Tuesday, July 11, 2017

Play: Niklas Zrini, in German from 1790


Niklas Zrini
Oder die Belagerung von Sigeth,
- Ein historisches Trauerspiel
in drey Aufzügen.

Von
Friedrich August Clemens Werthes.

Wien, bey Johann Paul Krauß
1790


Source


Please: If you see any OCR errors, let me know.


Personen.

Niklas Zrini, Graf und Kommandant von Sigeth.
Katharina, dessen Gattinn.
Georg, beyder älterer sohn, Hauptmann.
Raphael, beyder jüngerer sohn, etwa 7 Jahr alt.
Christoph Horvath, ein Greis von Alt Sigeth. -
Matthias Sektschudi, Woywode.
Maria, dessen Gattinn.
Benedikt, beyder noch kleiner sohn.
Kaspar Alapi
Martin Radvan
Franz Dando
Sophie Mailath,
Ein ungrischer Gemeiner.
Stumme Personen: Istvanfi, Novakovitsch, u. a. Scherenki, Zrini’s
Kämmerling. Bürger von Sigeth, beyderbey Geschlechts, soldaten, u. s. w.

Scene: Die Festung Sigeth.

My translation attempt 
Not very good but you get the gist of what is happening.


Erster Aufzug.

Deffentlicher Platz in der Festung.


Erster Auftritt.

Auf der einen seite Edelleute und Bürger von Alt Sigeth; auf der andern ein Theil von der Besatzung. An der spitze derselben Sektschudi; hierauf Christoph Horvath.

Sektschudi (zu den übrigen).
Unnüse (unnütze) Fragen! Ich kann eure Neugierde nicht befriedigen. Bald werdet ihr es von ihm selbst hören, warum er euch von Alt Sigeth in die Festung hat rufen lassen. (Indem horvath hereinkommt) Hieher! kommt zu mir.

Horvath.
Wo ist Zrini?

Sektschudi.
Er wird sogleich hier seyn. Glück zu, edler Horvath! Einen so weiten und beschwerlichen Weg würden wenige von eurem Alter euch nachmachen.

Horvath.
Das Verlangen, noch einmal vor meinem Tode unsern schutzengel, den tapfern Zrini zu sehen, hat mir den Weg kurz und leicht gemacht. Ihm zu Liebe hätt’ ich mein zerfallenes Knochenhaus auch wohl noch weiter geschleppt.  Wie kömmts, daß die Türken itzt so ruhig sind?

Sektschudi.
Sie haben einen Brief an unsern Grafen hereingeschickt, auf den sie itzt Antwort erwarten. Sie versprechen uns darinnfreyen Abzug, jedem Offizier einen Beutel Gold, und dem Grafen hundert, wenn er die Festung ihnen räumen wolle.

Horvath.
Eben so sicher hätten sie ihm hunderttausend anbieten können; darum hat er die Bür ger von Alt Sigeth gewiß nicht in die Festung herrufen lassen.

Sektschudi.
Gewiß nicht. Einige glauben, weil unsere kleine Mannschaft schon merklich zusammengeschmolzen ist, er werde die gesammte Bürgerschaft auffodern, die Waffen zu ergreifen. Andre

Horvath.
Gebt mir euer schwerdt. (Sektschudi giebt es ihm; er will damit ausholen, kann nicht, und giebt es wieder zurück). Ich bin zu nichts mehr gut, als daß einer von euch mich auf die Türken hinab schleudre. Zwar leb' ich zehn Jahre länger, als soliman, der an unsern Mauern auf unser Blut lauert, und habe zum Wohl unsers Vaterandes, wiewohl leider vergeblich, mehr Beschwerden unternommen, als dieser alte Tiger mit dem erwünschtesten Erfolg zur Verwüstung desselben; aber nicht diese Beschwerden, sondern die Fruchtlosigkeit derselben, derschmerz, eine so edle Nazion wie von wüthenden Thieren zerfleischt, zerrissen zu sehen, die Verzweiflung, dies, lieber Sektschudi, dies hat mir das Mark, und jede Lebenslust ausgesogen. Andre – was wolltet ihr sagen?

Sektschudi.
Andre halten dafür, er werde, um die Kräfte der Mannschaft nicht zu vertheilen, und die Festung desto besser vertheidigen zu können, die alte stadt eben so in Brand stecken lassen, wie zuvor die neue.

Horvath.
Auch dies sollt’ ich noch erleben? Die Wohnsitze meiner Kinder, meiner Enkel und Urenkel!

Sektschudi.
Es ist blosse Muthmassung. Wieder glauben einige, bey der allzugrossen Uebermacht der Türken, werde Zrini, um nicht alles für nichts zu verlieren, die stadt und Festung dem Feinde übergeben.

Horvath.
O, dann lieber Rauch, Feuer und Flamme! – Ein Raub dieser Ungeheuer! – Und Zrini sich ergeben? Niklas Zrini? – Nimmermehr.

First Act

Public square in the fortress


Scene 1

On the one side the nobles and citizens of Old Sigeth. On the other side a part of the garrison with Matthew Szecsődi and Christoph Horvath.

Szecsődi (to the others)
Pointless questions.  I can’t satisfy your curiosity.  Soon you will hear from him why he sent you from Old Siget to the fortress. (Horvath enters) Here! Come to me!


Horvath
Where is Zrinski?

Szecsődi
He will be here soon. Good luck noble Horvath.  Your journey was long and arduous, few your age would make.


Horvath
The desire, to see once more before my death our guardian angel, the valiant Zrinski, made the journey short and easy. For love I dragged my tired old bones even further.  Why are the Turks so quite?


Szecsődi
They have sent a letter to our captain and they now expect an answer. They promise us a free bag of gold for each officer and one hundred for the captain if he will surrender the fortress.

Horvath
They could have offered him 100,000 bags of gold but he would not take it. That is why he has called the citizens of Old Siget into the fortress.

Szecsődi
Certainly not!  Some believe that because our small team has already melted in size he will ask all the citizens to take up arms. Andre.


Horvath
Give me your sword. (Szecsődi gives it to him, he tries to wield it but can’t and gives it back.)  I  am no longer good with at that, maybe one of you can throw me at the Turks.  I am ten years older than Suleiman, who lurks at our stone walls and in our blood, and threatens our Homeland but to no avail.

Complaints about tiger
Grievances and futility
A Noble nation attacked by beasts suffering pain
Sucked the marrow and zest for life
Dear Szecsődi
Andre – What do you say?


Szecsődi
Andre maintains that in order to not divide the forces of the garrison and to more effectively defend the fortress we need to set the Old Town on fire just as we earlier did the New Town.

Horvath
This too, must I experience? The homes of my children, my grandchildren and great-grandchildren!

Szecsődi
It is mere conjecture. Still some of them believe, that due to the power of the Turks, in order to not lose everything Zrini will surrender the city and fortress to the enemy.


Horvath
Oh, then better is smoke, fire and flame!  Attack these monsters!  And Zrini surrender?
Niklas Zrini? – Never!





Zweiter Auftritt.

Georg Zrini. Alapi.

Georg (mit heftigem Zorn.)
Wie? Was? Mein Vater? – Höre, Sektschudi! – Nein! sag' es du selbst, Alapi! – sag' es nicht! Bey Gott! Ich könnte mich nicht mehr zurückhalten. Nur die Hölle, die voll sclaven ist, konnte dir diesen Gedanken eingeben. Alapi sagt, mein Vater werde die stadt und Festung dem solimann übergeben.

Alapi.
Ich sage, vielleicht. Höre wenigstens meine Gründe.

Georg.
Gründe! Gründe! Was für Gründe giebt es gegen die Ehre? Keine. Nichts ist über sie, nichts.

Alapi.
Als zuweilen die Klugheit.

Georg.
O Klugheit und sclaverey! Klugheit ist für Buhlerinnen und Hofschranzen; Krieger brauchen Muth.

Alapi.
Ihr Anführer braucht mehr.

Sektschudi.
Hören wir wenigstens seine Gründe. Brause nicht immer, junger sprudelgeist! Lassen wir ihn vorbringen, was dein Vater selbst am besten widerlegen wird.

Alapi.
Oder bekräftigen. Hört mich an. Nicht des elenden Geldes halber, das der gemeinste soldat von uns wie spreu liegen läßt, so bald er auf der andern Wagschale die Ehre sieht; aber fürs erste sind wir kaum über Zweytausend, und die Türken, die uns bela gern Zweymalhunderttausend.

Georg.
Aber Türken?

Alapi.
Verachte sie nicht, Georg! Laß uns gerecht seyn. Wir sind vielleicht menschlicher, als sie; aber dafür sind sie kriegerischer, als wir. Wir werden es alle Tage weniger; sie scheinen es immer mehr zu werden. Wahrhaftig, Georg! wir sind nicht mehr die Alten. Jeder Türke ist noch ein Löwe an stärke und Muth; bey uns sind alle Arten von Löwen eine seltenheit. Sieh, wie von Kindheit an der Türke seinen Körper und Geist zur stärke und Unerschrockenheit übt: wie er schwimmt, rudert, läuft, klettert, ringt, wirft, wie mässig er lebt Und wir, westhun wir? Was thut größtentheils unsere Jugend? Eben so bemüht sie sich um schwäche und Feigheit, wie jene um stärke und Muth. Gesteh' es nur, daß wir uns zu viel auf unsern blossen Namen verlassen, Aber der blosse Name Ungar so schön er auch ist, wird uns keine Festung weder erobern, noch vertheidigen; er wird, bey Gott! 

die dahin fliehende Glückseligkeit unsers Vaterlandes nicht zurückhalten. Laß uns so fortfahren, so werden wir bald von uns selbst nichts mehr, als den Namen übrig behalten, und die ursprünglich so kriegrische und tapfere Nazion, wird ihren Nachbarn, denen sie ehmals Achtung und Furcht abgenöthigt hat, mit der Zeit noch zum spiel, und Gelächter werden.

Georg.
Verdammte Zunge!

Sektschudi.
Nein! so sehr hat uns der hohe Geist unsrer stammväter noch nicht verlassen.

Alapi.
Er verläßt uns nicht; wir verlassen ihn. Doch Niklas Zrini, dein Vater.
macht auch dem Zaghaftesten Muth. Aber ausserdem, daß die Lebensmittel und die Besatzung von Tag zu Tag abnehmen, die beyde nicht mehr ersetzt werden können.

Georg.
Rechnest du nicht auf den deutschen Kaiser?

Alapi.
Es scheint nicht, daß er uns zu Hilfe kommen wird.

Georg.
Nicht? Wie? Was? Meinem Vater? Nicht zu Hilfe? Einen Niklas Zrini zu Grund
gehen lassen? O dann!


Alapi.
Er kann weise Ursachen haben, die wir nicht wissen.

Georg.
Weise Ursachen? O zehnmal lieber ist mir dann ein gemeiner Freund, der, wenn er mich im Unglück weiß, ohne an irgend eine weise, oder unweise Ursache zu denken, ohne Aufschub kommt, und mich rettet.

Alapi.
Wenigstens ist es möglich, daß er nicht kommt; und dann weißt du, daß die Türken längst angefangen haben, das Wasser von unsern Gräben abzuleiten. Ehe wir uns versehen, werden sie ausgetrocknet seyn.

Georg.
Das sollen sie nicht. Heute noch will ich einen Ausfall thun, und dafür, daß sie uns das Wasser ableiten, Tausenden das Blut abzapfen.

Sektschudi.
Ich gehe mit.

Georg.
Die Hand darauf!

Alapi.
Lieber auf neue Verschanzungen, und auf die Herstellung der alten denken.

Georg (bitter)
Lieber Gott! zieh eine undurchdringliche Mauer von Erz bis an deine Wolken hin auf rund herum um unsre Festung; und wenn du zum Werkzeug einen Menschen verlangst, der den Grundriß dazu mache: siehe, hier ist Alapi! 

(Zu Sektschudi.) Martin Radvan, und Franz Dando werden mit uns ziehen. Sie seufzen lange darnach – Und du entwirf indessen mit Zirkel und Reißfeder einen klugen, wohlbedächtlichen Plan. Hoffentlich es die Türken nicht wagen, planwidrig zu handeln.

Alapi.
Einen Theil meines Plans, woran ich täglich arbeite, kennst du nicht.

Georg.
Zu einer neuen Verschanzung?

Alapi.
Gegen alle unbesonnene Urtheile.

Sektschudi.
Niklas Zrini!


Scene 2

George Zrini, Alapic

George (with fierce rage)
How?  What?  My father?  Listen Szecsődi!  No!  Speak only to yourself, Alapic! Not to everyone!  Dear God I can’t restrain myself.  Only in a hell full of slaves could you entertain such a though. Alapic says that my father will surrender the city and fortress to Suleiman.

Alapic
I say maybe. At least hear my reasons.
 
George
Reasons! Reasons! What reasons? Do you have any honor? No. There is none in you, nothing.

Alapic
But there is some wisdom.

George
Oh, wisdom and slavery! Wisdom is for paramours and courtiers.  Warriors need courage.

Alapic
Our leader needs more.

Szecsődi
Let us at least hear his reasons. Don’t destroy his young energetic spirit. Let him make his argument so that your father can best refute.

Alapic
My evidence. Listen to me. It is not for the sake of wretched money which the lowest soldier leaves like chaff as soon as he sees honor in the other hand but right now we are barely 2,000 but the Turks besiege us with 200,000.

George
But Turks?
(They are just Turks)

Alapic
Don’t underestimate them. Let us be just. We are perhaps more humane than they are and they are more warlike than we are. Every day there are fewer of us and they seem to be more and more. Truly, George! We are getting old. With us lions are rare.  See how, from childhood onward, the Turks exercise their bodies and minds to build strength and intrepidity; how they swim, row, run, climb, wrestle, throw, how moderately they live.  And we, the West? What is the greatest part of our youth? It is a time to build weakness and cowardice, or, strength and courage. I confess that we rely too much upon our mere names.  While the name of Hungary is beautify it will neither conquer a fortress nor defend us. Only with God.

The fleeting blissfulness of our homeland does not strenghten us. If we continue like this we shall soon be left with nothing but the name; a name of once valiant warriors, which commanded fear and respect in our neighbors will in time bring games and laughter.   



George
Damned tongue!

Szecsődi
No! Not all of the high spirit of our forefathers has left us.

Alapi
Their spirit has not abandoned us; we have abandoned the spirit.  But Niklas Zrini, your father makes even the most timid courageous. But, also, from day to day the food and the garrison are diminished and they can’t be replaced.

George
Do you not count on the German emperor? (Trust the emperor will save us?)

Alapic
It does not appear that he will come to our aid.

George
Not? How? What? My father? Will not help?  Let’s go to Nikola Zrinski with these arguments. Oh then!

Alapic
He might have wise answers (reasons) that we do not know.

George
What reasons? Oh ten times I prefer a “mean” friend, who when he knows I suffer a misfortune, without thinking what is wise or unwise, comes without delay to save me.

Alapic
It is possible that that he will not come and you know that the Turks have already started to drain the water from our trenches.  Before you know it they will be dried up.

George
They will not.  Today they will fail.  I will stack and stop them draining the water and drain the blood from thousands.

Szecsődi
I will go with you.

George
My hand to it!

Alapic
We need new entrenchments (defenses) built on the old ones

George (bitterly)
Dear God! Create an impenetrable wall of metal, of your ideas, around our fortress. When they ask who made the plans, “Behold, there is Alapic.”

(To Szecsődi) Martin Radvan, and Franz Dando will come with us. They sighed for a long time. And you were designing a clever, well-thought-out plan with a compass and a pencil.  Hopefully, the Turks would not dare to act unlawfully.


Alapic
A part of my plan, on which I work daily, but you do not know.

George
To a new entrenchment (fortress)?

Alapic
Oppose all rash (reckless) judgments

Szecsődi
Nikola Zrinski



Dritter Auftritt

Niklas Zrini, begleitet von Georg Cschaki, Martin Radvan, Franz Dando, Johann Novakowich, und andern.

Zrini.
Seyd gegrüßt, tapfere Woywoden! Edle Ritter! Biedre Bürger von Alt Sigeth! Ihr seht, wie von allen seiten solimanns Heer unsre stadt und Festung umzingelt hat. Eure Mauern, gute Bürger von Sigeth, sind bereits zertrümmert. Erschlagene Leichen tapferer Ungarn müssen ihre Lücken ausfüllen. Mein Herz blutet bey diesem Anblick. Ihr wißt, daß es mir nicht an Muth fehlt; aber länger noch diesen Jammer anzusehen, dazu habe ich keinen Muth mehr.

Alapi
(dem Georg Zrini zuwinkend leise)
Georg!

Georg (hervordringend.)
Wie? Mein Vater!

Zrini.
Zurück! Laß mich reden! – Wir sind unsrer zu wenig, um stadt und Festung zugleich zu vertheidigen. Ich mußte schon mit der neuen stadt, wie ihr wißt, dem Vaterland ein Opfer bringen; aber es fodert auch Alt Sigeth. Und die Foderungen des Vaterlandes sind heilig. So schwer und bitter sie auch dem Menschen, dem Hausvater und Bürger seyn mögen, so willig müssen sie von jedem ächten sohn des Vaterlandes vollzogen Werden.

Georg.
(dem Alapi zuwinkend).
Alapi!

Zrini.
Geht! opfert eure stadt dem Wohl des Vaterlandes; überlaßt sie den Flammen, und kommt alle zu mir in die Festung. Hier wollen wir, wie eine Familie zusammen leben; und, ist es der Wille des Himmels, für das Vaterland mit Ehre zusammen sterben.

Sektschudi.
Verzeiht, edler Graf! Wird dies nicht das Ansehen einer Furcht, einer Art von Flucht haben? Werden wir nicht dadurch augenscheinlich unsere schwäche zu erkennen ge ben? Wird nicht das Feuer der stadt die Wuth unsrer Feinde noch mehr entflammen? Traut uns nicht so wenig zu, Graf! Wir haben noch Muth und Blut genug für unser Vaterland. Markus Horvath hat mehr Zutrauen in uns gesetzt, und sich nicht betrogen.

Zrini.
Ich weiß, was ihr damals gethan habt. Aber eben darum ist mir euer Leben theuer. Ich möcht' es in mehr sicherheit setzen.

Sektschudi.
Nicht nur wir, alle Bürger, die Weiber unsrer stadt sind bereit, die Waffen zu ergreifen. (sie rufen: Alle! Alle) Nur in der äussersten Noth soll die Festung unsre Zuflucht seyn. – (zu den Bürgern von Sigeth) Bittet für unsre Vaterstadt! (Alle mit Zeichen der Bitte).

Zrini.
Es sey! Möge mein Vorschlag durch den Ausgang für unnöthig erklärt werden. Aber nun, meine Kinder! haben wir mehr als jemals nöthig, unsre Kräfte zu vereinigen. Jeder für Alle; Alle für Jeden! Dies sey unser Losungsspruch. Und wollte Gott! daß unsre Nazion nie einen andern gehabt hätte. Laßt uns darum das heilige Band, womit schon das Wohl unsers theuren Vaterlandes uns zusammenknüpft, durch einen gegenseitigen Eidschwur noch enger zusammenziehn und verdoppeln. Zuerst hört meinen schwur:

“Vor Gott dem allmächtigen, und euch allen, schwör' ich Niklas Zrini, und gelobe dem, der Millionen Heere in den Wolken mustert, und auf einen Wink die sem oder jenem zur Hilfe zusendet, dem König, meinem Herrn, und unserm theu ren bedrängten Vaterland, so wie allen, die hier versammelt sind, daß ich euch, wie auch unser schicksal seyn mag, nicht verlassen, sondern Glück und Unglück getreulich mit euch theilen, mit euch leben, und sterben werde.”

Nun sollt auch ihr schwören. Wenn ihr es mit eurem Vaterland und König treu und redlich meint, so hebt die Hand auf, und schwört, was ich euch vorsagen werde. (Alle heben die sand auf, und schwören, ausser horvath):

“Wir alle, Edelleute, Bürger, und soldaten schwören und geloben Gott dem Allmächtigen, unserm Vaterland, dem König, und unserm Befehlshaber Niklas Zrini, daß wir für unser Vaterland, und für unsre Weiber und Kinder weder Gut noch Blut achten, und dafür, mit unserm Befehlshaber leben und sterben, auch ihm treu und willig in allem Gehorsam leisten wollen.”

(zu horvath) Christoph Horvath! ihr habt nicht mitgeschworen.

Horvath.
Nur noch vor zehn Jahren hätt’ ich diesen schwur für überflüssig gehalten, und doch mitgeschworen. Nun ist mir nichts mehr übrig, als, wie ein krankes Weib über mein unglückliches Vaterland zu weinen, und wie ein sclave auf dem Krankenlager zu sterben.

Zrini.
Faßt Muth, guter Alter! Das Land ist noch nicht ganz unglücklich, indem nur das Alter in diesen Zustand versetzen kann. (Zu den übrigen) Wenn ich je meinen schwur brechen, oder durch irgend ein Zeichen mich geneigt zeigen sollte, ihn brechen zu wollen; wenn ihr nur den blossen Gedanken bey mir wahrnehmet, die Treue, die ich dem Vaterlande, und meinem König schuldig bin, zü verletzen, und diese Festung, die mir gleichsam als ein hinterlegtes Gut, das jedem heilig seyn soll, in Verwahrung gegeben ist, einem andern, als dem, der sie mir anvertrakt hat, zurückzugeben; dann sprech ich euch selbst von allen euren Pflichten gegen mich los; dann hört auf, mich als euren Befehlshaber, dann seht mich als euren größten Feind an, dann haut mir diese rechte Hand ab, mit der ich meinem Fürsten ewige Treue geschworen; und eure Waffen, die itzt nach solimanns Blut dürsten, mögen zuerst, als zur Weihung in meinem verrätherischen Herzensblut gewaschen werden. – Aber auch den von euch, der seinen schwur nicht hält, soll schwere strafe treffen. Das Wort von Uebergabe, der Gedanke sey verbannt; nur ein Wink davon wäre Verrätherey. Wer seinem Hauptmann Gehorsam weigert, oder sich widersetzt, ist des Todes. Wer es wagt, mit dem Feinde mündliche Unterredung zu halten, ist des Todes. Wer ein schreiben der Türken annimmt und liest, ist auf der stelle des Todes. Wer mit Pfeilen hereingeschossene Briefe findet, soll sie ohne Verschub seinem Hauptmann bringen, und dieser sie verbrennen. Wer seinen Posten verläßt, soll ohne Umstände erdrosselt werden. Sollte mich von meinem Posten der Tod hinwegrufen, so erkläre ich hier den sohn meiner schwester, Kaspar Alapi zu meinem Nachfolger, und befehle euch, daß ihr ihm eben so gehorsam seyd, wie mir. Er verbindet, was selten verbunden ist, und bey einem Feldherrn verbunden seyn muß, Tapferkeit und Klugheit. Tapferkeit ohne Klugheit stürzt sich selbst blindlings in den Abgrund; Klugheit ohne Tapferkeit wird mit sehenden Augen hineingestürzt. – Martin Radvan, Franz Dando! Es scheint, ihr wollt etwas vorbringen, Nähert euch; redet.

Scene 3

Niklas Zrini, accompanied by Georg Cschaki, Martin Radvan, Franz Dando, Johann Novakovich, and others.

Zrini
Greeting, brave commanders! Noble knights! Fellow citizens of Old Sigeth! You can see how on all sides Suleiman's army has surrounded our city and fortress. Our walls, good citizens of Sigeth, have already been shattered. Slayed bodies of brave Hungarians must fill their gaps. My heart bleeds at this sight. You know that I am not lacking in courage; But I have no more courage to do this.

Alapi
(Leaning toward Georg Zrini in a low voice)
George!

George (moving forward)
How?  My father!

Zrini.
Back! Let me talk. We are too few to defend the city and fortress at the same time. I had already to make a sacrifice of New Town, as you know, a loss to the Homeland but the same is now required of Old Town (Old Sigeth).  The requirements of the Fatherland are sacred. However difficult and bitter they may be to every man, father, and citizen, this must be willingly carried out by every true son of the Homeland.

George.
(Waving to the Alapi).
Alapic!

Zrini
Go! Sacrifice our city for the welfare of the Homeland. Leave it all in flames and all come with me in the fortress.  Here we will live together like a family and if it is the will of Heaven we will die together, with honor, for the Homeland.

Szecsődi
Forgive me, noble Count! Will this not have the appearance of  fear, a kind of retreat? Will we not be showing our weakness? Were not the fire of the city firther inflame the fury of our enemies? Do not have so little faith in us, Count. We still have courage and blood enough for our Homeland. Markus Horvath has put more confidence in us, and is not deceived.

 
Zrini.
I know what you have done. That is why your life is dear to me. I want to put it in more safety.

Szecsődi
Not only we, all citizens, the women of our city are ready to pick up weapons. (They cried: All, all) Only in the most extreme time shall the fortress be our refuge. (to the citizens of Sigeth) Ask for our Homeland!
(All with signs of the request).

Zrini.
It is! May my proposal be declared unnecessary by what happens. But now, my children! We have to now, more than ever, necessary to unite our forces. Everyone for All; All for everyone! This is our slogan. And wanted God! That our Nation never had another. Let us therefore, by means of a mutual oath, join together and duplicate the sacred bond with which the welfare of our dear Homeland is bound to us. First hear my vow:

 
"Before God Almighty, I swear to you all, I Niklas Zrini pledge to the king, my lord, (something about the one that patterns millions of armies in the clouds) and our beleagured Homeland and to all of your gathered here that I will not forsake you, whatever our fate may be, but I will faithfully share with you fortune and misfortune, share with you in life, and die. "


Now you should swear. If you are honest and faithful (loyal) to your Homland and king raise your hand and swear what I will say to you. (All raise their hands and swear, except Horvath):

"All of us, nobles, citizens, and soldiers, swear and vow to God Almighty, our Homeland, the King, and our commander Nikola Zrinski, that we respect our nation, our wives and children, in good and bad, live and die with our commander-in-chief, and will also obey him faithfully and willingly be obedient in all orders."

 
(To horvath)
Christoph Horvath!
You have not sworn.

Horvath.
Only ten years ago would I have considered this vow to be superfluous, and yet swore it. Now there is nothing left for me but to weep like a sick woman over my unhappy unfortunate Homeland, and to die like a slave on a sick-bed.

Zrini.
Take courage, good old man! The country is not yet fully lost, only by shifting in state due to age. (To the others) If I ever break my vow, or by any sign, I show myself inclined to break it; If you perceive only the slightest doubt with me, that I will violate the fidelity which I owe to the Homeland and my king, and this fortress, which was entrusted to me as aprotected property, which is holy to everyone.  If  I give it to anyone else and not return it to the one who entrusted it to me then absolve me of all duties and To return to another than to the one who has entrusted it to me; Then cease all your duties to me and then stop me, don’t consider me your commander and then look upon meas your greatest enemy, and take my right hand, with which I swore eternal fidelity to my prince.  Your weapons which are now thirsting for Suleiman’s blood may first be washed as a consecration in my treacherous heart-blood.

Likewise those of you who do not obey your vows shall be severely punished. The word of surrender, the thought banished; just a hint of it is treachery. He who refuses obedience to his captain, or opposes, is worthy of death. He who dares to speak with the enemy deserves death. Whoever takes and reads a Turkish letter  will, on the spot, be put to death. If you find letters sent on arrows, bring them to you captain, without delay, and they shall burn them. He who abandons his post shall be strangled without ceremony. If death should take me from my post, I declare here the son of my sister, Kaspar Alapic, to be my successor, and command you.  Be as obedient to him as to me. He unites what is rarely connected, and must be connected in a general, bravery (valor) and prudence (wisdom). Bravery without prudence plunges itself blindly into the abyss; Wisdom without bravery falls (does not act) even though the eyes see.

Martin Radvan, Franz Dando! It seems you want to say something, approach and speak.


Vierter Auftritt.

Martin Radvan, Franz Dando.
Die Vorigen.

Radvan.
Als vor zwölf Jahren Markus Horvath diese Festung vertheidigte, thaten wir einen Ausfall und Fünfzig von uns erschlugen dreyhundert Türken. Ich brachte einen Aga lebendig in das schloß.

Dando.
Ich eroberte drey Fahnen.

Zrini.
Glaubt nicht, daß ich euch verkenne. Ich zähl' euch unter meine tapfersten Krieger. Oder wollt ihr sonst etwas?

Radvan.
Wieder einen Ausfall thun.

Zrini.
Verlangt etwas anders, meine Kinder! Ihr kennt unsre Armuth an Mannschaft. Wir müssen gut damit haushalten. Mit jedem Tropfen Bluts müssen wir geizen und wuchern. Zwar ihr waret damals glücklich; aber erinnert euch, wie viele wackere Krieger gefallen sind? schöne Namen! Georg Macedonay, Georg Peledyi, Johann Hagenuschi, Johann Hoztaky, Georg se'kell, stephan Balogh – Dando! Wie kommt diese unmännliche Thräne in die Augen eines Kriegsmannes?

Rad.
Verzeiht ihm, Graf! Dieser Balogh war sein Herzensfreund.

Zrini.
So nehme ich mein Wort zurück. Diese Thräne macht euch so viel Ehre, als die drey Fahnen, die ihr damals erobert habt.

Rad.
Und mir, edler Graf! haben sie an meiner seite meinen alten Vater erstochen, und ihm vor meinen Augen, die Unmenschen, sein eisgraues Haupt abgehauen. Es ist wahr, dieses eine Hauptkostete sie zehn andere; aber zehn sind noch nicht genug für das theure Haupt meines Vaters. Laßt mich hinaus, Graf! Ich will euch zum Dank hundert Türkenschädel zurückbringen.

Zrini.
Wenn nur sie selbst fallen, so laßt immer ihre Köpfe stehen. Ueberlassen wir ih nen allein diese barbarische sitte.

Dando.
Wir wollen sie über der gefährlichen Arbeit an unsern Gräben überfallen, und in der Grube, die sie uns graben, den Tod finden lassen.

Zrini.
So zieht hin, tapfre Krieger! Der Geist des mächtigen Türkenbezähmers Johannes Hunyadi, kämpfe unsichtbar an eurer seite.

Georg.
Laßt mich mitziehen, Vater!

Sektschudi.
Und mich!

Zrini.
Keinen mehr. (Zu Dando und Radv.) Ihr, nehmt hundert Bewaffnete, und Gottes segen mit euch. (Radvan und Dando gehen ab. Zu den übrigen:) seyd gutes Muths, meine Freunde! Die Menge des Feindes soll uus nicht schrecken. Wer auf Gewalt und Unrecht sich verläßt, lehnt sich auf schwaches schilfrohr; wer eine gerechte sache, Muth und Gottes Beystand hat, der ist der stärkste. Ohne Ursache hat solimanns Kriegsmacht wie ein Heer giftiger Heuschrecken, unser armes Vaterland überfallen. Den Tribut, den friedliebende Fürsten benachbarten Ungeheuern in den Rachen werfen, hat auch Marimilian entrichtet. Tokay ist an den siebenbürger abgetreten; an den, der in das Herz seiner Nazion, wie in den Busen seiner Mutter, den Dolch zu stossen, diesen Mörder unsrer Glückseligkeit zuerst herbeygerufen, und ihm gleichsam die Hand geführt hat. Was ihn itzt hertreibt, ist blosser grausamer Muthwille, und die seiner würdige hartnäckige Begierde, über Ungarns Ruinen sich einen blutigen Weg bis an die Mauern von Wien zu bahnen, und dort in schutt und Moder, im Blut der säuglinge und Greise, gleich einem übersatten Eber, sein Leben hinzuwälzen.

Scene 4

Martin Radvan, Franz Dando.
The previous.

Radovan.
Twelve years ago, when Markus Horvath defended this fortress, we did not fail when fifty of us slew three hundred Turks. I brought an Aga alive into that closed.


Dando.
I captured three flags.

Zrini.
Do not think that I do not understand you. I count you among my bravest warriors. Or do you want something else?

Radovan.
Again a failure.

Zrini.
Ask something different, my soldiers! You know weakness of our troop. We have to be united and effective. With every drop of blood we must be careful and progress. Though you were happy at that time remember how many brave warriors fell. Many beautiful names! Georg Macedonay, George Peledyi, Johann Hagenuschi, Johann Hoztaky, George Se'Kell, Stephan Balogh - Dando! How does this unmanly tear come into the eyes of a warrior?


Radovan.
Forgive him, Count. Balogh was his heartfelt friend.

Zrini.
So I take back my word. This tear gives you as much honor as the three flags you captured at the time.

Radovan.
And to me, noble Count! They stabbed my old father at my side and cut off his gray head in front my eyes, the inhuman monsters. It is true, one of ours cost then of theirs but even ten are not enough for the dear head of my father. Leave me, count! I will bring you back a hundred Turk's skulls.


Zrini.
If they fall, let their heads stay where they are. Let us leave this barbarian custom to them alone.

Dando.
We will attack them from above during their dangerous work in their trenches and let them find death in the pit they dig towrds us.


Zrini.
So go, brave warriors! May the spirit of the mighty Turk fighter Johannes Hunyadi, fight invisibly at your side.

George.
Let me go along, father!

Szecsődi
And me!


Zrini.
No more. (To Dando and Radv.) You, take a hundred armed men with you and God bless you. (Radvan and Dando leave. To the rest) Good courage, my friends! The size of the enemy shall not frighten us. Those who rely on violence and injustice lean themselves on weak reeds; He who has a just cause, courage, and the support of God, is the strongest. Undoubtedly, Suleiman has invaded our poor Homeland with an army of toxic locusts.

(difficult translation)
Maximilian has paid the tribute which the peaceful princes give to the monsters that neighbor them. Tokay has been ceded to the “seven citizens”; To the one who stabbed the dagger in the heart of his Nation, as if into the bosom of his mother, first called this murderer of our happiness, and, as it were, led him by the hand.

Driving him now is only a stubborn cruel desire to create a bloody path across the ruins of Hungary to the walls of Vienna, and there, like a debris, in the blood of infants and old men Boar, like a rich boar wallowing in his life.



Fünfter Auftritt.

Ein soldat mit einem Pfeil, woran ein
Brief gebunden ist. Die Vorigen.

Zrini.
(Er liest.) An den tapfern Grafen Niklas Zrini.


„ Möchtet ihr nur mehr Beweise meiner Tapferkeit haben!”

Solimann der mächtigste aller Könige der Erde


 “wie voreilig!” entbietet dem Grafen

Zrini seinen Gruß, und verkündigt ihm, und den seinen unerbittlichen Grimm, die grausamsten Arten von sclaverey und Tod, wenn er vor sonnenuntergang stadt und Festung ihm nicht ergiebt.

Drohworte machen einen Fürsten klein; durch Werk und That macht er sich groß. 

„Ergiebt er sie aber, so erklärt er ihn zum Fürsten von Kroatien, verspricht den Bürgern von Sigeth väterliche Regierung, und Freyheit von allen Abgaben auf zehn Jahre lang; den soldaten freyen Abzug mit ihrem Gewehr, und allem was sie haben; und jedem Hauptmann einen Beutel Goldes.”


Nun, was sagt ihr? Die Bedingungeu sind vortheilhaft. Wollen wir uns ergeben, Alapi?

Alapi.
Eher freywillig, als aus Eigennutz.

Zrini.
Cschaki, was sagst du?

Cschaki.
Lieber sterben....

Zrini.
Sektschudi?

Sektschudi.
Lieber sie alle erwürgen.

Zrini.
Gut! Besser, daß sie sterben, als wir. – Und du, mein sohn? Fürstensohn? Fürst mit der Zeit, und Fürst über die Kroaten, über dies kernhafte Menschengeschlecht Fest, wie Eichstämme; schnell und tödtlich, wie Donnerkeile! Da lassen sich Eroberungen machen. Nun, junger Alexander! rede.

Georg.
Mein Vater! Bin ich nicht ein Theil von euch? Kann ich anders denken, als ihr?

Zrini.
Und ihr, edle Bürger von Sigeth! Freyheit, Wohlleben! redet, soll ich euch hingeben?

Alle.
Rein! Nein!

Zrini.
Schaut herab, ehrwürdige Geister unserer Väter! Eure Enkel sind eurer nicht unwürdig. Euer nur für Ehre und Vaterland fliessendes Blut rollt noch unverfälscht in unsern Adern. – Nein, du großpralender sohn Mahomeds! wären auch deine Versprechungen so wahr als sie falsch sind, dennoch würden sie uns gegen unser Vaterland, und unsern König nie treulos machen können. – Oder glaubt er vielleicht, daß es uns für unsre Musketen an Papier fehlt? (er reißt den Brief herab, und ladet damit) Dies sey meine Antwort. (er schießt gegen das türkische Lager) Aber wie? Dort kommen unsre Ausläufer zurück, ohne Anführer!

Cschaki.
Wehe! Ihre Köpfe stecken schon dort, nach uns herüber gekehrt.

Zrini.
Stumm, aber doch laut genug ausrufend, daß dergleichen Ausfälle Thorheit sind. Von nun an verbiete ich, nie wieder daran zu denken. Auf, ihr edlen Ungarn! zählt die Feinde nicht; sondern vermindert ihre Anzahl. Jemehr Feinde, destomehr Ruhm! (sie fangen an wegzugehn, indem)

Scene 5

A soldier with an arrow, on which a letter is bound.
The previous.

Zrini.
(He reads.) To the valiant Count Nikolas Zrinski.

"Would you like to have more proofs of my bravery!"

Suleiman the most powerful of all the kings of the earth

 "How rash!" Yells the count

Zrini his greeting and proclamation, and his unrelenting fury, the cruelest kinds of slavery, and death, when he before sunset city and fortress does not yield him.

 
Threatening words make a prince small; By actions and deed he makes himself great.

If, however, he surrenders the fortress then he will be the prince of Croatia with hereditory  government and freedom from all taxes for ten years; The letter promises to the citizens of Sigeth that the soldiers are free to retreat with their rifles, and all that they have; And a cap of gold for every captain.

Well, what do you say? The conditions are advantageous. Shall we surrender, Alapic?

Alapi.
Rather free than surrender to self-interest.

Zrini.
Cshaki, what do you say?

Cschaki.
I'd rather die....

Zrini.
Szecsődi?

Szecsődi.
I'd rather strangle them all.

Zrini.
Good! It is better that they die than we do. And you, my son? Prince son? Prince with the times, and Prince of the Croats, this hearty human race as permanent as oaks, fast and fatal as lightning bolts! There can be conquests. Well, young Alexander! speech.


George.
My father! Am I not a part of you? How can I think differently than you?

Zrini.
And you, noble citizens of Sigeth! Life, Liberty! Speak, shall I surrender for you?

All.
Surely! No!

Zrini.
Look down, venerable spirits of our forefathers! Your grandsons are not unworthy of you. Our blood, which flows only for honor and fatherland, is still genuin in our veins. - No, you “
großpralender” son of Mahomed! Your promises sound true but they are false, you can never make us commit treason against our Homeland, nor our king. Or perhaps he thinks that our muskets are missing wadding (paper)? (He tears up the letter and loads it in his musket) This is my answer. (He shoots into the Turkish camp) But how? From our walls they return without a leader!


Cschaki.
Woe! Their heads are already stuck there, after us have returned.

Zrini.
Silent, but loud enough to exclaim that such failures are folly. From now on, I forbid you to  never think about it again. Come on, you nobles of  Hungarian! Do not counts the enemy; But do reduce their number. My enemies, my glory! (They are beginning to leave)


Sechster Auftritt.

Katharina Zrini, Maria Sektschudi, sopie Mailath, nebst andern Frauen und Jungfrauen. Die Vorigen.

Zrini.
(Ihnen nachrufend): seyd standhaft, und muthig! Denkt an euern Eid, an Vaterland und Ehre, an eure Weiber und Kinder. Schaut noch einmal zurück nach ihnen. Seht sie an.

Katharina.
Darum sind wir gekommen.

Maria.
Sektschudi! mein Gemahl! – ( Er geht, ohne sie anzuhören) Desto lieber hab' ich ihn, daß er den Ruf der Ehre dem Ruf seines Weibes vorzieht.

Zrini.
Geht! Folgt ihnen nach. Stellt euch hinter sie; zeigt ihnen ihre Mütter, Weiber, und Kinder; lobt die Tapfern; scheltet die Kleinmüthigen; reicht den Ermüdeten Wein; sorgt für die Verwundeten; steht den Kranken bey; werft steine, siedendes Wasser auf die Feinde hinab! Laßt auch die Knaben Hand anlegen!

Georg.
Euren segen, mein Vater! Ich gehe nach Alt Sigeth.

Zrini.
Sophie! du raubst ihn seinem Vater. Er geht, dich und dein väterliches Haus zu schützen. Er lebt nur für dich; warum lohnest du seine Liebe mit strenge und stolz? Du schlägst die Augen nieder, und schweigst? – Komm!  (Er führt sie auf  die seite, und leise) Komm! sage dem Vater, was du grausamer Weise dem Liebhaber verhehlst. Kannst du ihn nicht lieben? Oder was hat er zu erwarten?

Sophie.
Liebe um Ehre. Zrini (laut). Töchter des Vaterlandes! denkt alle wie sie; so wird nie eine feindliche Macht uns furchtbar werden. Georg! ( sophie will ihn zurückhalten) Ich muß er verdient es –– ich muß dich ihm verrathen. Liebe um Ehre.

Georg.
Und Ehre um Liebe! Keine speise soll über meine Lippen, kein schlaf in meine Augen kommen, bis ich mein Gelübde gelöst habe.

Zrini.
Zieh hin, mein sohn! Denk an den Lohn der Ehre! an deine Mutter, an mich, und das Vaterland.

Katharina.
Komm siegreich, oder nicht wieder zurück! (Georg ab. Der vorhang fällt).

Scene 6

Katharina Zrini, Maria Sektschudi, sopie Mailath, together with other women and young women. The previous.

Zrini.
(Responding): Be steadfast, and courageous! Think of your oath, Homeland and honor, your wives and children. Look back at them again. Look at her.

Catherine.
That's why we came.

Maria.
Sektschudi! My husband! (He goes without listening) The longer I have him he prefers reputation and honor to the call (reputation?) of his wife.

Zrini.
Go! Follow them. Stand behind them; Show them their mothers, women, and children; Praises the brave; Scold the miserable; Give win to the fatigued; Provides for the wounded; Stand with the sick; Throwing boiling water and stones on the enemy! Give the lad's a hand of support!

George.
Your blessings, my father! I'm going to Old Siget.

Zrinski.
Sophie! You rob him to his father. He goes to protect you and your father's house. He lives only for you; Why do you reward his love with strict and proud? You look down, and keep quiet? - Come over! (He leads her to the side, and softly) Come! Tell the father what you cruelly conceal the lover. Cannot you love him? Or what can he expect?


Sophie.
Love for honor. Zrini (loud). Daughters of the Homeland! Thinks all like her; So never will a hostile power make us terrible. George! (Sophie wants to hold him back) I must deserve it - I must betray you. Love for honor.


Georg.
And honor for love! No food is to come over my lips, no sleep into my eyes until I have resolved my vow.

Zrini.
Go, my son! Think of the reward of honor! To your mother, to me, and the Homeland.


Catherine.
Come victorious or do not return!
(George, the curtain falls).







Zweyter Aufzug.

Platz auf der Festung.


Erster Auftritt.

Katharina Zrini, Georg Cschaki, hierauf sophie.

Cschaki
(ruft auf die Brücke hinab.)
Herein! Geschwind! (zur Gräfinn) Es ist, als ob der sturmwind sie forttriebe.

Katharina.
Seht ihr meinen sohn nirgends?

Cschaki.
Nirgends.

Katharina.
Gut! strafe mich Gott nicht mit der schande, ihn als Flüchtling sehn zu müssen,

Cschaki
(zu denen, die auf den schauplatz kommen.) Alle Leute, Weiber und Kinder in das offenstehende Haus dort; Mannspersonen auf die Bollwerke! (hinab nach der Brücke) Lauft! Die Türken folgen euch auf dem Fuß nach. Die Thore werden geschlossen. (Zur Gräfinn) Nirgends seh' ich einen unsrer Hauptleute.

Katharina
(zu einigen, die auf dem Platz ankommen.)  Wißt ihr nichts von meinem sohn, vom Georg Zrini?

Cschaki.
Keiner antwortet. Alle sind vor schrecken halbtodt. -

Sophie.
Er begleitete mich bis an die Brücke; dann sah ich ihn nicht mehr.

Gräfinn.
Daß ihn niemand sterben sah'! Gold genug sollte der haben, der mir sagen könnte, er habe meinen sohn mit Ruhm sterben gesehen.

Cschaki.
Ach! Ein erbarmungswerther Zug! Mütter mit Kindern, die sie zu ihrem Un glücke gebohren haben; jammernde Töchter mit zerrauften Haaren und gerungenen Händen; trostlose Greise, zu Grund gerichtete Hausväter, verzweifelnde Familien, von ihrem ruhigen Heerd, von ihren gemeinschaftlichen Freuden, von allen ihren Hoffnungen hinweggerissen. (sein Gesicht gegen die Gräsinn wendend). Sie sollen kein Wasser in meinen Augen sehen; es würde die letzten Funken von Muth in ihnen auslöschen. (Indem er sich Gewalt anthut, zu den übrigen) Gutes Muths, meine Freunde! Hier sind wir in sicherheit. Mahomed selbst soll uns hier nicht überwältigen. Es soll euch an nichts fehlen. Niklas Zrini wird unser aller Vater seyn. Wo sind unsre Hauptleute? – Ruht sanft, rastet nun, edle für das Vaterland gefallene streiter! Euer schö nes Loos soll, hoff ich, auch mich treffen. (Zur Gräfinn) Ich muß, Gräfinn! eine Menge Unglückliche aufopfern. Seht! dort blinken schon die türkischen schwerdter.

Gräfinn.
Verzieht nur ein paar Minuten noch; nur eine.

Cschaki.
Ich kann nicht. (ruft laut hinab) Zu, die Thore! (mit einem schrey des Entsetzens) Hinweg von dem Anblick der greuel vollsten Unmenschlichkeit! O du edelstes Blut, wie unedel vergossen! Theure Häupter, von denen erst noch Worte der Freundschaft, der Vaterlandsliebe, der leider! und so fehlgeschlagenen Hoffnung tönten. Ihre Rümpfe schleudern sie mit Frohlocken über die Brücke hinab. Wen tragen sie dort?

Gräfinn.
Meinen sohn?

Cschaki.
Nein! es ist Sektschudi, der Unglückliche.

Gräfinn.
Gott Lob! daß es nicht mein sohn ist.




Zweyter Auftritt

Sektschudi von einigen soldaten getragen, seine Gattin mit ihrem Kind.
Die Vortgen.

Maria.
Hieher! tragt ihn sanft.

Sektschudi.
Zurück ihr schurken tragt mich! Mitten unter die säbel der Türken! Laßt mich zusammenhauen.

Maria.
Hier setzt ihn nieder.

Sektschudi.
Gräfinn Zrini, Georg Cschaki, glaubt nicht, daß ihr einen Flüchtling vor euch seht. Mit Gewalt haben sie mich von meinem Posten hinweggerissen, und hieher geschleppt.

Maria.
Ich stand hinter ihm, Gräfinn! und sah mit Vergnügen seinem muthigen Betragen zu, als er auf einmal in beyde Kniee geschossen wurde, und niedersank. – Wie hättest du auf deinen Posten bleiben können?

Sektschudi.
Ich hätte kniend gefochten. – – Nun muß ich hier liegen wie ein sclave, angeschmiedet an die Erde. – – Zrini kömmt. Tragt mich hinein. Ich kann seinen Anblick nicht ertragen. (Man trägt ihn hinweg. Mit ihm geht seine Gattinn nebst ihrem son ab.)




Dritter Auftritt.

Niklas Zrini. Die Vorigen,

Zrini.
Lieber Cschaki! Die Gräben sind völlig trocken. Die Türken umringen schon das schloß. Die Posten müssen verdoppelt werden. Wo sind die soldaten?

Cschaki.
Welche?

Zrini.
Von Alt-Sigeth.

Cschakt.
Nur wenige sind zurückgekommen:

Zrini.
Und von den Hauptleuten? Georg Matthiasch? Blasius Drak? Peter Batta? Mein sohn? Johann Gerdes? Peter Botosch? Martin Boßniak?

Cschaki.
Keiner.


Zrini.
Alle dahin! Unersetzlicher Verlust!
Schon wieder eine stille! Neue Anerbietungen.

Katharina.
(zu einer Anzahl von Weibern, die bittend mit aufgehobenen sänden leise mit ihr sprechen). Vergeblich; aber ich will eurem Verlangen genug thun – (zu dem Grafen) Die Weiber lassen dich bitten, die Anerbietungen der Türken anzunehmen. Sie wären so gut, sagen sie. An Pfeilen haben sie ihnen Dukaten heraufgeschossen, haben ihnen Geld genug, Perlen und Diamanten, Freyheit und alles versprochen.

Zrini
(zu seiner Gattinn).
Streite du mit den Weibern. Ich habe genug mit Männern zu thun. (Ein soldat bringt ihm einen Pfeil, daran ein Brief gebunden ist).

Gräfinn
(indem sie ihren Gatten immer aufmerk sam beobachtet). Bisher haben wir ungrische Weiber im Gefühl der Ehre und Vaterlandsliebe mit den Männern gewetteifert, und zuweilen selbst sie übertroffen. – Uns ergeben? Wir? Und den Türken? Ihr wißt nicht, was ihr verlangt.

Zrini
(bey seite).
Gott! Mein sohn gefangen.

Gräfinn.
Eher kann sich ein Mann ihnen ergeben, als wir. Doppelter schande würden wir uns Preis geben. (zu Zrini) Zrini! Du wendest dich hinweg stampfest auf die Erde, rollst den Brief zusammen; öffnest ihn wieder! Du beanruhigst mich. Ist vielleicht alles verloren?

Zrini.
Alles, und nichts.

Gräfinn.
Was bedeutet dies? Verbirg mirs nichk.
Müssen wir uns vielleicht doch ergeben?

Zrini
(aufgebracht).
Müssen? Welche Gewalt kann uns dazu zwingen?

Gräfinn.
So sage, was ist der Innhalt dieses Briefes, der deinen immer ruhigen Geist so sehr beunruhigt?

Zrini.
Neue Anerbietungen! Die grösten! Die glänzendsten.

Gräfinn.
Die doch für dich keinen Glanz haben. Du müßtest aufhören, Zrini zu seyn. Dies nicht; es muß etwas anders seyn.

Zrini.
Verlange es nicht zu wissen.

Gräfinn.
Wie? Ist hier nicht der schild unsers Georg abgemahlt, mit dem Drachen in der Mitte?

Zrini.
Er ifts.

Gräfinn,
Sein Helm?

Zrini.
Der nämliche.

Gräfinn.
So ist er also vielleicht.

Zrini.
Gefangen.

Sophie
(mit einem schrey).
Ach!

Gräfinn
(mit allen Zeichen des schmerzes, uud der Verzweiflung).
Ich unglücklichste der Mütter! O, wäre ich nie Mutter worden! – Armer, armer
Georg! Wie werden diese Unmenschen mit dir verfahren?

Zrini.
Rede nicht davon.

Gräfinn.
Wie werden sie deinen schönen Körper verunehren? Lieber in tausend stücke zusammengehauen? schöne Jugend! Erbärmliches schicksal! Fesseln an Händen, die überall alle Fesseln der unterdrückten Menschheit so gern aufgelöst hätten! Tapfer edelmüthig, leutselig, gut. O, mein sohn mein unglücklicher sohn! Nie, nie werd’ ich meinen Georg wiedersehen! – Und ist kein Mittel ihn auszulösen? Alle meine Edelsteine, alles was ich habe! Welche Mutter wird nicht mit Freuden alles für ihr Kind hingeben?

Zrini.
Du kannst ihn wohlfeiler bekommen,
Du darfst nichts hergeben.

Gräfinn.
Wie? Wie also? Ich athme wieder.

Zrini.
Ich darf nur die Festung ergeben,
So ist er ausgelöst.

Gräfinn.
O Zrini! Er ist dein sohn, dein Blut, dein Ebenbild. Was hat Ungarn, der Kaifer, die ganze Welt, das einem Vater theurer seyn könnte, als sein Kind?

Zrini.
Die Ehre,

Gräfinn.
O, was ist die Ehre gegen einen sohn? Ein blosser Name, ein schall, ein Nichts gegen alles; ein wesenloses Phantom gegen ein wirkliches Gut, das wir mit un sern Augen ansehen, dessen stimme wir hören, das wir an unser Herz drücken können? O könnt' ich nur einmal noch ihn an dieses Mutterherz drücken.

Zrini.
Unsre Pflichten sind oft grausam;
Aber darum nicht minder heilig.

Gräfinn
(aufgebracht).
So wirf mich hinaus zu ihm. Ich will nicht glücklicher seyn, als er. An seiner sei te will ich gern Fesseln tragen. Vielleicht find  ich dort mehr Menschlichkeit, als hier. Hier  herrscht nur kalte Pflicht, aufgedunsene Ehre, Frost und Eis; die Menschlichkeit haben sie verbannt. Hier sind Väter, die ihr eigenes Blut hassen. – (voll schmerz) Georg, mein sohn! wo bist du? (zu sophien) sophie! wenn das Geständniß deiner Liebe aufrichtig war, so vereinige deine Bitte mit der meinen,

Sophie.
Ich finde keinen Vorspruch in meinem Herzen für einen sclaven.

Katharina
 (aufgebracht).
Die Freyheit selbst kann Fesseln tragen. Der Nichtswürdige ist ohne Ketten sclav; ein freyer sinn bleibt auch in Ketten frey. Nicht Feigheit – Er wäre unser sohn nicht– Z Hinterlist und Gewalt haben ihm sein schicksal zugezogen. Ihr, die ihr Mütter seyd, kommt! Unterstützt ihr meine Bitte, Kommt der sclaverey eurer Kinder zuvor. Laßt uns mit unsern Knien eine Mauer um ihn her schliessen. (sie knien vor ihm).

Zrini.
(beyseite).
Wehe dem Feldherrn, der zugleich Vater ist.

Gräfinn.
Und siehe, was vermagst du allein gegen die Uebermacht der Türken? Der Kaiser kömmt dir nicht zu Hilfe. Die Besatzung wird immer schwächer. Du müßtest ein Gott seyn, um die Festung zu behaupten. Wahrhaftig, du begehst einen Raub; ich möchte fast sagen einen Kirchenraub, wenn du dich selbst und andre tapfere Krieger, die dem Vaterlande noch lange Dienste leisten könnten, ohne Nutzen hier aufopferst. – Er hört mich nicht. Er sieht uns nicht an. – Raphael! vielleicht vermagst du mehr, als deine Mutter. Bitte du für deinen Bruder. Umfasse die Knie deines Vaters. Ergreife seine Hand. Nenne den Namen Georg. Vielleicht findet deine kindliche stimme eher den Weg zu sei nem Herzen, als die Bitten deiner verachteken unglücklichen Mutter.

Raphael.
Vater! (indem er seine sand ergreift) Diese Hand sey meine Gefangene, bis ihr meinen Bruder aus der Gefangenschaft befreyet. Ich bin noch zu klein zum Fechken. Wechselt mich gegen ihm aus. Er wird mich gewiß nicht lange in der Gefangenschaft lassen; und dann sind wir beyde wieder frey.

Zrini.
Chebt ihn zu sich hinauf, uud drückt ihn gegen sein Gesicht). Schweig, mein sohn!

Raphael
(indem er sich eine Thräne von dem Gesicht hinwegwuscht ) Dies ist nicht von mir. Ich weine nicht. (Auf de Augen sein.s Vaters hindeutend) Vittoria, Mutter!




Vierter Auftritt.

Alapi. Die Vorigen.

Alapi.
Der größte Theil der Besatzung hat sich zusammen verschworen, ihre Posten und Hauptleute verlassen, die Waffen hinweggeworfen, und will durchaus, daß ihr die Anerbietun gen der Türken annehmen, und die Festung ergeben sollt. Sie schwören, daß sie nicht mehr zu ihrem Posten zurückkehren werden.

Zrini
(für sich). Das Beyspiel anderer hat mich wie ein Donnerschlag aus meiner Betäubung aufgeschreckt. – (zu Alapi) Wie? Wo sind sie?

Alapi.
Ich glaube, sie suchen euch auf; sie nä hern sich.  Laß sie kommen! (ruft hinaus) Hier bin ich. Hieher kommt.





Fünfter Auftritt.

Ein Theil der Besatzung ohne Waffen.
Die Vorigen.

Zrini.
Seyd ihrs, die ihre Posten und Haupt leute verlassen haben?

Ein soldat.
Wir sinds.

Zrini.
Habt eure Waffen von euch geworfen?

Soldat.
Haben.

Zrini.
Und geschworen, nicht wieder an eure Posten zurück zu gehen?

Soldat.
Wir gehen auch nicht. -

Zrini.
Den Eid, den ihr Gott und dem Kaiser geschworen, habt ihr vergessen?

Soldat.
Nicht vergessen; aber uns auch nicht. Was hilfts, wenn wir alle unnützer Weise so elendiglich umkommen?

Zrini.
Ihr wollt also, daß ich die Festung ergeben soll?

Soldat.
Ergeben.

Zrini.
Nicht wahr, die Türken haben euch Geld versprochen?

Soldat.
Gute Leute! Geld genug, und für unsere Weiber und Liebsten Perlen und Diamanten.

Zrini.
Vielleicht schon hinauf geworfen?

Soldat.
Dukaten.

Zrini.
Und ihr habts angenommen?

Soldat.
Dukaten nimmt ein jeder.

Zrini.
Mir haben sie oft schon angeboten; und ich habe sie nicht angenommen.

Soldat.
Auf'm Papier ists leichter auszuschlagen; aber wenn mans schon vor Augen und in Händen hat, so ists nicht menschenmöglich.

Zrini.
Glaubt ihr, sie werden euch ohne Gefahr durchziehen lassen?

Soldat.
Ohne Gefahr. Sie sind gar nicht so barbarisch, wie man glaubt. Und wenn wir bey ihnen bleiben wollen, sollen wirs gut, und alles vollauf haben,

Zrini.
Sagen sie. Gut! Ich will euch die Thore öffnen lassen. Geht zu euren guten Türken! Ich werde die Festung ohne euch vertheidigen. Aber zuerst trete einer nach dem andern hervor, daß ich den Namen eines jeden aufzeichne; damit der König, und die Nazion diejenigen besonders kennen lerne, die in einer dringenden Noth des Vaterlandes, dasselbe aus Feigheit, und niederträchtiger Geldsucht verlassen haben. Solche merkwürdige Namen kommen auch in entfernte Länder, und auf späte künftige Zeiten. Ihr könnt weltberühmt dadurch werden. Wer ist der Erste?

Soldat.
Ich nicht.


Zrini.
Keiner kommt. Ich errathe die Ursache. Die Furcht des Todes ist dringend; diese Musterung ist euch zu weitläufig; ihr wollt geschwind erlöst werden. Es sey. So seht nur auf diese Weiber und Knaben hin, und macht es ihnen nach. Zwar waren bisher eure Knie gewohnt, nur unter euren Musketen sich zu beugen; aber was thut man nicht für Gold, oder gar für das Leben? Kniet wie diese Weiber und Knaben, bittet euren Kommandanten, als Feigherzige, Meineidige Nicht soldaten, als weinende Weiber und Knaben ausziehen zu dürfen. Kniet nieder, ihr Weiber und Knaben, kniet, und ihr seyd frey! – Elende! seht, wie eure Natur selbst euch zurückhält, und verdammt! seht, wie ihr durch elende Verspieglungen auf eine noch elendere Art euch habt bethören lassen. Sind die Beyspiele türkischer Grausamkeit schon so alt, daß ihr sie schon vergessen habt? Fragt die Paradiese – von Ofen und Pest: fragt des noch traurenden Wertes dunkle Eichwälder, wo die Geister eurer unbegrabnen Väter auf die Rache ihrer Enkel vergebens harrend, bang umherirren; fragt die schauervollen Ufer des Temesch, wo der wackre Lospons und die sterne der ungrischen Geschlechter, Wolfgang Batthiany und simon Forgatsch, mit so vielen eurer Brüder, den Meineid und die Grausamkeit der Türken erfahren haben! Und wo ist eine stadt, ein Thal, ein strom oder ein Wald, die nicht Zeugniß davon geben könnten? Wißt ihr nichts von allen diesen Greueln?

Soldat.
Wir wissens.

Zrini.
So geht, geht einem ähnlichen schicksal entgegen; oder, ihr verdients, werdet das Ziel ihrer muthwilligen spiele. Stellt euch hin, und laßt sie zeigen an euch, wer tiefere, wer grössere, wer, wie sie sagen, schönere Wunden schlagen, wer am meisten Christenblut auf einmal abzapfen könne. Geht! brüstet euch in ihren Fesseln, begrabt ihre Todten, reiniget ihren Unrath.

Soldat.
Es ist wahr, das haben die Unsrigen schon oft erfahren.

Zrini.
Auch euch jückt das Herz darnach. Geht! erfahrts.

Soldat.
Lieber in tausend splitter zerschmettert! Lieber Mann für Mann, und Glied für Glied zerstümmelt werden.

Zrini.
Weil ihrer mehr sind, als wir? Machts die Menge, oder der Muth? Was that stephan Bodo zu Erlau mit seiner handvoll Mannschaft gegen 125,000 Türken? Haben diese der Besatzung nicht auch Geschenke, und alles, was sie verlangten, angeboten? Und waren sie so feigherzig, wie ihr? Nein, bey Gott! Hoch über die Festungswerke erhöhten sie auf spiessen eine Todtenbahre, zum Zeichen, daß sie berit wären, für ihren Fürsten und das Vaterland zu sterben. Ueber 40,000 Türken haben sie erschlagen, und die übrigen von der Belagerung zurückgeschreckt. Dis kann Ein gkeit und Muth! – Und wenn auch der soldat den Tod vor Augen hat, so wie ich izt eine Rotte Verräther vor Augen habe; verbindet ihn nicht sein Eid, stand zu halten, und für seinen Fürsten zu sterben? – Arnes Vaterland! We schänd lich sind deine söhne ausgeartet! Einst waren sie edel und groß; vom Kopf bis auf die Fußsohlen stammfest, und ohne Tadel. Hoch war ihr sinn, bieder und stolz; ihr Geist wie Feuer, ihr Körper wie Eisen, Mässigkeit, Uebung und Ehrgeiz gaben ihnen stärke, schnelligkeit und Mannhaftigkeit. Izt, heiliger stephan! deinem schatten sey es geklagt, itzt wirft die kleinste Gefahr sie zu Boden, itzt verkaufen sie um eine handvoll Geld Ehre, Fürsten und Vaterland; unedel, feigherzig, unstät. Nein! es giebt keine Ungarn mehr. Weichlinge sind wir, Nichtswürdige, Auswürflinge fremder Nazionen, Bastarde!

Soldat.
Ich bin kein Bastard. Mein Vater ist ein ehrlicher Bürger zu Ofen, und stockungar.

Zrini.
Schweigt! Was hindert mich, daß ich nicht einen nach dem andern in stücke zerhaue? (indem er das schwerdt auf sie zieht) Aber ihr seyds nicht werth. Den türkischen sclaven und Hunden will ich euch hinauswerfen.

Soldat
(indem alle vor ihm niederfallen).
Lieber um eure Verzeihung, als um unsere Loslassung wollen wir bitten.

Zrini.
Steht auf, und macht euer Verbrechen gut. Ihr habt viel gut zu machen. – Ein soldat muß nie an sein Leben, vielweniger an Geld, nur an seine Ehre denken. Diese kann leben, wenn auch er todt ist. Wir kämpfen mit Eisen, und nicht mit Gold; schweistropfen sind unsre Perlen; und von Muth und Großmuth funkelnde Augen unsre Dia manten Geht! Hinweg! Zurück an eure Posten.

Soldat.
Ich bin voller Wuth über mich selbst; aber die Türken sollens büssen. Kommt, Kam meraden! (Die soldaten gehen ab).





Sechster Auftritt.

Georg. Die Vorigen.

Gräfinn
(mit einem schrey).
Georg!

Zrini.
Nicht gefangen?

Georg.
Mein Vater! solimann ist todt.

Gräfinn.
Wie? Woher kömmst du?

Zrini.
Wie weißt du es! Eile mit deiner Rede; die Zeit ist kostbar.

Georg
(eilfertig redend).
Als die Altstadt schon verloren war, und ich sophien in sicherheit wußte, that ich mit Zwanzig der Unsrigen einen Ausfall. In der blinden Wuth, womit die Feinde der stadt zu stürmten, tödteten wir ihrer gewiß Zweyhundert. Hierauf entschloß ich mich, bis an das Zelt solimanns zu dringen. Hier empfieng uns eine starke Wache. Wir hielten uns ritterlich. Meinen Trompeter sahen sie für mich an, und nahmen ihn gefangen. Weil er den Tod fürchtete, und die Türken zu Alt-Sigeth mir herauf gerufen hatten, ich solle nicht hoffen, ums Leben zu kommen; sie werden mich, was es auch koste, gefangen nehmen, so gab ich ihm meinen Helm und schild. Ermüdet vom Niedermetzeln, sah ich die Uebrigen, einen nach dem andern in der Dämmerung fallen. Ich hatte einen Bassa niedergestossen, und als ich ihm, (sophien ansehend) mein Gelübde zu lösen, diese goldne Kette vom Hals riß, bekam ich einen schlag auf den Kopf, von dem ich ohnmächtig niedersank. Ich blieb als todt liegen, und hörte auf einmal eine leise stimme: solimann ist todt! Es war stockfinster; ich wälz te mich hinweg, und kam durch den unterirdischen Weg herauf.

Zrini.
Geschwind, laß uns mit dieser Nachricht neuen Muth unter den Unsrigen verbreitet.

Georg
(hängt im Weggehen sophien die Kette um den hals). Du bist gefangen, sophie!

Sophie
(mit schamhaftem Lächeln).
Weil du es nicht bist.

Zrini
(zu seiner Gattinn).
Du, meine Liebe! führe die Weiber zu uns, Zeigt, daß ihr nur durch euer Geschlecht, nicht durch Blut und Muth von uns verschieden seyd.  (Alle ab).


Siebenter Auftritt.

Sektschudi wird herausgetragen. Maria in Mannskleidern. Benedikt.

Sektschudi.
Heraus! An die Luft! Vielleicht wird hier eine wohlthätige Kugel meinem verhaß ten Leben ein Ende machen. Und nun geht! man wird euer nöthig haben. (Die soldaten gehen al). Auch du Gu seiner Gattinn) geh! hilf! dein Wille ist erfüllt. Du hast mein schwerdt, zeige, daß du mein Weib bist.

Maria.
Dich selbst möcht' ich zeigen; ganz deine stelle ersetzen.

Sektschudi.
Geh! verliere keine Worte. (sie geht ab)
Man hört schon das Zeichen zum Angriff

Benedikt.
Ich will mitgehen,

Sektschudi.
Willst du den Türken die Köpfe abhauen? -

Benedikt
(an seinen kleinen säbel greifend).
Ja, wenn sie keine so dicken Hälse häten,





Achter Auftritt.

Horvath. Die Vorigen.

Horvath.
Weh! Weh uns! – Keine Rettung,
Gott steh uns bey!

Sektschudi.
Was ist geschehen? Wie steht es um uns?

Horvath.
Schlimm, sehr schlimm, Hört ihr die brüllende Wuth der Türken? Ich habe seither hinabgeschaut von den Festungswerken. Auf einmal rennen sie wie tausend brennende Legionen von bösen Geistern gegen das schloß heran. Armer Sektschudi! Ich hab' euch fallen sehen. Ihr seyd als Held gefallen. 

Sektschudi.
Gott lohn’ euch für diesen Trost!

Horvath.
Bald werden wir alle keinen Trost mehr bedürfen. Wer weiß, ob sie nicht schon oben sind?

Sektschudi.
Wenn ihr Kräfte genug habt, diese stufen hinauf zu steigen, so könntet ihr vielleicht dem Angriff zusehen. Ich liege hier, wie eingewurzelt.

Horvath
(steigt hinauf).
Noth giebt Kräfte. – Gott steh’ uns bey! Turbane steigen und fallen. Wie hungrige Bären dringen sie herauf; wie ergrimmte Widder stürzen die Unsrigen sie wieder herab. – Gott ist mit uns. Die Türken sind zurückgeschlagen. – Die Weiber reichen den Kriegern erquickende Pokäle; und, indem sie trinken, trocknen sie ihnen den schweis von der stirne,




Neunter Auftritt.

Maria mit zwey purpurfarbenen Fahnen.

Maria.
Niklas Zrini schickt dir diese Fahne, die du, sagt er, erbeutet haben würdest, wenn du Theil an dem Angriff gehabt hättest. Diese hab' ich erbeutet.

Sektschudi.
Braves Weib! Verzehrende Großmuth!
- Reiche sie dem alten Horvath hinauf. (zu horvath) steckt sie, so hoch ihr könnt, auf, damit die Türken sie als ein schreckbares Himmelszeichen, in der Luft flattern sehen.

Horvath.
Möchten sie ihnen alle schrecken des Todes zuwehen!
(Man hört Lärm).

Sektschudi.
Ein neuer Angriff. – Geh, Maria.

Maria.
Dir neue Fahnen zu bringen.
(ab).





Zehnter Auftritt.

Horvath. Sektschudi.

Horvath.
Sie brüllen, wie verwundete Eber. – Wie ein Felsendamm stehn die Unsrigen. – Hinab, hinab mit euch! In die Hölle hinab! – Zrini kämpft selbst mit dem säbel in der Faust. Anführer und Krieger zugleich.

Benedikt.
So gefällt mirs! so werd ichs auch machen, wenn ich groß werde. ( Er zieht seinen kleinen säbel, und in dem er um sich haut) Muthig, Kammeraden! Haut zu! stürzt sie hinab! Weicht nicht!

Horvath.
Wehe! das Nadasdische Bollwerk in Flammen! – Die Weiber und Knaben brin gen und holen Wasser zum Löschen! – Es ist, als ob die Hölle ihren Rachen aufsperrte, die Welt mit dem schauspiel einer fürchterlichen Empörung zu entsetzen. Die Türken stehen wie die Teufel mitten in den Flammen, und fechten. Feuer und Blut! Eine gräßliche Farbenmischung. Die blinkenden schwerdter taumeln darinn umher, wie blasse, mit einander ringende Nachtgespenster. Unsre un grischen Colossen stürzen wie hohe Thürme in die Flammen; fallen, raffen sich auf, schlagen nieder, dringen ein, wie ein fortgewälzes Gebirg: O, siegreicher Gott der Christen! habe Dank,

Sektschudi.
Wie? wieder zurückgeschlagen?

Horvath.
Wieder.

Sektschudi.
Ich vergesse mein Unglück. Ich will gerne liegen, und ruhmlos sterben, wenn nur mein Vaterland wieder auflebt, und Zrini den sieg davon trägt. Gütiger Himmel! den Ruhm und die Jahre, die ein grausames schicksal mir geraubt hat, gieb ihm.

Horvath.
Umsonst ist alle Hoffnung. Keine Rettung mehr.

Sektschudi.
Wie? warum?

Horvath.
Der Himmel selbst ist gegen uns. Ein heftiger Wind weht das Feuer gegen das schloß. – Weine, weine armes Vaterland! Verloren, alles verloren! (indem er herabsteigt) – Nun will ich nicht länger leben. Seyd ihr mein Freund, Sektschudi? Liebt ihr mich?

Sektschudi.
Ich lieb' euch, wie meinen Vater.

Horvath.
So tödtet mich. Seht, in wenig Augenblicken werden die Türken hier seyn Graue Haare haben für sie nichts, als ihre Farbe. Ein achtzigjähriger sclave würde eine Augenweide für sie seyn. Erspart mir diese schmach.

Sektschudi.
Und ihr, guter Alter! liebt ihr auch mich?

Horvath.
Liebe um Liebe. (auf den Dolch eines jeden deutend) Ihr dies ich dies! Umfassen wir uns, und zu gleicher Zeit wolle wir einer dem andern diesen Kerker des Lebens öffnen, und wie zwey verschwisterte Adler einer bessern Welt zufliegen.

Sektschudi.
Aber diese junge hilflose Brut! (auf seinen sohn blickend) sollt' ich sie für höllischen Geyer zurücklassen? und als Vater eines sclaven sterben?

Horvath.
Setzt ihm Flügel an, daß er wie ekm neubeflügelter schmetterling vor uns herfliege.

Sektschudi.
Wende dein Gesicht hinweg, mein sohn! so! (indem kehrt er sich um, und sieht seinen vater lächelnd an) sieh mich nicht so freundlich an!

Benedikt.
Was wollt ihr Vater, mit diesem Dolch?

Sektschudi.
Dich tödten, mein Kind!

Benedikt.
Wie? das thut ja weh. Ihr habt mich ja immer lieb gehabt.

Sektschudi.
Eben darum. Du würdest sonst den abscheulichen Türken in die Hände fallen, und da müßtest du Ketten tragen,

Benedikt.
Nein! das will ich nicht. So will ich lieber sterben. Aber es schmerzt mich, daß ich nicht bey euch bleiben kann. Und meine Mutter wird mich suchen, und weinen, wenn sie mich nicht findet.


Sektschudi.
Sey zufrieden. Im Himmel kommen wir wieder mit ihr zusammen.

Benedikt.
Nun meinetwegen. Noch diesen Kuß! – Itzt stoßt zu.

Sektschudi.
Nun so wende dein Gesicht hinweg.

Benedikt.
Warum? Ich will euch zusehen. Stoßt nur. Sclave will ich nicht seyn. Wenns nur gewiß ist, daß wir wieder zusammen kommen? – Wohin wollt ihr stossen? (er knöpft sich die Brust auf) Hieher, oder da herein?

Sektschudi.
Alle Kräfte meiner Natur erstarren. Ich kann nicht. Lebe! und was dein schicksal seyn mag, so mag Gott dich retten,




Eifter Auftritt.

Maria mit einigen solda... Die Vorigen.

Maria.
Alles, was ich habe, geb' ich euch! Tragt ihn eilig hinweg. ( zu ihrem sohn ) Dich will ich tragen! (indem stürmen Türken auf den schauplatz, ermorden den alten horvath und Sektschudi; seine Gattinn faßt fhit der einen sand das Kind, mit der andern haut sie sich durch, und rennt hinweg).





Dritter Aufzug.

Nacht. Ein offener Platz auf dem innern schloß. Auf der einen seite ein Thurm mit einer schneckentreppe. In der Mitte ein tropheenmässig errichtetes Gestell von alt - ungrischen Waffen: Panzer, Helm, schild, schwerdter, Pfeil und Äogen, Eschakan, Busogan, u. s. w. Äon Zeit zu Zeit sieht man von aussen Flammen aufschlagen.



Erster Auftritt.

(Diese ganze scene ist stumm, und die an gefangene feyerlich traurige Musik geht bis ans Ende derselben fort). Katharina Zrini, Maria Sektschudi, sophie Mailath, Raphael Zrini, Benedikt Sektschudi, und andere in verschiedenen stellungen von stummer ermalteter Trostlosigkeit. Einige liegen auf ihren Gesichtern, sehen zuweilen blaß mit loshangenden Haaren in die Höhe, schaudern bey dem Anblick der auflodernden Flammen zusammen, und verbergen sich plötzlich wieder. Die Kinder hängen sich an die Kleider ihrer Mütter, oder liegen in ihrem schooß, u. s. w. Hierauf scherenki.

Katharina.
Steht vor dem Gestell, sieht es eine Zeit lang mit starren Augen an, und drückt endlich durch ihre Gebärden und Bewegungen aus, daß itzt alles auf einmal zu Nichts werde.

Scherenki.
Bringt aus der Wohnung des Kommandanten einen sack mit Gold.

Katharina.
Läßt ihn unter die Trophee hinwerfen; scherenki geht wieder zurück.

Benedikt.
Verlangt zu trinken von seiner Mutter.

Maria.
Führt ihn nach den Trinkgefässen, und findet sie alle leer. Während dem

Scherenki
Mit Halsketten, Armbändern, und allerley schmuck von Perlen, und andern Juwelen,

Katharina.
Nimmt sie in die Hand, sieht sie einen Augenblick an, und wirft sie ohne schmerz zu dem Goldsack hin. (scherenki ab).


Benedikt.
Fängt an zu weinen; seine Mutter nimmt ihn in ihre Arme, und liebkost ihn.

Scherenki.
Kömmt mit Familienbildern, worunter auch das Bildnis von Niklas Zrini.

Katharina.
Reißt es aus den andern hervor, betrachtet es mit wilder Verzweiflung; will es den Uebrigen zeigen, niemand achtet mehr dar auf, als der kleine Raphael, der zu verstehen giebt, daß es ihm ähnlich sehe; sie steckt es in ihren Busen, und nimmt es wieder hervor endlich sieht sie lang unbeweglich mit starren Blicken in die Höhe.



Zweyter Auftritt

Cschaki, Georg Zrini. Die Vorigen.

Eschaki
(nachdem er mit Georg eine Zeit lang die Uebrigen mitleidig betrachtet hatte). Schweige, Tyranninn unsrer Herzen! schmerz verbreitende Harmonie! Du bist befriedigt! Alle Herzen sind unter dein Joch gebracht. Auf, meine Lieben! Die Häupter auf! Laßt die letzten Augenblicke eures Lebens euer Vaterland nicht verläugnen.

Katharina.
In weniger als einer halben stunde werden wir unsre Kunst zu sterben alle gezeigt haben. Das Feuer greift immer weiter um sich.

Maria.
Der Wind tobt fürchterlich,

Raphael Zrini.
Nur einen Tropfen Wasser, meine Mut ter! Ich sterbe vor Durst. Oder dem armen Benedikt. Er kann nicht mehr reden,

Katharina.
Geduldet euch, meine Kinder! Nur einige Augenblicke noch.

Raphael
Jch will gerne Morgen den ganzen Tag sitzen und lernen.

Katharina
(mit verbissenen Thránen).
Rede nicht von Morgen.

Georg.
Seyd ruhig! Morgen wird euch kein
Durst mehr plagen.

Raphael.
Nun. So will ich ruhig seyn.

Georg.
Auch vom Lernen werdet ihr frey seyn,

Raphael.
Hörst du's, Benedikt? Lustig! Morgen sind wir frey.

Benedikt.
Da wollen wir wieder mit unsern kleinen Flinten auf die schanzen gehn, und durch die schießscharten nach den Türken hinunter feuern.

Raphael.
Es stehn ohnehin itzt viele leer.

Cschaki
(mit einem seufzer).
Nur gar zu viele.

Georg.
Folgen wir unserm schicksale! Das Ruhmvolle unsers Todes soll uns die Bitterkeit desselben versüssen. Wenigen wird das Glück zu Theil, für das Vaterland zu ster ben.

Cschaki.
Und im Feuer! In der Erde stirbt das Vorbild der sclaven, der Wurm unter unsern Fersen; im Wasser vernunftlose Fische, und Niederträchtige, Verzweifelnde; den Tod in freyer Luft hat der Unedle mit dem Edlen gemein; aber im Feuer, im Feuer glänzt der Tod der Helden.

Georg.
Sieh mich an, sophie! Verbirg deine holden Blicke nicht vor mir. Durch unsterblicher Liebe himmlische Flammen wollen wir dieses groben irrdischen Feuers vorübergehendes Gefühl überwältigen. Laß mich, wie sonst, in deinen Augen des Muths hohe Fackel anzünden.

Sophie
(mit blassem verweinten Gesicht, und zerrauften Haaren sich aufrichtend).  so sieh her, ob dies ein Gesicht ist, dir Muth einzuflössen.



Georg.
O, all ihr Engel des Trostes! wo sepd ihr? – sophie! Kannst du ein Leben, das du in strenger freywilliger Zucht gar nicht genossen hast, dessen Werth dir unbekannt seyn muß, so hoch achten?

Sophie.
Ich sterbe, eh’ ich gelebt habe.




Dritter Auftritt.

Alapi, mit andern Hauptleuten und soldaten. Die Vorigen.

Alapi.
Die soldaten wollten die Waffen auf ihren Posten liegen lassen. Er gab es nicht zu.

Georg.
Der soldat muß mit dem schwerdt in der Faust sterben.

Cschaki.
Muth gefaßt. Anstatt, daß wir hier mit blassen Gesichtern umher stehen, wär' es nicht besser, die letzten stunden unsers Lebens uns heitrer, als noch finstrer zu machen? Auf! Eine unsrer alten vaterländischen Melodien soll unsre seelen noch letzen, und wie in einem süssen Traum hinauszaubern aus dieser Welt. (Es wird nur mit zwey Instrumenten eine von den rührenden ungrischen Tanzmelodien gespielt. Einige von den Kindern schlagen mit den sporen zusammen, und machen einige Tanzschritte).

Georg
Sophie! wollen wir nicht Arm in Arm geschlungen, den uns nacheilenden Tod in taumelndem schwindel hinter uns herjagen, bis wir selbst in süsser Trunkenheit ihm in die Hände fallen?

Sophie.
Weg! Laßt die Glücklichen tanzen, nicht uns.

Soldat.
Ist es erlaubt, so möchten einige meiner Kammeraden tanzend sterben?

Cschaki.
Die Gesetze der Kriegszucht sterben mit uns. Tanzt, Brüder! (Einige Paare fanen an zu tanzen, mischen nach und nach Zeichen des schmerzens unter ihre Bewegungen, hören endlich mitten unter dem Tanz auf, und schwenken an ihren Platz zurück).

Katharina.
O, schöne stunden des Lebens.


Marta.
Selige Augenblicke der Vertraulichkeit und Freude! Gastmahle aufrichtiger Treuherzigkeit und Liebe! süsses Beysammenseyn gleichgestimmter seelen.

Cschaki.
O, ihr blauen Gebirge meiner Vater stadt! Ihr anmuthigen Wiesen, auf denen ich das erste Grün sah! Ihr hohen Eichen, Zeugen meiner jugendlichen Hoffnungen, und Wünsche! sinnbilder meiner stolzen Entwürfe!

Georg.
Ehrwürdige Gestalten vergangener Zeiten! Herzerhebende Gedanken des Vaterlandes! Beflügelnde Begeisterungen! süsse Träume von allgemeiner Glückseligkeit! Entflammende Hoffnungen, diese Träume wirklich zu machen.

Katharina.
Heilige und stille Freuden des Ehestansdes! Unaussprechliche Wonne mütterlicher Liebe! (indem sie ihr Kind zu sich aufhebt) Rührende Geschöpfe! Liebste Gespielen meiner einsamen stunden! – Holdseliges Lächeln, vor dem jeder Kummer aus meiner seele verfchwand, und das itzt mich zur Verzweiflung bringt!
(in bittre ausbrechend).

Georg.
O, dieses Leben ist schön! Wehe dem, der vor der Zeit hinweggerafft wird.

Katharina.
Dahin! Alles dahin!

Cschaki.
Auf immer verloren, verschwunden!

Maria,
Nie! nie wieder!

Cschaki.
Ihr dort oben, so ist denn keine Ersbarmung bey euch. – Kommt! Vereinigen wir uns! Rufen wir hinauf, daß die ehernen Thore des Himmels von unserm Geschrey zersprengt werden. Kommt! bittet mit mir. (Man sieht hier ein Gemählde der Verzweiflung in verschiedenen Gestalten. Einigeliegen auf den Knien, oder werfen sich auf die Erde; andere stehen und strecken die Arme gen simmel hinauf; die Mütter hehen ihre Kinder in die söhe, u. s. w.).

Mehrere stimmen.
Erbarmen! Hilfe!

Maria.
Straft die Mutter; oder, was hat euch dieses unschuldige Kind gethan?

Cschaki
(auf seine Gattinn hindeutend).
Seht die treueste Gattinn.

Georg
(auf seine Mutter).
Die beste der Mütter.

Cschaki.
Seht diese Thränen! diese blasse Todesgestalten! diese in staub Niedergebeugte!
(Während dem)




Vierter Auftritt

Niklas Zriri, der gerührt eine Weile mitten unter ihnen steht.

Cschaki.
Seht diese Denkmaale des jammervollsten Elendes; und (indem Zrini von ihm erblickt wird) den, der es am wenigsten verdient, ruhig unter ihnen.

Zrini
(beyseite ).
Du irrest dich. Ich bin Mensch, Gatte und Vater. Das Herz hat auch seine Thränen und bittrere, als die Augen. (Zu den Uebrigen) Auf, meine Kinder! faßt euch; die Natur ist befriedigt. Schenken wir der Ehre und unsrer Pflicht die noch übrigen Augenblicke! – Nicht vom Feind, meine Lieben! vom Feuer werden wir überwältiget. Unser Tod wird niemand Ehre bringen, als uns selbst; wenn anderst der Gewinnst unsierblicher Ehre, Tod zu nennen ist. Könige und Fürsten werden nach Jahrtausenden vergessen seyn, und wir werden noch im Angedenken der Nachwelt fortleben. Leben ohne Ehre, ist Tod; ruhmvoller Tod ist der Anfang eines neuen unvergänglichen Lebens. Das Glück, unser armes Vaterland zu retten, das schönste menschliche Loos ist uns nicht geworden, auch der Tod fürs Vaterland ist ehrenvoll. Ich habe mit Emerich Werböz, mit Niklas Kadowitsch, mit Bartholomäus Horvath, und Andreas Bathori ein heiliges Bündniß geschlossen, für die Wiederherstellung des Vaterlandes Gut und Blut, Leib und Leben zu wagen. Ich habs gethan. Ich hab alles, was Menschenkräfte zulassen, und doch nichts gethan. Das schmerzt mich. – O, meine lieben Ungarn! Laßt uns lieber sterben, als das Unglück unsers Vaterlandes ansehn, ohne helfen zu können! – Aber wollen wir hier in den Flammen, wie Verurtheilte auf einem Holzstoß sterben? Laßt uns sterben, wie wir gelebt haben! Wenn ihr noch, wie bisher, mir folgen wollt, so wollen wir mit dem schwerdt in der Hand unser Leben dem Feind mit unerhörtem Wucher verkaufen, und zum Beyspiel später Jahrhunderte, muthig und froh fürs Vaterland sterben. (Man hört ein beystimmendes allgemeines Gemurmel herauf).

Cfchaki.
Wir folgen euch alle bis mitten in den Rachen des Todes.

Zrini.
(gerührt).
O, daß ich euch auf den Gipfel aller Glückseligkeit hätte führen können! (zu Cschaki, indem er ihn umarmt) Habe Dank, edler junger Mann! für deine Liebe. Du hättest verdient, der stammvater einer Reihe von Helden zu werden. (Zu Alapi eben so) Alapi! Alle unsre Entwürfe zerreißt der Tod. – Istvanfi! du wolltest mit Einer Hand dein Vaterland vertheidigen, und belehren. Grosse Dinge wollen, ist schon groß; doch bitter, sich damit begnügen müssen. – Eure Hand Patatits, Papravovits, Corback! Treffliche Männer! alle eines bessern schicksals werth. (Er durchgeht die Reihen der soldaten, drückt ihnen die hände, umarmt einige) Wackre Krieger! – schöne Narben! – Auch du, und du! – Weint nur, meine Kinder! Geben wir einander noch dies letzte Zeichen gegenseitiger Zuneigung. Ihr waret mir alle lieb; und es mildert meinen schmerz, mich von euch zu trennen, daß ich noch in einem Augenblick, von dem jede Vorstellung verschwindet, mich von euch geliebt sehe. – Für dich, mein sohn! kommt der Tod allzu früh. Ich dachte, du solltest einst deinen Vater übertreffen. (Zu seiner Gattinn) Verbirg den Kleinen vör meinen Augen. All mein Muth möchte vollends in seinem Anblick dahin schmelzen. – Nun, scherenki! bringe mein seidenes Kleid, und den schwarzen Huth mit dem Reigerbusch. (scherenkt geht, ihn zu holen) Nach meinem Hochzeittag ist dies der feyerlichste Tag meines Lebens. (Zur Gräfinn, welche die hände ringt, indem scherenki ihn ankleidet) Alter, bewährter Diener! Ich kann mein Versprechen, dich für deine Treue zu belehnen, nicht halten,

Raphael
(der bey dem Händeringen seiner Mutter herbey lief, und nun um seinen Vater herumgeht).
Wird mir der Vater auch so ein Kleid machen lassen?

Zrini.
Ein schöneres, du kleiner Engel wirst du haben.

Raphael.
Wann, mein Vater?

Zrini.
Vielleicht heute noch. (zu scherenki)
Einen Beutel mit hundert Dukaten.

Raphael.
Gewiß für das Feuerwerk. Kostet es so viel?



Zrini.
Mehr, mein sohn! Es kostet mich das Liebste, was ich auf der Welt habe; Cindem er ihn zu sich aufhebt) Es kostet mich dich, dich! (gievt ihn der Mutter hin) Nimm ihn weg, Mutter! (nachdem er ihn verschiedenemal wieder zurücknimmt und küßt, bey seite) Es ist Zeit, daß ich sterbe. All mein Muth ist dahin. (scherenki bringt ihm den Beutel ) Dem zur Belohnung, der meinen Leib begraben wird. Mine säbel! meinen Liebling werd' ich herauswählen, (scherenki bringt sie) Diesen! dich. Diesen erhielt ich aus Karls des Fünften glorreicher Hand, nachdem ich beynahe noch als Knabe, mitten unter graubärtigen Helden, mit ihnen solimanns Heer von den Mauern Wiens hinweg jagte; mit diesem in der Faust hab' ich mit Thomas Nadasdi, und Emerich Teleki die Türken in die sümpfe von Babotscha gegesprengt; mit diesem den treulosen Cazianer in den staub niedergehauen; immer warst du in den größten Gefahren mein Begleiter und Helfer. Zu allem, was ich habe, hast du mir geholfen. Du verdienst, mein n letzten Ruhm mit mir zu theien. Keine andre Waffen brauch’ ich nicht. (Zieht den säbel aus der scheide, und wirft sie hinweg) Auch du bis zu viel. So leicht, als möglich, um desto leichter sclaverey zu entgehen. (Alle Uebrigem werfen ihre harnische, schilde, und selbst auch die scheiden ihrer schwerdter hinweg) Brav, meine Kinder! machen wir uns leicht den Tod auszutheiien, und zu empfangen. – Itzt die Burgschlüssel, – so lang ich noch diese Hand und dies schwerdt habe, sell keiner euch mir entreissen. – Und nun, auf! Aber das schwerste steht uns noch bevor; der Abschied von unsern Weibern. Bey ihnen haben wir nach unsern blutigen Beschwerden immer Erholung, Pflege, und Erquickung gefunden. Ihr habt das größte Recht auf unfern Dank.... Kommt noch einmal in unsre Arme. ( Die srauen stürzen ihren Gatten simlos in die Arme) Weib! Georg! Raphael! kommt; laßt mich noch einmal die Freuden des Gatten und Vaters empfinden. (Er umfaßt sie; man hört weinen, schluchzen).

Sophie
(streckt die Arme nach Gesrg aus, der auf sie zusürzt).

Georg
(in der lbhaftesten Bewegung),
Sophie!

Sophie.
Elende! was wird aus uns werden?

Eschaki.
Es wird euch gut gehen.
Die Türken sind nur unsre, nicht eure Feinde.

Sophie,
Wie, sclavinnen? Georg! tödte mich lieber.

Katharina.
Ich bin Niklas Zrinis Weib, and brauche keinen Retter.

Georg.
Du sclavinn? Eigenthum eines andern? – Wollen wir ihnen diese grausame Wohlthat erweisen? ihnen und uns?

Maria.
Und ihr könntet ihre Mörder seyn? Lieber laßt sie ihrem schwur, mit euch zu sterben, getreu bleiben? – Kommt! wir wollen zeigen, daß verschiedenes Geschlecht sinn und Herz nicht verschieden macht. Wir können mit Ehre sterben, wie ihr. Die Waffen sind für uns! (sie ergreifen von den waffen, die von den andern weggeworfen waren) Und dies seyen unsre schilde. (Ihr Kind in die söhe, und vor sich hinhaltend ) Diese müssen wir zuerst vor sclaverey sicher stellen. So! Und itzt zieht mitten unter ausgehungerte Wölfe, oder, in die scharfen schwerdter der Türken, wir ziehen mit euch. (zu den Weibern) Ich will euch anführen. 

Zrini.
Ganze Generazionen von Helden gehen mit euch verloren. Du nicht, meine Liebe?

Katharina.
Nein; und dennoch soll meine freye Hand nie eine Fessel berühren. Tausend Türken, und mehr, wenn ich kann, werd' ich hieher, und auf die Höhe des Pulverthurms locken, und in einem Augenblick soll ihnen eine Fackel den Tod, und mir Und unsern Kleinen die Freyheit geben.

Zrini.
Hohe Frangipani! die Geister der edelften Römerinnen wohnen in deiner grossen seele. GUmarmt sie noch einmal) Auf, hinweg von hier! gehen wir auf beyden seiten nach dem Thor. (Man trägt eine Fahne, die auf der einen seite das ungrische, auf der andern das kaiserl. Pappen hat, voraus. Sierauf Zrini mit blossem säbel; eben so folgen die andern, zuletzt die Weiber. Zu, gleich ein Marsch).




Fünfter Auftritt,

Katharina. Raphael

Katharina
( zündet eine sackel an, und führt ihren sohn mit sich die Thurmtrep pen hinauf). Das Thor öffnet sich schon!

Raphael.
Seht, Mutter! die Brücke ist voll von Türken.

Gräfinn.
Deinen Vater siehst du nicht?

Raphael.
Sie hauen auf ihn, er wehrt sich noch auf den Knien,

Gräfinn.
Sieh nicht mehr hin! (drückt ihn auf ihr Gesicht)





Sehser Auftritt.

Eine Menge Türken kommen auf den schauplatz.

Katharina
(ruft von dem Thurm herab).
Hieher! wer mir eine gute Gefangenschaft verspricht, den führ' ich mit dieser Fackel hier zu dem unterirdischen schatz. –  Wie? so viele? – seyd ihr so geldgierig! so kommt! Kommt nur! – selige Geister der Freyheit nehmt mich auf! (sie läßt die sackel fallen. Man sieht eine starke slamme, und hört, indem der Vorhang fällt, einen heftigen Knall, zum Zeichen, daß der Pulverthurm gesprengt sey).  

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Excerpts from reports about events near Sisak in 1593

Source:  Spomenici hrvatske Krajine: Od godine 1479 do 1610, Volume 1, edited by Radoslav Lopašić https://books.google.ca/books?id=tHLvuERLU...