Zrinyi: Nicolaus Graf Z.,
Source: deutsche biographie
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kaiserlicher Feldoberst, geboren im J. 1518
als dritter Sohn des Grafen Nicolaus Z. und der Gräfin Johanna v. Corbavien,
zeichnete sich schon 1529 als elfjähriger Knabe bei der Belagerung von Wien
durch Unerschrockenheit derart aus, daß ihn Kaiser Karl V. mit einem Streitroß
und einer goldenen Ehrenkette beschenkte.
In dem Feldzuge des Jahres 1537
befand sich Z. an der Seite seines älteren Bruders Johann, der einen Theil der
ungarischen Reiterei commandirte und entkam mit ihm der verhängnisvollen,
hauptsächlich durch den Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen Katzianer
herbeigefühlten Niederlage von Gorjan. Von König Ferdinand vor ein
Kriegsgericht gefordert, entzog sich Katzianer der Untersuchung durch die
Flucht und begab sich auf das Schloß Kostanicza der beiden Brüder Z. Seine Versuche
diese zu bewegen mit ihm zu den Türken überzutreten scheiterten an ihrer
Festigkeit und als K. endlich drohte die Burg den Türken auszuliefern, wurde er
am 27. October 1539 von dem Grafen Nic. Z., der an diesem Tage unter dem
Vorwande weiterer Verhandlungen in dem Schlosse angekommen war ermordet.
Während der Belagerung von Pest durch das kaiserliche Heer unter dem
Oberbefehle des Kurfürsten Joachim von Brandenburg. 26. Sept. bis 5. Oct. 1542,
war eine glänzende Attaque croatischer Reiter unter dem Commando Zrinyi's auf
türkische Ausfallstruppen die einzige hervorragende Waffenthat dieser ganzen
derunglückten Unternehmung. Im folgenden Jahre gelang es Z., seit 1542 Banus
von Croatien. durch das Gefecht bei Somlyó, südl. Stuhlweißenburg, den
Verwüstungen der "Renner und Brenner" in der Gegend um den Plattensee
Einhalt zu thun und im J. 1544 deckte er mit großem Erfolg den Rückzug nach dem
unglücklichen Gefechte bei Szelnicz. Seit 1556 gewann die kleine, von
dem|Flüßchen Almas umflossene Festung Szigeth für Z., der katholisch erzogen,
später zum evang. Glauben übergetreten war, besonderes Interesse und an diese
Festung sollte sich auch für immerwährende Zeiten die ruhmvollste That seines
Lebens knüpfen. Szigeth, seit 11. Juni 1556 von den Türken belagert, von
Horvath-Stancfics vertheidigt, war bereits dem Falle nahe, als Palatin Nádasdy
und Banus Z. mit einem aus Ungarn, Croaten, Steirern und Oesterreichern
bestehenden Heere vor Nabocsa erschienen und den Platz hart bedrägten, um die
Türken von Szigeth abzuziehen. Tatsächlich eilte auch das Belagerungscorps dem
bedrohten Babocsa zu Hülfe, wurde jedoch am 22. Juli in der Nähe des festen
Platzes geschlagen und zum Rückzug gezwungen. Als es dann nach Szigeth
zurückkehrte, waren die Mauern der Feste ausgebessert, die Belagerungswerke
aber zerstört, und ein glücklicher Ausfall der Besatzung veranlaßte den
gänzlichen Abzug der Türken. Nach dem Tode Horvath-Stancsics', 1561, wurde Z.,
der im J. 1557 nach Niederlegung der Würde eines Banus zum Tavernicus ernannt
worden war, Commandant der Festung Szigeth und dann Oberbefehlshaber der
königlichen Truppen am rechten Donauufer. Als nach dem Tode König Ferdinand I.,
25. Juli 1564, sein Nachfolger Maximilian II. bemüht war die Waffenruhe mit der
Pforte im Sinne des Friedens von 1562 zu erhalten, war es Hauptsächlich Z., der
sich für den Krieg erklärte und gegen die Weiterleistung des schimpflichen
Tributes. Die Bemühungen Kaiser Maximilians waren denn auch vergebens und schon
am 1. Mai 1566 brach Sultan Soliman zu seiner sechsten und letzten ungarischen
Heerfahrt auf, die eine weltgeschichtliche Bedeutung erlangt hat durch die in
Lied und Wort gefeierte Vertheidigung von Szigeth durch Z. Sultan Soliman's
ursprünglicher Plan war, die Donau bei Peterwardein zu überschreiten und gegen
Erlau anzurücken. Als er jedoch hörte, daß Z. bei Szitlós den Sandschak Mohamed
von Tirhala überfallen, nebst seinem Sohne getödtet und das ganze Heergeräth
sammt 17 000 Ducaten erbeutet habe, änderte er den Plan und zog gegen Szigeth,
um Z. zu züchtigen. Am 1. August stand das Heer, 90 000 Mann mit 300 Geschützen
vor Szigeth. am 5. kam der Sultan selbst dort an. "Die Festung bestand aus
drei Theilen, der neuen und alten Stadt, die, durch tiefe Gräben geschieden,
durch Brücken mit einander verbunden waren und der inneren, von dreifachen
Wassergräben umgebenen Burg. Sie hatte keine mächtigen Steinmauern, sondern nur
aus Erde und Holz errichtete Wälle; selbst die fünf Basteien der inneren Burg
waren aus demselben Material und nur der innerste Thurm, in dem auch das Pulver
aufbewahrt wurde, war aus Stein gebaut. Ihre Stärke bildeten die Sümpfe des
Almásflusses, die sie umringten und ihr zugleich den Namen Szigeth
"Insel" gaben". Die Besatzung bestand aus 2500 Ungarn und
Croaten; zwei Fahnen deutscher Landsknechte, zur Unterstützung nach Szigeth
gesandt, langten dort zu spät an und konnten nicht mehr aufgenommen werden. Z.
verfügte über 69 Geschütze, auch Munition und Mundvorrath war genügend
vorhanden. Beim Anrücken der Türken versammelte Z. seine Krieger und schwor
"Gott dem Allmächtigen zuforderst, dann der Römisch Kaiserlichen Majestät,
als meiner höchsten Oberkeit und diesem verheerten Lande, dann auch euch
redlichen Männern und Kriegsleuten, wie ihr hier versammelt seid, als was mir
Gott der Vater, Sohn und heiliger Geist, die heilige Dreifaltigkeit und einiger
Gott helfen solle: Daß ich euch zu keiner Zeit verlassen sondern bei euch
sterben und genesen und alles Gute und Böse, so zufallen möchte, neben euch
leiden und gedulden will!" Einen ähnlichen Eid nahm er seinen Kriegern ab.
Am 7. August begann der Angriff auf die Neustadt, die Z. nach zweitägiger
Beschießung, da sie nicht mehr zu halten war, sammt den Brücken in Brand
stecken ließ und sich in die Altstadt zurückzog. Sogleich schritten die Türken zur
Ausfüllung der Gräben und griffen die Altstadt von drei|Seiten an. Am 19.
August war sie, trotz aller Gegenanstrengungen der Belagerten erstürmt und die
Besatzung in die innere Burg gedrängt. Den glänzenden Versprechungen Soliman's
widerstand Z. ebenso standhaft wie den Drohungen, seinen von den türkischen
Vorposten gefangenen Sohn getödtet zu sehen. Am 26. August wurde der erste
Sturm auf die Burg glänzend zurückgeschlagen, wobei der Statthalter von
Aegypten und der Oberbefehlshaber der Artillerie fielen und die Belagerten 2
Fahnen eroberten; am 29. wurde im Angesichte des schwerkranken Sultans der
zweite Sturm zurückgewiesen. Am 5. September flog eine am 2. gelegte Mine auf,
die einen Theil der äußeren Mauern der Burg zertrümmerte; zwar wurden die anstürmenden
Türken abermals zurückgetrieben, aber das Feuer, von einem heftigen Winde
genährt konnte nicht mehr gelöscht werden und nöthigte Z. die Burg preiszugeben
und sich mit den übrig gebliebenen 500 Waffengefährten in den festen innern
Thurm zu werfen. In der Nacht vom 5. auf den 6. September starb Solimann II.
der "Prächtige", einer der Gewaltigsten, die je auf türkischem Throne
geherrscht; "sein Wunsch sich mit dem Sohne Ferdinands I. in offener
Feldschlacht zu messen, ging nimmer in Erfüllung, eine Festung und ein Mann in
des Wortes vollster Bedeutung hemmten seinen Weg". Am 7. September wurde
der Thurm Szigeths von Sonnenaufgang bis in die Nacht hinein unausgesetzt
beschossen, am 8. stand er in Flammen. Als die Türken zum letzten Sturm sich
anschickten, zog Z. den Dolman an und hing sich die Mente um, mit denen er am
Tage seiner Vermählung bekleidet gewesen, steckte den mit Diamanten verzierten
Reiherbusch auf seinen Kalpag, umgürtete sich mit dem Säbel seines Vaters, nahm
die Schlüssel der Festung und 100 ungarische Ducaten zu sich "damit
derjenige, der seinen Leichnam plündern werde, nicht sagen könne, daß er nichts
gefunden habe", trat dann unter seine im Hofe aufgestellten treuen
Kampfgenossen und ermahnte sie mit feurigen Worten, in den Tod zu gehen. Schon
stürmt der Feind heran, da öffnet sich das Thor, eine große mit Kugeln und
Eisenstücken geladene Kanone schleudert Verderben in dessen dichte Reihen; Z.
stürzt mit gezücktem Säbel hinaus auf die Brücke und die andern drängen ihm
nach, tödtliche Streiche führend. Der Kampf war kurz; Z. sank, am Kopfe und in
der Brust verwundet, nieder, neben ihm fielen bis auf wenige, die lebend
übermannt wurden, die übrigen dem Tode Geweihten edler und gemeiner Abkunft,
aber alle geadelt durch den Tod fürs Vaterland. Z. wurde sterbend vor den
Janitscharen-Aga gebracht, auf dessen Befehl auf die Kanone Katzianer's gelegt
und enthauptet." Der Kopf Zrinyi's wurde an den Grafen von Preßburg Eckard
Salm gesandt mit folgendem Schreiben: "Empfange als Zeichen meiner Gunst das
Haupt eures verwegensten Heerführers, den ihr künftig schwer vermissen werdet;
den Rumpf habe ich begraben, denn es wäre Schmach und Schande, wenn der
Leichnam eines so tapferen Mannes auf dem Felde den Vögeln des Himmels zur
Speise läge." Vor solcher Pflichttreue, sagt Krones, solchem Todesmuthe,
den auch der Türke in der Behandlung der sterblichen Reste Zrinyi's an den Tag
legte, schwindet die Erinnerung an die Ermordung Katzianer's von Zrinyi's Hand,
an das Unruhige, Habgierige im Wesen dieses croatisch-ungarischen Standherrn.
Ein solcher Tod adelt das ganze Leben im Andenken der Nachwelt.
Literatur
Die Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. — Feßler-Klein, Geschichte von
Ungarn. Leipzig 1874. — Schweigerd, Oesterreichs Helden und Heerführer. Leipzig
und Grimma 1852. — Krones, Handbuch der Geschichte Oesterreichs. Berlin 1878. —
Széchy, Graf Zrinyi Miktós. Budapest 1896. — Stier, Ehrengedächtniß des Grafen
Niclas Zrinyi von Szigeth. Colberg 1866. — Reilly, Skizzirte Biographien der
berühmtesten Feldherrn Oesterreichs. Wien 1808.
Autor/in
Criste.
Empfohlene Zitierweise
Criste, Oscar, "Zrinyi, Nicolaus Graf
/ADB" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 441-443
[Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118808591.html#adbcontent
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