen könne, es habe nicht der Mühe gelohnt, den Zrinyi auszuziehen; wählte unter vielen Säbeln das Perſerſchwert, das er von ſeinem Vater geerbt, und oft ſchon ſiegreich in drohenden Gefahren geführt hatte, und mit dem er nun, nach Gottes Willen den letzten Kampf kämpfen wollte.

Er verſammelte den Reſt ſeiner Mannſchaft, die bis auf zweihundert ſiebzehn geſchmolzen war, und redete ſie an: Ihr ſeht, Kameraden, wie weit es gekommen, daß wir nicht der Uebermacht der Feinde weichen, ſondern durch die Wuth des Elements mit dem Untergange bedroht werden. Rettung iſt unmöglich. Sollen wir warten bis uns die Flamme, ergreift ? oder uns den Ungläubigen gefangen geben? So lange ein Lebensfunke in mir iſt, geb' ich nicht zu, daß ſie mich mit Ketten an Hals und Händen durch ihr Lager ſchleppen. Frei hab' ich gelebt und will frei ſterben. Ich will hinaus und als Ungar den Säbel in der Fauſt rühmlich enden.

Da ſchrien Alle, dieß ſei auch ihr Wille. Sie warfen ihre Harniſche und ſelbſt die Säbelſcheiden weg und behielten nichts als den Säbel, um behänder zu ſeyn und leichter Wuhden zu empfangen. Erſt trugen ſie eine große Kanone, die mit vielen kleinen Kugeln, Eiſenſtücken und Ketten geladen war, an's Thor, öffneten das Thor und ſchoſſen ſie auf die außen ſchon ſich zur Brücke herandrängenden Türken ab. Der Schuß ſtreckte über ſechshundert Mann todt oder verwundet nieder.

Kühn und freudig ſtürzten die Ungarn, Zrinyi an der Spitze, Juranitſch mit der Fahne ihm zur Seite, aus dem Thore, zum letzten Kampfe für Freiheit, Ehre und Vaterland. Scharenweiſe ſanken die beſtürzten Feinde von ihren ſcharfen Klingen gemäht. Aufs Knie geſtürzt und verwundet, wehrte der Held ſich noch mit dem Gürteldolche, mit den Fäuſten, mit den Zähnen, bis ein Schuß in den Schlaf ihn nieder ſtreckte.

Mit ihm und um ihn fielen die meiſten ſeiner Kampfgefährten, darunter , Paprutowicz s, Niclas Koback, Peter Pabowiczs, Niclas Juranitſch, die Jünglinge Johann Lagoris, Paul Iſtvaffan di, und Paul Kaki.  Georg Kaprara, der unlängſt den Türken Ali Aga im Zweikampfe beſiegt hatte, und Johann Nowack zogen ſich fechtend zurück, erreichten den ſteinernen Thurm, und vertheidigten ſich noch einige Zeit darinnen, bis ſie endlich, mehr ermüdet als beſiegt, von der Menge überwältigt, erſchlagen und bei den Füſſen herausgezerrt wurden. Kaſper Alapi, da er Zrinyi fallen ſah, dachte ſich noch zu retten, und wurde ſpäter, als die Wuth der Janitſcharen ſchon etwas nachgelaſſen hatte, entdeckt. Seiner dunkeln Geſichtsfarbe und der unanſehentlichen Geſtalt halber, hielten ſie ihn für einen Knecht, und ſchenkten ihm das Leben.

Er bewahrte Zrinyi's Leiche vor dem Schimpfe verſtümmelt zu werden. Die Janitſcharen, welche die koſtbaren Armgeſchmeide ihr nicht abnehmen konnten, wollten die Hände, welche das Abſtreifen hinderte, abhauen. Alapi öffnete das Geſchmeide und ſie ließen den Leichnam unbeſchimpft. Cerok, Zrinyi's Diener und Gera's wurden ihrer Jugend und Schönheit wegen verſchont. Den Stephan Oſi cts ſchützte der Türke Haſſan es, der als ſein Gefangener mit Milde war behandelt worden, vor der Wuth der Sieger.

Dieſe alle kaufte Zrinyi's Sohn, Graf Georg Zrinyi, nachmals frei. Der Janitſcharen - Aga, der auch Zrinyi's Schwert, ſein Prachtroß, Peruaner genannt, kurz ſeine ganze Habe ſich zueignete, ließ das Haupt des Helden vom Körper ſondern und vor ſeinem Zelte auf einen Pfahl ſtecken. Den Rumpf begrub Muſtapha Vilath, einſt Zrinyi's Gefangener. Später ſchickte der Großveſir Mehmed das Haupt Zrinyi's in's kaiſerliche Lager an den Grafen Salm mit dem Schreiben:
>Zum Zeichen meiner Freundſchaft ſchicke ich Euch das Haupt eines der tapferſten Feldherrn Eures Freundes; den Reſt des Körpers habe ich, wie es ſich für einen ſolchen Helden ziemt, ehrenvoll begraben laſſen.«

Die Belagerung währte vom zweiten Auguſt bis achten September (1665), zwanzig Stürme waren fruchtlos geweſen. Als die Sieger die rauchenden Trümmer gierig nach Beute durchſuchten, krachte der Pulverthurm auf und dreitauſend Feinde flogen verſtümmelt oder verbrannt in die Luft. Siebentauſend Janitſcharen, über zwanzigtauſend gemeine Krieger und viele ihrer beſten Führer ließen die Türken todr vor Szigeths zertrümmerten Mauern, gegen ein Häuflein von dritthalb Tauſenden. Das vermag Treue, wahrer Muth und feſte Entſchloſſenheit!

Die Burgveften. X.

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Excerpts from reports about events near Sisak in 1593

Source:  Spomenici hrvatske Krajine: Od godine 1479 do 1610, Volume 1, edited by Radoslav Lopašić https://books.google.ca/books?id=tHLvuERLU...