Hiſtori von Eroberung der anſehlichen Veſten Sigeth,
welche der Türkiſch Kaiſer Solimanus
im Jar 1566 den 7. Septembris eingenomen.
Source: Book
Erſtlich eon einem anſehlichen des Herrn
Graven von Serin ſeligen diener in Crabatiſcher Sprach beſchriben, und den, ſo
auch mit und bei geweſen, in Lateiniſch, jetzt aber dem gmainen man undſunſt
menigklich zu gefallen in Teutſch transferiert.
Gedruckt zu Wienn in Oſterreich durch
Caſpar Stainhofer in S. Anna Hof.
– Anno M.D.LXVIII.
Vorbemerkung. Der nachfolgende Text iſt
ſprachlich durchaus genau wiedergegeben. Dagegen glaubte ich in der Schreibung
die großartige Inconſequenz der Urſchrift nicht peinlich beibehalten zu
müſſen, ſondern habe öfter in unweſentlichen Dingen zur Erleichterung des
Leſers gleich die neuere Schreibart angewendet. Hierher gehört u. a. und, imen,
komen, Türk für rnnd oder vnd, jnen, khumen, Türckh.
Mit was dürſtigkait[1]
und grauſamkeit der erſchreck liche feind, der Türk, gegen der armen
Chriſtenhait wüten und toben thuet, mit was unerſettlichen grim men und
begierde zu herſchen, auch unaufhörlichen haß er dieſelbig verfolge und
ängſtige – acht' ich ſei kainer, der es auß denen groſſen thaten die er
vollbracht nicht wiſſe. Diſes kan uns ain' merkliche anzaigung ſein die
eroberung der Veſten Sigeth, welliche von natur und angelegten werk ſchier
ungewindlich geſchätzt, denn ſie allenthalben mit gemoß[2]
umbgeben und gleich eingeſenkt an dem end der Windiſchen gränitzen[3]
ligt, die der Türkiſch Kaiſer Solimanus nicht vor lengſt mit groſſen Volk
belegert und geengſtiget, letzlich auch doch nit on groſſen ſeinen verluſt
einge nummen und in ſeinen gewalt bracht. Wie auß dieſer Hiſtori klärlich zu
vernemen iſt.
Im Jar 1566 iſt Graf Niclas Von Serin aines
hohen und anſehlichen geſchlechts und berümbten Namens von diſem erſtlich
durch ain kundſchaffer, wellicher den 15. Junij zu im kumen, erindert worden,
der ime bei der warhait anzeiget, daß er des Türkiſchen Kaiſers Heer nahend
bei Sarbeg geſehen hab, welches ſich auf zwo meil wegs in die leng nach
einander gezogen und außgebreitet, hab auch dem Zug alſo von ferren
nachgevolgt. Es ſei aber das geſchrei, daß er diſen zug aintweder auf Sigeth
oder Erla fürgenumen habe, und derhalben ain Brucken über die Donau bei
Petter Wardein ſchlagen laſſen. Bald hernach kumbt ein ander kundſchafter von
Fünfkirchen, bringt ein ſchreiben, daß der Kaiſer gewiß im anzug ſei, man wiß
nicht wohin, oder auf welliche Veſten. Denn volgt bald der dritt von Eſſeck
(iſt ain Stätl an der Traa), es ſei ſchon ein Beg oder Haubtman dort ankumen,
als ain Vorlaufer, daß er uber die Trag[4]
uberfaren ſolle, dahin ſei auch der Caram Beg auß Boſſen[5]
(iſt ain Obriſter desſelben ganzen Kraiß) ankumen, und in Windiſchland oder
Sclavonien auf der andern ſeiten der Traa undterhalb Moßlau[6]
ſich niedergelaſſen; wohin er aber ziehen ſolle wiſſe er nicht. Nach dem kumbt
auch der vierdte kuntſchafter, zaigt än er ſei nahent bei Eſſeck geweſen, hab
geſehen daß man vil Schiff bei der Porten oder zuelendt Otto[7]
genant, dem Waſſer aufwerts auf Soklioſch[8]
zuegeführt; hab auch gehört, daß der Beg, wellichen der Türkiſch Kaiſer voran
geſchickt, des vorhabens ſei uber die Traa zu ſchiffen und bei Soklioſch ain
weil zu verharren. Er wiſſe auch wol, daß er da mehrers Volks werde erwarten,
wohin er aber alsdann außwolte wiſſe niemands. Letzlich kumt ain andere
kundſchaft, auß der Türken Leger, zaigte für gewiß an, daß der ganz haufen
bei der Porten Otto obgenant zu Schiff uberfare, und die Türken die uber wären
ſtracks auf Ofen zuziehen, und dieſelbig nacht bei Soklioſch bleiben ſolten.
Wie ſolliches der Graf den 17. Junij
erfaren, daß ſich die Türken ſtracks uber die Traa herein begeben und bei
nacht unter dem Schloß Soklioſch allenthalben im Feldt herumb lagen, hat er
ſich bald bedacht und 1000 Fueßknecht mit 500 Huſſariſchen Pferden dahin
geſchickt, ir hail da zuverſuchen. Mit denen hat er Caſparn Alapi, Nicolaum
Kobatz, Peter Batſchatitz und Wolfgangen Praprutowitſch, ſambt der Fueßknechten
Haubtleuten die ſie Weida nennen[9],
voran geſchickt mit bevelh, daß ſie das glück verſuchen ſolten, ſo ſie etliche
Türken funden, die angreifen, vnd mit inen ſchluegen; ſo ſie aber die nit
anträfen, daß ſie Soklioſch überfielen, außbrenneten und alles darin
verhereten. Wie nun die unſern nahent zum Schloß kummen, ſchicken ſie 200 zu
fueß und 100 Pferdt voran zum Schloß, denen iſt allein bevolhen worden, wann
die Türken daſelbſt im Feld und in der ebne nit zu roß weren, daß ſie es den
andern von ſtunden anzaigten, auch ſich ſunſt aller gelegenheit umbſehen vnd
erkündigten. Wie ſie nun hinder Soklioſch kummen, treffen ſie ſtracks an das
Türkiſch Leger, da der Mehmet Beg, Haubtmann oder Landtpfleger von Thearch
ſich nider gelaſſen hette; welchen der Türkiſch Kaiſer kurz zuvor an ſeinn Hof
erfordert und mit den gülden Apfel Theari Sanſakh genant nahent bei
Conſtantinopel begabt hatte. Dieſer Apfel iſt ein ſundere anzaigung einer
mehrern gnad, ſo der Kaiſer gegen ainem dergleichen Haubtman tregt, damit er im
auch die Haubtmanſchaft oder den gewalt uber ein Kriegsvolk ubergibt; wird
derwegen an den Fahnen gehenkt. Dem iſt nun bevolhen geweſen, daß er alſo vor
dem andern haufen anziehen und uber die Traa ſchiffen, alsdann in dem Kraiß bei
Fünfkirchen ſtill ligen ſolte, da der ganz hau fen zuſammen kummen und als
dann uberfarn möchte. Es iſt im auch bevolhen worden, von dannen nicht zu
rucken, biß er derwegen vom Kaiſer bevelch empfange. Als die unſern nun iren
anſchlag gemacht, haben ſie die Türken an einem morgen frue gähling
uberfallen, in ſie gehawen, zertrent, irer ein groſſen tail erlegt, deren viel
in dz gemöß und nechſtes geſtreuß nackendt und allein in IIembdern entflohen
ſein. Darundter iſt der Beg ſelbſt hart verwundt entwiſcht und im ſelben gemöß
umbkumen, ſeinn Sun aber und noch drei Türken haben die unſern lebendig
gefangen und darvon bracht, haben alſo die unſern eine groſſen vorrath von Gold
und Silber, Zelten und Roß ſambt anderer gueten Peut zuwegen bracht, und ſein
wol zu mueth mit guCten gewin alle wider auf Sigeth zugezogen, haben mit inen bracht
8 Cameln, 60 Samroß[10],
50 Eſel alle mit Geld und ſchönen Türkiſchen Wahren geladen, darzu 6 Wägen,
darauf ſie allerlei Raub was ſie bekommen gelegt haben. Alſo feind auch die vom
Adel ſo in Sigeth geweſt in ſchönen güldin ſtücken und Mardern röcken, die
ſie von dem Türken erlanget, mit groſſen freuden heimkumen, haben auch dem
Feind zwen groſſe rote Fahnen abgedrungen, an deren ſpitz iſt an ſtat des eiſen
ain ſilbrener ſpitz und ubergult ainer hand brait angemacht geweſen. Weiter auf
den ſpieß, darauf der Fahnen angeheft wirdt, iſt ain geferbter Roßſchwanz,
ſambt ainer ſilberen Kugl wie ain Apfel geſtalt, den man Schanſukh nennet,
gehangen. Dergleichen ſieg oder peut haben die unſern von den Feindt in langer
zeit nit gehabt.
Den andern Tag Julij iſt Muſtafa auß
Boſſen, der Waſcha Sokolovitſch, ſambt allen Boßniern, und dem Waſcha Carambey
auf Barotto zu uber die Traa geſchifft und bei Soklioſch hinder der Hardanay
ſich gelegert. Den 7. Julij kumbt ein Kundtſchafter von Kriechiſch Weiſſenburg[11],
zaigt an der Kaiſer ſei dort ankumen, laß die Schiff an der Traa uber ſich
füren, wölle am ſelben ort nahent bei Soklioſch ain Schiffbrucken uber die
Traa ſchlahen und auf Sigeth zuziehen, laß auch die Brucken, die er uber die
Donau gemacht, wider von ainanderthuen. So kumen auch ſchreiben von
Fünfkirchen, darinnen der Naſuf Aga (iſt ain Haubtman uber etlich wenig
Fueßvolk) dem Grafen zu wiſſen thuet: es ſei ain Zauſch[12],
den man zu aufmanung des Kriegsvolks außſchickt, der bei dem Haubtman als ain
Zueſeher bleiben und zu zeiten ſein Stat verweſen mueß, ankumen, und [habe dem
Hamſabeg in namen ſeines Kaiſers bevolhen, daß er von Stund an zu der Traa
ziehen und die brucken darüber ſchlagen ſolle; ſo er das mit thue, ſo ſolle er
vor ſeinem hauß geſpiſt werden. Hab auch bevolen, daß in Dörfern und ſunſt
allenthalben ain bluetiger ſpieß herumb getragen werde. Alſo hat er nicht weit
von Barotto die Brucken zuſchlahen angehebt, die er dann vorhin lengſt darzue
zuerichten hette laſſen.
Aber das Waſſer kam in der nacht ſo ſtark
und groß, daß es alles zerriſſen und wegkgeführet, und er alſo da kain Brucken
nit ſchlahen mügen. Von dannen iſt er weiter hinab an der Traa zogen und [hat]
das werk wider angefangen; was er aber in zweien tagen gemacht, das hat im das
waſſer in ainer nacht wider zerriſſen. Von dannen iſt er noch weiter nahent bei
Eſſeck geruckt und da auch verſucht, aber es war umbſunſt, und kundte des
groſſen waſſers halben nichts außrichten. Derhalben hat er den Zauſchen wider
zum Türkiſchen Kaiſer abgefertigt und im anzaigen laſſen, daß er vor gröſſe
des waſſers kein Brucken ſchlahen mochte; er hab keinen fleiß oder müh bißher
gleichwol nie geſpart.
Wie der Kaiſer diſe ſeine Botſchaft
vernimbt, ſchickt er den Zauſchen wider hin mit aim Türkiſchen faciletl[13],
an welchem auſſen herumb am ort ſein namen Sultan Soliman mit gulden Buchſtaben
geſchrieben war, damit be felhend, er ſol die Brucken uber die Traa machen wo
und wie er kündte; ſo die nit fertig wenn er ankumen werde, ſo wolle er in an
der ain Seiten der Brucken mit dem Faciletl oder Tuech ſtrangulieren und
aufhenken laſſen. Wie ſolches der Hamſa Beg vernimbt, hat er in derſelben
ſtundt zu der Traa unter Eſſeck ſtracks zugeeilet, und alle Schiffholz und
vorrath, ſo darzu von nöten, dahin führen laſſen, und das werk mit groſſen
ernſt angefangen. Damit daſſelbig deſto beſſer von ſtat gienge, hat er all die
undterthanen, die dem Türken daſelbſt Tribut geben oder ſich ſelbſt willig
untergeben und gehuldiget haben, auch ſunft jederman – niemandt außgenommen, ja
auch die Edlen und die Ambt- und Bevelchsleut, Spähia genant[14]
– zu der Arbeit angeſchafft und angetrieben; daran hat auch er Hamſa Beg nie
gefeiret, weder tag noch nacht rue gehabt, biß er die Brucken gefertigt; die
hat er uber felder, gemöß und ſümpf bei einer meil wegs brait geführt und
ſolches alles in zehen tagen vollbracht. Das Faciletl aber oder das tuch,
welches dem Hamſa Beg wie gemeldt von ſein Kaiſer zugeſchickt worden, das hat
der Naſuf Aga – ſo an des Hamſa Beg ſtat, wie er abweſig war, zu Fünfkirchen
blieben – dem Grafen von Serin heimblich zugeſchickt.
Den 20. Julij iſt der auß Boſſen und Caram
Bey Baſſa von Soklioſch verruckt auf Fünfkirchen zu, von dannen dem Baſcha von
Ofen zu hülf gen Stuelweiſfenburg zogen. Mit inen iſt auch der Hamſa Beg ſambt
allen Spähien oder Edlen von Fünfkirchen auß, darumb dann alle Inwoner traurig
waren, zogen. Diſen tag hat auch der Begler Beg auß Anatolia, welcher Obriſter
in Aſia und gegen Orient iſt, zum erſten uber die gemeldte Brucken geſetzt, dem
als dann der Akhay Baſcha mit einm ſondern Haufen und der Uru meli Begler Beg
(das iſt der Obriſt Feldthauptman und obriſter uber die Landt, ſo uber das
Griechiſch Meer gegen uns her ſtehn) nachgevolgt, haben ſich in die ebne bei
Muhatſch[15]
nidergelaſſen, und dem Türkiſchen Kaiſer ſeine Zelten aufgeſchlagen. Nach dem
iſt der Kaiſer Soliman ſelbſt uber die Traa auch uberkomen, ſein Leger da
geſchlagen, und rath gehalten, wie die ſach anzugreifen, alſo etlich tag, biß
der ganz haufen ubergefürt, gar frölich alda verharret. Den erſten tag Auguſti
hat er ſich auß demſelben Feld Muhatſch erhebt und auf Sigeth zuezogen, den
dritten tag nit weit hinder Soklioſch ankumen, daſelbſt er den Oroslam [16]
Baſcha von Ofen köpfen laſſen, den 4. gen Fünfkirchen, den 5. gen S. Lorenz,
nit weit von Sigeth, da er denn ſein Leger geſchlagen.
Mitler zeit hat der Graf ſeine Leut vom Adl
und ſunſt zu Roß und zu Fueß zuſammen berufen, alle ding in Ordnung bracht und
zugericht. Wie er nun eigent lich erfarn, daß der Türkiſch Kaiſer Sigeth wölle
belegern, und geſehen ſeinen groſſen haufen an und zueziehen, hat er alle
Haubtleut Weida, die vom Adel, zu Roß und zu Fueß, ſambt den Burgern und
Inwonern, die dißmal verhanden waren, in das Schloß berueft, und wie ſie hinein
kumen, das Statthor ſperren laſſen. Als ſie nun alle zuſammen kumen, iſt er
mitten undter inen herfür treten, im Hof des klainen Schloß, und die
ungfehrlich auf nachvolgende mainung angeredt:
Meine Brüder, die ir in der Kaiſerl.
Majeſtät unfers allergenedigſten Herren dienflenſteit, ir redlichen und
ritterlichen Kriegsleut! wir ſehen jetzt alle miteinander, daß der Türkiſch
Kaiſer uns uberzogen und uber dem halß iſt; ſo erfordert die notturft, daß wir
uns dahin ſtaffieren und zurichten, damit wir des feindls des Chriſtlichen
Glaubens und Namens mit unerſchrocknem herzen erwarten, welcher auß groſſer
hoffart und ver wegenheit, in dem er ſich auf ſein macht und groſſen haufen des
unglaubigen volks verleſt, wider uns ſein ſchwert außzogen hat. Wir ſetzen aber
unſer hoffnung und hülf in Gott den Almechtigen, der uns gar leichtlich
erhalten und ſie entgegen liederlich ſtürzen und verderben mag. Der halben
wöllen wir ſeiner ankunft getröſ erwarten. Es ſollen uns auch ſein groſſe macht
und eile des volks nicht erſchrecken; denn wir zweifeln nit, der Almechtig Gott
werde uns, ſo wir in mit rechten ernſt anrufen, ſein hülfgenedigk lich
beweiſen, und uns bei/lehn.
Wir müſſen uns aber ſonderlich befleiſſen,
daß wir einhellig und treu gegen einander ſein, daß kein neid, zorn oder
unainigkeit zwiſchen uns raum habe, daß keiner wider den andern ſlrebe, ſonder
uns dahin begeben, daß alles erbar zugehe, wir mit groſſerfreundlichkeit und
einigkeit bei einander feſt halten, als lang es Gott dem Allmechtigen gefallen
wird. Derwegen hab ichs nicht umbſumſt bedacht, ſonder es iſt hoch von nöten,
daß wir getreulich zuſamen ſchweren, wöllen alſo erſtlich Gott einen eidt thun,
dann auch unſer höchſten Oberkait und diſen armen verderbten Landt, darbei
treulich und ſtandhaftigklich zu bleiben. Ich will zum erſten /chweren, das
ſolt ir mir nach thuen, damit kainer den andern mißzutrauen urſach habe. So
hört alſo meinen aid:
Ich Niclas Graf zn Serin ſchwer und gelob'
Golt dem Almechtigen zuforderſt, dann der Röm. Kaiſerl. Majeſtät etc. als meiner
höchſten Oberkeit und diſem verheerten Landt, dann auch Euch redlichen Männern
und Kriegsleuten, wie ir hie verſamlet ſeidt, als war mir Golt der Vater Sun
und heiliger Geiſt – die heilige Trifaltigkeit und Ainiger Gott helfen ſolle:
daß ich euch zu keiner zeit verlaſſen, ſonder bei euch ſterben und geneſen, und
alles böß oder guls, ſo zufallen möchle, neben euch leiden und gedulden wil.
Alſo iſt auch billich, daß ir gleichen aid
thut, zuren finger aufrecht, und Gott zu zeugen eurer rerheiſſung nemet; ſol
als dann ein jeder undler euch ſeinem Hauhlman in der porten ſeinen aid ihuen,
da wir dann fleiſſig aufmerken wollen, daß jeder dem vorleſer mit lauter ſlim
und zweien aufgerechten fingern nachſage. Den aber, ſo ſich deſſen wegern
würde, wöllen wir in harte ſtraf darumb nemen, dann derſelbig wirt biß auf die
letzt bei uns mit verharren wöllen, iſt auch mit für einn rechten menſchen
oder freundt ſonder für ein Werreler zuhalten, den wöllen wir auch von ſundan
derwegen annemen laſſen. Darauf ſei nun diß ewer eid:
Wir alle Burger, Reuter und Knecht, von der
Kaiſ Maj. unſerm allergenedigiſten Herrn beſoldet und beſtellt, geloben und
ſchweren erſtlich dem Almechtigen Gott, unſerer Chriſtlichen Obrigkeit, diſem
Landt, und diſem unſern 0hriſten dem Herrn Graven Miclaßn zu Serin, und zuſagen
gewiß, daß wir als die getreuen und gehorſamen ime alle ſchuldigepflicht und
gehorſam leiſten, mit im leben und ſterben wüllen.
Vernembt auch weiler, was ich euch zu
wiſſen ihun will: ob ich milller zeit mit lod abgieng öder umbkeme, ſo ſtelle
ich euch hiemit an mein ſtat diſen meinen freunt Caſparn Alapi, und gebiete
euch, daß ir im gehorſam ſeit, in alle ehr beweiſſet, ſo wol als mir ſelbſt,
und was er euch befelhen wirdt, ſolches mit ganzen treuen verrichtet.
Merkt auch dieſe Artikel: (1) So einer von
den Reutern oder Fußknechlen ſeinem Ilaublman oder Berelchsman mit gehorſam
ſein, wider in ſetzen und in mit bloſſer wehr angreifen wolle, der ſol rom
leben zum tod gebracht werden.
(2) So einer ein Türkiſches ſchreiben anneme
oder leſe, ſol rom ſlund an niedergehauen werden. Der aber ein ſchreiben an
einem pfeil herein geſchoſen oder ſunft gelegt findet, befill ich daß derſelb
ron ſtund an ſeinem Ilaublman zaige, und der Haubtman es ſtracks verbrenne.
(3) Und nach dem man die ſtändt und plätz,
wo ein jeder bleiben und wacht halten ſolle, außtheilen wirdt: ſo einer auß
denen vom Adl oder andern ſei wer er wöll begriffen wirt, der auſſer ſeines
Hauptmans oder Weida uiſſen und erlaubnuß von ſeiner ſtelle weichen oder weg gehen
würdet, der ſolle ohn alles ferrer rechten ſtracks eruürgel und ſlranguliert
werden. Welcher ein Weib oder Muller hat, dem mögen ſie Speiß und Trank und
andere nolturft auf ſeinn ort zutragen, er ſoll aber an ſeiner Stell
unterandert und ſtant bleiben. Der aber weder Muller noch Weib da hat, dem wird
man auß meiner Kuchel zueſſen geben, und ſoll im ſolches durch ſeinen Ilauplman
zu gelegnen und gewiſſen ſtunden geraicht werden. Denen ſo keinen Wein haben,
wird man jedem ainen lag ein ſeill (das iſt der vierd lail einer Wienner maß)
fumht dem Brodl, Salz und Eſſig gehen. Denen aber ſo Weiher haben und doch
Brols mangeln wollen wir ſchweinen fleiſch und meel das ſie inen ſelbſt bachen
dargeben.
(4) So ir zuren haimhlich mit einander
reden und berathſchlagen, darüher ergriffen würden, ſollen ſtracks gehenkt
uerden, und ſo ainer ſolches etwa horte oder ſehe, und von freundſchaft wegen
irer verſchonte und mit anzaigt, ſoll gleiche ſtraf mit inen leiden.
Letztlich (5) der dem andern nur eines
hällers werth flielt, ſoll von ſlund an mit dem ſtrang gerichlt werden.
Auf ſolche und von mehrer ſorg und
aufmerkens wegen hat der Graf in dem gröſſern ſchloß nechſt beim thor ein
Crucifix ſetzen laſſen, baldt darauf einen Fueßknecht oder Heidocken, der wider
ſeinen Weida von leder zuckt, am Platz der gröſſern Stat enthaupten laſfen. Am
ſelben ort auch hat der Graf den Mahmut Aga (iſt ein Türkiſcher Hauptman)
wegen ſeiner groſſen treuloſigkeit und andere grobe ſchedliche thaten, die er
am weg als er gen Sigeth zogen begangen, köpfen laſſen; iſt zuerachten, daß er
ſolches mehrer forcht und aufſehen auf in zu haben gethan habe. Nachdem ſolches
vollbracht, hat der Graf allen Edelleuten und Fueßknechten ſo in der groſſen
Stadt gewont befolhen, daß ſie ire Heuſer abbrechen und niederreiſſen, das ſtro
und heu hinauß tragen und verbrennen, die aber in der Newen Stat gewont, daß
ſie das ſtro undter den tächern Weg nemen und in die heuſer legen ſolten, damit
dieſelb Stat, die allein mit holz und zaun umbgeben, deſto geſchwindter
verbrinnen möchte. Als nun der Graf ſie alle dermaſſen verpflichtet und
vereidet, iſt er mit allen dem Volk und kriegsleuten alda belieben, deren, ſo
zu der wehr tauglich, waren allenthalben 2300 und etlich, one die weiber und
kinder, ſo darunter mit gezelet worden.
Den letzten tag Julij iſt der Urumeli
Beglerbeg und Akhanſki Waſcha mit 90 tauſent Türken ankumen, und bei S.
Lorenzen, ein meil von Sigeth, ſich nidergelaſſen; dahin haben ſich auch auß
des Türkiſchen Keiſers leger in die 100 tauſent Türken verfügt, und von
ſtund an noch denſelbigen tag, von morgen frue biß auf mittag, zwiſchen dem
Zaun mit den unſern geſcharmitzelt, und gegen abent ins Leger zu irer ruhe
wider abzogen.
Den 1. Auguſti haben ſich beide der
Beglerbeg und Abkanſki Baſcha mit den bemeldten 90 tauſent und den ganzen
Türkiſchen haufen alda erhebt, und ſich bei Simlehoven ein viertel einer meil
vom Schloß an einem bergle nit weit von der Sigeter weingarten gelegert, und am
morgen früh zu den Zeunen mit den unſern zu ſcharmützeln zugerennet, und als
ſie von mittag an biß gegen abent redlich mit einander kempft, ſein viel auß
den Türken erſchoſſen und umbkomen. Auf die weiß ſein die Türken alle tag
dreimal herbei kommen, biß der Türkiſch Kaiſer auch ſelbſt angeſtoſſen.
Den 5. tag Auguſti iſt der Beglerweg und
Abkhanſki Baſcha ſampt irem Volk von dem gemeldten bühl, den ſie für den
Kaiſer erwehlet und frei gelaſſen hetten, abzogen, und ire zelten neben dem
ſchloß hinzu aufgericht. Am ſelben montag auch hat man des Türkiſchen Kaiſers
zelten an den bühl, von dem ſich der Beglerbeg und Abkanſki Baſcha gezogen
hatten, aufgemacht.
Den folgenden Erchtag[17]
den 6. Auguſti iſt der Türkiſch Kaiſer ſelbſt mit dem ganzen übrigen haufen
hinach komen, und denſelben bühl, ſo neben der Sigether weingebürg iſt[18],
eingenumen, ſein Leger da gemacht und befeſtigt; die andern haufen aber, die
legten ſich ſo dick dem Schloß zu, umb und umb, daß die zelten und hütten
uberall an einander anrüreten, daß keiner ins Schloß mit komen mocht, den die
feindt wegen irer groſſen menig mit ſehen kunten. Denſelben tag hat man bei den
Zäunen und rinkmauren allenthalben bis auf die nacht heftig gekempft, und wie
die ſunn untergangen der Kaiſer alles geſchütz, ſo er mit ſich bracht, abgehen
laſſen, die Janitſcharn, ſo auf ſeinn Leib warten, deren er dann allzeit etlich
tauſent an ſeinem Hof erhelt, ſein von jugent auf zum Krieg gewont und die
beſten ſchützen, die haben gleichsfals ir handtgeſchütz abgeſchoſſen, da ein
ſolches gedöß und krachen erſchollen, als wenn es vom Himmel herab donnert.
Darauf ſie durch das ganz Leger dreimal geſchrien Halla (das iſt Gott), und das
zu einen zeichen ires Kaiſers glücklichen ankunft zum Sigeth, die Chriſten
haben entgegen im Schloß Jeſus geſchrieren.
Den 7. Auguſti haben die Türken auß der
ebne und nebenliegenden feldern die ſchanzkörb mit erden außgefüllet und zu
der Newen Stat voran geſchickt, dann ein ſchanz oder wall aufgeworfen, den
wider mit graben und ſchütten verſichert, darauf ſie alsbalt das geſchütz bracht
und hindergeſtellt haben, und auf die unſern, welche hinder den zaun oder
gemachten umbfang der Newen Stat ſich enthielten, ohn unterlas geſchoſſen. Sie
kundten aber denſelben tag wegen unſers groſſen widerſchieſſens nichts
außrichten; daſelbſt haben auch die Janitſcharen, nach dem ſie nahent zum
gemachten zaun herzukomen, gar heftig mit den unſern geſchlagen, und ſein im
ſelbigen ſcharmützl von den unſern nur ainer, irer aber gar viel umbkumen.
Diſen tag hat auch der Graf alle die zeun, gerten und paum abhawen und
verbrennen, und beide ſtatthor, die alsdann mit erden außgefüllt und
verſichert worden, zueſperren und vermachen laſſen; denſelben abendt und den
nechſten donnerstag hernach haben die Türken fort an der ſchanz gearbeit, die
Janitſcharn aber haben ſich in die gräben gelegt, und ſich unter denen wällen
erhalten, da inen das geſchütz nicht ſchaden künnen.
Den 8. Auguſti, nemblich am donnerstag,
haben die Türken in aller früh angehebt von dreien orten auf die Neuſtat
heftig zuſchieſſen, die Janitſchären haben gleichsfals nit gefeiert, ſonder an
unterlas in beide ſtet geſchoſſen. Darauf hat der Alli Portuk bei tag und nacht
ein andere ſchanz undterhalb des innern Schloß nahent bei des Künigs garten,
alſo genannt, gerad im gemöß und ſchloßgraben erhebt und aufgefürt, und die
groſſen ſtück darauf zu ſtellen angehebt.
Den 9. Auguſti am freitag hat gemeldter
Alli Portuk, welcher dann des Türkiſchen Kaiſers obriſter zeugmaiſter zu land
und waſſer iſt, mit fünf mauerbrecherin und etlichen kleinern geſchütz auf
das inder Schloß geplitzt, und denſelben tag mit dem embſigen und ſtäten
ſchieſſen dahin kumen, daß er auch darinnen den Thurn Und die Glocken
zerſchmättert und zerriſſen hat; dann er am morgen in aller frü angehebt, biß
auf den abent zu ſchieſſen nie aufgehört; und ob er gleich immer ein wenig
ſtillgehalten, iſt er doch bald wider fortgefarn und die ganze nacht on
unterlas hinein gedonnert. Wie ſolches der Graf am freitag zum abent ſicht, und
vernimmt, daß ſeiner Leut viel vom geſchütz umbkummen, hat er gleich mit
angehender nacht in der tunkel die Neuſtatt uber und uber außbrennen laſſen,
und ſich in die alte Statt gemacht und eingeſpert.
Den 10. Auguſti am Samstag haben die
Türken auf die alt Statt von dreien orten anheben zu ſchieſſen, die
Janitſcharn aber ſchanzten immer nähmer hinzu, haben auch alſo etlich geſchütz
in die Neuſtat ſo außbrunnen, als balt gefüert danenher ſie auf die Altſtat
ſchieſſen mügen. Denſelben tag haben die Türken und Aliportuk ein Brucken von
ſchüt, holz und ſtauden, darauf ſie durch das gemöß kumen möchten, zugericht,
darzu haben ſie groſſe plöcher[19],
paum und hölzer tragen, mit denen ſie eins tails vor den geſchütz bedeckt den
weg oder brucken gemacht, und von tag zu tag näher zum Schloß kummen. Es waren
aber die Türken alle zum höchſten befliſſen, damit ſie dieſe brucken durch das
geſümpf mit erſten fertigten, und hat ſich keiner dieſer arbeit entziehen
dörfen, ſonder haben alle holz und ſtaudeU zutragen, und ein jeder was daran
arbeiten müſſen; darzu haben weder die Cameln, Saumroß oder Eſel gefeiert, es
war die Au darbei und das ganz Feld herumb uber und uber fol mit Türken,
Cameln, Roſſen, und andern zuetragenden vieh. Sein alſo an zwaien orten von der
Stat an gegen dem Schloß die brucken zugericht geweſen, und auf deren jetwedern
ein groſſen haufen von holz gelegt. Wie ſie nun die brucken mit,erden
außgefüllt, gemacht, und nahendt zu der ſchloßmauern gefürt, haben ſie etlich
thürn wie die blochheuſer mit außgeſchopten ſecken von woll und werk dahin
geſtellt, darunter die Janitſcharn ſicher ſtunden und dermaſſen auf die mauern
geſchoſſen, daß ſich keiner auß den unſern dorten erhalten oder bleiben
künnen.
Den 19. Auguſti am montag vor Bartolomei
haben die Türken die gröſſer Statt gewunnen und in iren gewalt bracht.
Daſelbſt ſein vil gueter redlicher Leut, die ins ſchloß nit kummen und dem
feind entfliehen mügen, umbracht worden; dann die Türken, damit ſie inen den
eingang wereten, liefen ſie den unſern mit groſſer geſchwindigkait biß zur Schloßbrucken
Vor und jagten die jenen ab, derwegen die ſo zeitlich nit hinein haben kumen
künnen, ſein alle darvor nieder gehawet worden. Darunter war Martinus
Bofinack, Petrus Botoſch[20]
ein Fueßknecht - Weida, und ander vil redliche und erfarne kriegsleut; auf der
Brucken ſein auch Peter Bath, Blaſi Diak, Georg Mathiaſch[21],
alle Weida oder Fueßknecht - haubtleut, erbermblich umbkommen. Da iſt auch
Mathias Seckſedi Weida mit einer kugl geſchoſſen worden, darvon er nimmer
aufkommen mügen. In eroberung der Stat haben auch der Rodovan und Franciscus
Dando[22],
baide Weida, auch andre namhafte Kriegsleut die zu lang zu erzelen, ir leben
geendet. Wie nun die Statt mit groſſen verluft und ſchaden eingenummen, dann es
waren vil alte Weida und die beſten leut darinn blieben, haben ſich die andern
all mit groſſen unmuth und traurigkeit ins Schloß ſampt dem Graven begeben und
eingeſchloſſen. Die Türken aber hetten die ſtatt ſchon mit einer ſtarken
beſatzung innen, und ſich darein gelegt.
Den 21. Auguſti heben die Türken an von
vier ort auf das Schloß auß groſſen ſtücken zu ſchieſſen, machen auch dahin zu
zween weg oder ſchütt von ftauden und erden; dann das geſümpf und gräben
waren maiſtes tails außtrucknet und on Waſſer, war nichts darinnen als laim und
lötten.
Den 26. Auguſti am Montag nach Bartolomei
haben die Türken uber ihre geſchütte weg auß des Aliportukh ſchanz den erſten
ſturm aufs inner Schloß thon, darüber ir viel umbkummen. Die unſern aber haben
inen zwen Fanen abgedrungen und hinein ins Schloßbracht, daſelbſt auch den
Miſerſki Waſcha erſchoſſen; auß dem Ort haben die Türken mit ſpot und ſchanden
weichen müſſen, deren ein groſſe anzal unter der maur mit ſampt iren
ſchaufeln, damit ſie das Schloß zerreiſſen und abarbeiten haben wöllen,
erſchlagen und erſchoſſen gelegen ſein. Auf diſe weiß haben die Türken von
Montag an alle tag imer zu haftiger von dreien orten auß der Haſardei und
zwaien Polwerken (deren eins nahent beim Thor, das ander am Berg hinan gelegen)
0n unterlaß in das inner Schloß geſchoſ ſen und groſſen ſchaden gethan.
Den andern September haben die Janitſcharn
wider einn ſturm angelaufen und alſo ins Schloß zu kummen fürgenummen. Aber
ſie haben diſen iren anſchlag verendert, und bei der nacht die groß Paſteien,
die nächſt am berg gelegen[23],
zu untergraben angehebt; und als ſie drei ganze tag ſtreng daran gearbeitt,
haben ſie ein ſolchen haufen erden und ſchütt herauß geführt, daß ein
Janitſchar daſelbſt ſicher hin und wider gehn und gar zum innern zaun, da er
einen auß den unſern auf der Paſteien erſchoſſen, kumen, und alſo die unſern
unter der erden herauf treffen künnen. Dahin haben ſie nun ein groſſen haufen
dürres holz, bret
ter, ſtro und pulver tragen und
eingeſteckt. Den 5. September, am pfinztag[24]
vor Maria geburt, haben die Türken die groß Paſteien am gröſſern Schloß in
aller frü anzünt; gleichwol ſie ſelbſt ſtark brunnen, iſt doch das feur vom
windt ſo von mittag gangen je gröſſer und heftiger und gar ins Schloß getragen
worden, iſt alsdann in die baum und träm, welche zu beſſerung der gäng an den
Rinkmaurn hingelegt waren, kummen, die verbrent und fort ins Grafen Stal und
die andern wonungen im gröſſern Schloß fortgangen und alles verhergt. Auf
derſelben Paſteien und in demſelben feur waren alle des Kaiſers groſſe ſtück
geſchütz alſo geſtelt, daß man von 4 orten on unterlaß daraus geſchoſſen.
Darzu haben auch die Janitſcharn mit – – –[25])
l – – – mit bloſſen ſäbl und einer kleinen rundelln hinauß zogen; vor im gieng
der Juranitſch mit dem hauptfanen, die andern aber von huffärn und knechten,
die noch uberbliben, giengen im alle nach, haben alſo auf der prucken mit den
Türken zu ſchlahen angehebt. Am ſelben Ort haben die Janitſcharn den Grafen an
dreien orten geſchoſſen und getroffen, da er auch von dem Schuß, ſo er in Kopf
empfangen, gefallen iſt. Wie das beſchehen, haben die Türken flux dreimal
Halla das iſt Gott geſchrien, die unſern aber ſein wider zuruck ins inner
Schloß geflohen[26].
Die Türken haben inen heftig nachgeſetzt und mit grimmen nachgedrungen, ſein
alſo mit groſſen gewalt und anlauf ſambt inen ins Schloß hinein gefallen und
geloffen.
Dieweil war die inner, auch die Rinkmaur,
allenthalben vol mit Türken, da hinab ſie die unſern mit ſtangen und
maurſtainen ſchlugen und wurfen und gar ein ernſtlichen ſtreit hielten. Diſe
alle, außgenummen die etwa mit Türkiſchen kappen oder heublein bedeckt und
alſo darvon geſtolen worden, haben ſie umbracht, kinder und weiber aber haben
ſie all bei leben behalten und gefangen weckgeführt; das haben aber die
Janitſchärn maiſtes tails und vilmehr als die andern Türken gethan. Wenn ſie
einem ain gefangnen nit nemen kunten, haben ſie im den unter den henden
nidergeſäbelt. *) – 27 – An ſelbem ort
des Schloß war es mit Todten Chriſten und Türken Cörpern ſo voll, daß kainer
der ins Schloß kummen oder darinnen umbgehen wollen, anderſt als uber die toten
gehen und auf ſie treten müſſen. Es war auch auf den mauren des innern Schloß
ein ſollicher haufen von toten leuten, daß ainer leicht bluet genug het
ſchopfen mögen. Wie ſie nun die Chriſten alle hinauß geführt, und die Türken
beide Schlöſſer, das groß und klain, ſambt den gemächten maueren und höfen
innen hätten, iſt das feuer zum pulver, welliches in ein gewelb in thurn des
innern Schloß gar an der erden behalten wardt, kummen, und die alten Zimmer,
die im indern Schloß warn, von grundt auß erhebt, zerſtoſſen und zerworfen, und
ſein in dieſen feuer viel Türken vom pulver und den gemeuer erſchlagen und
erſtoſſen worden. Und wie die Türken ſelbſt ſagen, ſollen allein an ſelben Ort
irer mehr als in die 3000 ains tails durchs feuer, ains tails von gemeur, ſtain
und dachzieglen überfallen und erſchlagen ſein und umbkummen; den von diſes
unfals und ſchadens wegen iſt ein groß geſchrei und klagen durch das ganz leger
gangen, dann einer bewainet ſeinen Vatern, ainer ſeinen Sun, der dritt ſeinen
bruder.
Den tag hat der Janitſcharn obriſter den
Graven, ſo ſchon tot war, den kopf abhawen und dem Türkiſchen Kaiſer
fürtragen laſſen. Aber der Obriſt Baſcha Machmet ſambt den andern Viſir Baſcha
iſt mit ſöllicher liſtigkeit umbgangen, daß weder auß den unteren Wäſchen noch[27]
Begen jemands, viel weniger die Janitſcharn oder das ander Kriegsvolk, ires
Kaiſers todt innen wurden. Wellicher doch zuvor den 4. tag September nach
mittag umb eins an dem Ort Siclohof genandt, ein viertel meil von Sigeth neben
der Sigether weingarten gelegen, geſtorben war, biß daß Sigeth nun eingenummen
war, und er des Kaiſers Sun Selimum derwegen ſchon gewarnet hat; und damit
fölliches gar nit außkäm, hat Er Machmet Baſcha den doctor, ſo dem Kaiſer auf
ſeinen leib gewartt und curiert, bei der Nacht, damit er ſeinn Todt nit
ausſchwetze, haimblich umbbringen laſſen. Hiezwiſchen als der Kaiſer tot war,
het er nichts weniger alle tag aufblaſen laſſen und mit drometen und andern
Muſicaliſchen Inſtrumenten hofieren, auch Speiß kochen und auftragen laſſen,
als ob er noch bei leben were. Aber nach ſeinem todt iſt ein groß ungewitter
und ſtarker windt entſtanden, wellicher alle des Kaiſers zelten nider geriffen,
und die als wolte erſ mit ſich füren, umbkehrt; der iſt auch durch das ganz
Türkiſch leger und gar zu des Machmet Baſcha Sokolowitſch zelten
fortgedrungen, alles hey und ſtro, ſo er im leger gefunden, erhebt und
hinweckgefürt. Zu der zeit auch hat ſich etwas Wunderlichs zuetragen: dann die
Thonau. unterhalb nahendt bei Tulna[28]
ſo trüb, ſo löttig[29]
und ſandig geweſen, daß die in dreien tagen nit lauter wor den, oder man ſich
des Waſſers, wie es die Türken und die Burger von Tulna ſelbſt geſagt, weder
zu kochen, waſchen oder trinken gebrauchen mögen.
Den 8. September am Suntag unſer frawen tag[30]
hat man des Graven kopf,. ſambt andern ehrlichen Sigether köpfen, an ein
ſtangen nit hoch von der erden geſteckt und ein ſtainwurf von des Kaiſers zelt
aufgeſtellt; darneben umbher ſein auch die Sigethiſchen Fahnen mit umbgekerten
ſpitzen in die erden geſteckt geſtanden. Alſo iſt denſelben ganzen tag des
Graven Haupt am ſpieß geſehen worden, denn die Türken hetten kain ruhe, ſonder
haben ohn unterlaß das gedachte Haupt des Graven, auch der ander kriegsleut
köpf, ſo all auf einen haufen zuſammentragen worden, beſchawet und daſelbſt zu
beſehen hinzukummen. Einen jedlichen Türken auch, der aines Sigethiſchen
Kriegsmans kopf zu des Kaiſers oder an ſeiner ſtatt zu des Machmet Baſcha zelt
getragen, dem hat man zehen ducaten geſchenkt und geben.
Den 9. Septembris am Montag frü hat der
Machmet Baſcha Sokolowitſch, des Kaiſers Ayden[31]
und Obriſter Rath, des Grafen von Serin kopf, ſeinen Brudern Muſtafa
Sokolowitſch Baſcha zu Ofen dahin gen Ofen zuegeſchickt. Wie er den empfangen,
hat er im in ein ſeidentuch eingewicklet und mit einer reinen leinbat bedeckt
und bei zwen Bauern gen Raab in unſers Kaiſers leger abgefertigt.
Davon iſt der durch Balthaſarn Batſchani
mit groſſen trauern und klagen gen Tſchakaturn[32]
gefürt und da in S. Helena Cloſter, in der gruft da ſein erſte Haußfrawe
Catharina von Frangepan ſeliger gedöchtnuß mit zwaien Sünen und einer Tochter
eingelegt iſt, begraben worden. Deſſen Seel wölle der Almechtig Gott das ewig
reich in ſeinen Himmel verleihen!
---------
Die Grabſchrift an des Herrn Graven
Niclaſen von Serin grabftain zu Tſchakhaturn.
Dem Hochgebornen Niclaßn von Serin, des
Torquali ſchweſter Suhnn, welcher, von Kayſer Carl den fünfften, nach
entſetzung der Statt Wienn, Darumben das er als ein Junger viel redliche thaten
bewiſen hat, mit einem ſchönen Roß vnnd Gulden ketten begabt, der ſein manheit
bey Ofen vnnd Peſt mit groſſen Ehren erzaygt, der dem Banamdt der 3 Khönigreich
Krabaten, Dalmatien und Windiſchlandt[33],
auch dem 0briſten Mundſchencken ambt in Hungern mit groſſer fürſichtigkeit
vorgeſtanden, der bayder Rhömiſcher Khayſer, Ferdinand vnnd Maximiliani des
andern, di3halb des Donauſtrams Obriſter Craiß Haubtmann geweſ, der[34]
die feindt ſo offt uberwunden geſchlagen, gefangen, vnd veriagt hat. Letzlich
in der unglückhafftigen vnnd erbärmdlichen eroberung Sigeth, Welliche Weſten
er wider ein vnzelliche menig des Türkiſchen Kayſers Solimani kriegsuolck, mit
jrem mercklichen ſchaden vnd niderlag, lenger als ſein vermögen war,
aufgehalten, vnd beſchirmbt, da die geiſl der ganzen Welt ſelbſt der Solimanus
ſein geiſt aufgeben müſſen gar herrlich vnd Rümblich vmbkhummen, Dem
Ritterlichen vnd in kriegs ehren berumbten, vnnd vnüberwuntnen Haubtman, der
bey den gantzen Landt woll erdient, iſt diſer Stain zu gedächnuß geſetzt
worden. Hat gelebt 48 Jar iſt geſtorben den 7. September im Jar 1566.
Die Zal der umbkumnen Türken.
Es ſein aber zum Sigeth, wie es der
Janitſchärn. haubtman von Ofen, als er auß dem leger gen Ofen zug, zu Tulna
erzelt hat, der Türken zu roß 18 tauſent, der Janitſcharn 7000, welliche mit
einander machen 25 tauſent man, umbkumen, und diß ſein allein die in die
Regiſter eingeſchriben, on die andern geringen leut und die nit eingeſchriben
geweſen. Von den fürnemſten aber iſt der Miſanſki[35]
Baſcha, der Aliportuk Baſcha Cäpitſch (das iſt des Kaiſers Obriſter Camrer) und
der Baſcha Haßnadar (das iſt ſein Schatzmaiſter) umbkummen. Auß den Begen oder
Haubtleuten ſein gar vil erlegt worden, deren zal man nit waiß; den ſie halten
wenig darauf und ſprechen, es ſein nur ſein des Kaiſers gefangene und künftige
knecht. Aber das iſt gewiß, daß eine groſſe menig Türken umbkummen iſt, dan es
kaum zuſagen, wie vil ir von den ſtäten ſchieſſen der Sigether getroffen und in
der eroberung nider gehawt findt. So ſein auch unzellich vil toter uberall in
graben gelegen, daß es ein grauſam ublen geſtank wie weit gemacht hat.
Ergänzung zu Seite 25.
Aus Abrahami Hossmanni Hiſtoria der gantz
Kleglichen vnd erbermlichen Einnehmung der Treflichen Haupt-Feſtung Sigeth in
Ungern – auß vielen bewerten richtigen geſchicht-Schreibern, wie denn auch auß
der Türken eignen Scribenten verzeichniſſe, Doch vornemlichen aber auß der
groſſen Handbeſchriebenen Chronica, ſo zu Wien in der Käyſerlichen Bibliotheca
verwahret, hin vnd wider mitfleiß zuſammen gebracht. Zu Magdeburg bey Johan
Francken, Anno 1617.
Fol. 15. Darauf man denn alles geordnet,
was von nöten ſein mögen, und von neuem zum Sturm gerüſtet, auf folgenden Tag,
welcher der 6. Herbſtmonats geweſen, und wiewol dieſes ein rauher Sturm, doch
ſeind ſie von denen in der Beſatzung abgetrieben, und haben mit Verluſt eines
und des andern Theils nichts geſchafft. Letzlich den 7. Tag haben ſie den
letzten angelaufen, der ſchröcklich geweſen, und mit groſſer Macht, ſo viel
müglich, und ſeind lange zwiſchen Hoffnung und Furcht geſtanden. Dieſer Sturm
hat lange gewähret, und in dem hat Graf Niclas von Serin eines tapfern
Hauptmanns und mannliches Kriegsoberſten Ampt vollbracht, mit anmahnen,
fürſehen, hin und widerlaufen, ſtreiten, und verſäumbt ihm ſelber und den
Kriegsleuten nichts, und that mehr, denn er ihm ſelbſt vertrauete. Derhalben,
als er geſpüret daſs der Feinde Geſchütz die Gebäu der Feſtung angezündet,
ward er von dem Ernſt getrieben, gedachte wol, daſs er ſich nicht länger
darinnen könnt aufhalten. Darumb befahl er ſeinem Cämmerer Herrn Franzen
Scherenk[36],
daſs er ihm ein ganz ſammetes Kleid[37]
holen ſollt, und thät darnach zu den Kriegesleuten, die damals noch bei ihm
waren, dieſe kurze Rede: Jetzund bedarf ich nicht einer ſchweren Kleidung, ſondern
muſs mich gering anthun, in welcher ich mich ohne Verhinderung hin und
herbegeben und ſchützen möge. Er thät demnach auch Verordnung; daſs man ihm
ſeinn Hut geben ſollt, von Sammat, mit Gold eingewirkt und gezieret, welchen er
auf Hochzeiten pflegte zu tragen. Daran war angeheft ein fürtreffentlich ſchön
gülden Kleinod, und in der Mitten im fördern Theil ſtunde ein köſtlicher
Demant, mit einer ſchönen Reiger-Federn geſchmückt. Zu dem ließ er auch
herfürbringen einhundert Hungeriſche Ducaten, unter denen er doch kein
Türkiſche Münz haben wollt: welche als ſie nun der Kämmerling gebracht hette,
ſchnid er alsdann den ſeiden Rock von einander und thät das Geld unter die
Baumwoll, darmit er gefüttert geweſen, ließ das Loch wieder vermachen, und ſagte
darnach zu den ſeinigen alſo:
Ihr ſollt aber wiſſen, daſs ich dieſes
derowegen gethan habe, auf daſs, wenn mich etwa einer unter den Feinden oder
Mördern meiner Kleidungen berauben würde, daſs derſelbig nicht ſagen möge, er
hätte bei mir keinen Raub noch Gewinn gefunden.
Und uber ſolches alles verſchuf er auch,
daſs ihm der Kämmerling die Schloſsſchlüſſel geben ſollt, welche allezeit,
dieweil die Feſtung belagert ward von den Feinden, er in ſeiner Gewalt gehabt
hat. Und als er die empfangen, legt er ſie von Stund an in den Rock zu den 100
Ducaten, und redet die ſeinen auf ſolche Geſtalt an:
Ihr mögt mir in der Wahrheit gläuben, ſo
lange ich dieſe Fauſt gebrauchen und bewegen, und mit dieſem Schwert das Leben
werde beſchützen können, daſs niemand mir dieſe hundert Ducaten und
Schloſsſchlüſſel ſoll hinweg nehmen. Wenn ich aber geſtorben, ſo mag
dieſelbigen behalten derjenige ſo ſie bekommen wird, ſintemal ich zu Gott im
Himmel geſchworen und ein Gelübd gethan habe, daſs ich mich nicht wolle dnrch der
Türken Läger führen laſſen noch ein Urfach ſein, daſs die Kinder auf mich
zeigen ſollen.
Endlich hat er ſeinem vorbemeldten Cämmerer
befohlen, daſs er ihm ſeine Säbel mit Gold und Silber gezieret ſollte dargeben,
welche als er einn nach dem andern verſucht gehabt, hat er aus vieren einen,
der noch ſeines Vaters geweſen, erwöhlet, ſprechend:
Das iſt eins aus meinen alten Schwertern;
mit dieſem Schwert habe ich vor allen andern Ehre, Ruhm und Lob erworben, und
alles das ſo ich habe damit bekommen. Und mit dieſem Schwert will ich itzund
alles das, welches Gott der Herr mit ſeinem gerechten Urtheiß wider mich
verordnet hat, mit ſtandhaftem Herzen leiden.
Damit nahm er den Säbel in die rechte Hand,
trat aus ſeinem Gemach, und ließ ihm einen Schild oder runde Tartſchen
nachtragen. Und wollte ſich mit keinem andern Waffen, weder mit Harniſch noch
Helm, verwahren, mit Vermeldung, Gott der HErr werde wahrhaftiglichen auf
dieſes Mal ſein Beſchützer und Beſchirmer fein; er wolle auch durchaus nicht
aus Sigeth entgehen und darvon fliehen, ſondern alle Sachen mit ſtandhaftem
Herzen, wie es Gott ſchicken werde, aufnehmen und geduldig leiden.
Darauf kam er in den Hof oder Platz des
innern Schloſſes und fande daſelbſt alle redliche Kriegsleut, Reuter und
Fußknecht, bereit ſein, die denn bedecket mit Harniſch, Helm und Schilden, auch
mit bloßen ausgezogenen Schwerten, mit willigem und bereitem Gemüth, ſeiner
warteten. Und als ſie vermerkten, daſs die Feſtung von den Flammen, die in
keinerlei Wege mehr kunnten ausgeleſcht werden, gänzlich verzehrt ward, und wol
gedachten, daſs ſie von wegen des großen mächtigen Feuers und Rauchs nicht
länger möchten in derſelben verharren: da hat der edle und theure Graf Niclas
von Serin ſchier auf folgende Meinung, alſo daſs er von jederman leichtlich
könnt verſtanden, vernommen und gehört werden, auf dem Platz des Schloſſes
angefangen zu reden und geſagt:
„Ihr meine lieben Brüder und dapfern
Kriegsleut, jetzund ſehen wir alle zugleich vor Augen und befinden es in der
That, wie Gott im Himmel uns mit der Brunſt heimſucht und ſtraft, mit dem Feuer
überwinden und zwingen uns unſre Feinde. Zwar es würde uns der Türken Macht
und großes Krieges-Heer nicht ſo faſt ſchaden können, als ſtark uns das Feuer
zu unſerem merklichen Verderben jetzt zuſetzt. Nichts deſto weniger aber ſollen
wir dieſe Strafe, uns von dem Allmächtigen Gott verordnet, mit geduldigem und
dankbarem Gemüth gern annehmen. Denn mit dieſer Züchtigung hat er uns nicht
allein unſer Sünden halben, ſondern auch von wegen der Laſter, damit die ganze
Landſchaft Sigeth beſchrieben iſt, alſo wollen heimſuchen und ſtrafen. Mu
gedenke ich, daſs ihr noch in guter friſcher Gedächtnuſs behalten habt, wie ich
euch vormals mich verbunden, und ihr auch gleichesfalls mir mit einem Eidſchwur
theuer verſprochen, daſs wir allhie bei einander leben und ſterben wollten. Wie
wir dann auch, bis auf dieſe gegenwärtige Stunde (Gott dem Herrn ſei ewiges Lob
geſagt) ſolches recht und wol gehalten haben, und auch in ſolcher Beſtändigkeit
bleiben wollen. Wir ſehen jetzund alle öffentlich vor Augen, daſs wir an dieſem
0rt, ob wir ſchon gern wollten, nicht länger können verharren. Dann es ſeind
unſer wenig, und werden vom Feuer aufgetrieben, haben kein Proviant mehr, und
ſterben euch euer Kinder und Weiber für Hunger und Durſt. Warumb wollten wir
dann alſo muthwillig im Feuer verderben? Ei ſo laſst uns, ihr ritterlichen
Kriegsleut, in das auswendige Schloſs friſch treten und mit den Feinden
männlich und tapfer ſtreiten, und wenn wir gleich ſollten umbkommen, werden wir
doch bei Gott ohn allen Zweifel ewiglich leben; ich will der erſte fortziehen,
folget ihr mir nur tapfer nach, ich will bei euch halten und euch nimmermehr
verlaſſen, ihr redlichen Kriegsleut!
Als er dieſes ausgeredt hatte, da rufet er dreimal
mit heller Stimme den allerheiligſten Namen JEſu an, und uberantwortet das
Kaiſerliche Pannier dem Herrn Lorenzen Juranitſch, einem edeln tapfern
Crabatiſchen Edelmann, daſs er ſolches vor ihm tragen ſollte: thät demnach das
Thor des Schloſſes auf, und ließ eine Carthaunen mit vielen Kugeln geladen
unter die Türken los[38],
und erſchlug damit ihrer ein ziemliche Anzahl, daſs (wie der Türken eigene
Scribenten bezeugen) durch dieſen Schuſs uber dreihundert Türken tot
geſchoſſen worden, unter welchen ihr viel der vornehmbſten geweſen. Darnach
trat er mannlich auf die Brücken, und hielt ſein Schwert und Schild in den
Händen und folgten ihm die ſeinen, welcher nur 5 Hundert noch ubrig waren
(wiewol Budina in ſeiner Hiſtoria, die er hievon geſchrieben, nur etwas weniger
dann zweihundert meldet).
Allhie hat der edle Graf ritterlich
geſtritten, wollte ſich nicht ergeben, ungeacht die Türken ſchrien, er ſollt
ſich gefangen geben, damit ſie ihn lebendig in ihren Gewalt bringen möchten.
Indem er nu unter den Feinden mit tapferm ſtreiten ſeine Mannheit zu verwundern
gibt, wird er mit einem Spieß an die Bruſt geſtochen, doch hat er den Schmerzen
verborgen, daſs die andern darob nicht das Herz entfallen ließen, bis zuletzt,
daſs er am Haupt ubel beſchädiget, auch von Janitſchären mit drei Kugeln
getroffen ward, da iſt er endlich tot zu Boden gefalleu.
Es haben aber deswegen die ſeinen vom
ſtreiten nicht abgelaſſen, doch nicht mehr denn Widerſtand thun mögen wie
zuvor; derhalben zuletzt Sigeth mit allen denen ſo lebendig darinnen blieben
erobert worden, welche wenig Tage hernach, ohne die man wegſchicket,
mehrentheils jämmerlich ertötet u. ſ. f.
[2] Ahd, gimusi Sumpfgegend.
[4] Traa oder Trag,
lat. Travus, Drau
[10] Saumroſs, sagmarius. Feſsler VII p. 39 gibt nach Istvánfi 60
Streitroſſe, 17000 Goldgulden u. ſ. f. an.
[13] Schweizeriſch Fazenetle, ital. fazzoletto, hier das ſogenannte ſchwarze
Tuch, vgl. Feſsler VII pag. 43.
[18] Feſsler VII p. 43 ſagt auf den Zstholter und Szemliker Weinhügeln in
der Schuſsweite von Sigeth.
[20] Bei Feſsler M. Bosniák und P. Botos, ſchon unter M. Horvaths Führung
1557 erprobte Verteidiger des Platzes.
[25] In dem mir vorliegenden Exemplar fehlt hier augenſcheinlich ein Blatt.
Zur Ergänzung gebe ich Seite 32 aus Abrahami Hossmanni „Hiſtoria der Einnehmung
der Haupt Feſtung Sigeth in Ungern u. f. w.. Magdeburg 1617“ eine Dar ftellung
des fehlenden, welche auch in Feſslers Geſchichte der Ungarn und ihrer
Landſaſſen VII, 55–59 wiederklingt.
[27] Im Texte nach.
[38] Feſsler VII 58: Marcus Szerecsény will die Karthaune ab feuern, doch
früher fällt er durch einen Büchſenſchuſs zu Boden. Schnell ergreift Georg
Horváth die brennende Lunte u. ſ. f.
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